Einführung zur Korrespondenz von Hans Werner Henze und Miguel Barnet

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Zur Korrespondenz zwischen Hans Werner Henze (1926–2012) und Miguel Barnet (*1940)

Aufbewahrungsort

Die postalischen Dokumente der Korrespondenz zwischen Hans Werner Henze (1926–2012) und dem kubanischen Schriftsteller, Dichter und Ethnologen Miguel Barnet (*1940) werden teilweise in der Paul Sacher Stiftung in Basel in der Sammlung Hans Werner Henze und teilweise im Privatarchiv von Barnet in Havanna aufbewahrt. Während die in Basel aufbewahrten postalischen Dokumente im Original eingesehen werden konnten, waren die in Havanna aufbewahrten nur in Form von Reproduktionen zugänglich, auf die sich auch die materielle Beschreibung der Briefe stützt.

Umfang

Der Briefwechsel zwischen Henze und Barnet umfasst 64 postalische Dokumente (darunter 30 Briefe, 14 Post- bzw. Ansichtskarten, 8 Briefkarten und 12 Telegramme), 15 davon stammen von Henze und 49 von Barnet. Teilweise enthalten die Briefe Beilagen, die in engem Zusammenhang mit dem jeweiligen Brief stehen, z. B. eine Liste von Henzes Aufenthaltsort im Herbst 1982 oder das Gedicht von Barnet Sexta Sinfonía.

Zeitraum

Der Briefwechsel begann unmittelbar nach Henzes Rückkehr von seinem ersten Aufenthalt in Kuba vom 21. März bis 16. April 1969, bei dem beide sich persönlich kennengelernt hatten. In seiner Autobiografie (vgl. Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 312) berichtet Henze, dass er schon vor seiner Ankunft in Kuba die Intention hatte, den kubanischen Autor des Dokumentarromans El Cimarrón. Biografia de un cimarrón Miguel Barnet kennenzulernen, den er „in Musik zu setzen versuchen wollte“ (Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 312). Mit seinen Reisen nach Havanna beabsichtigte Henze außerdem, die dortige künstlerische Kultur „mitten in einer spontanen, tatkräftigen Umsturzwelt“ näher kennenzulernen und insbesondere folgenden Fragen nachzugehen: „[w]ie wurde da mit den Künsten verfahren? Was erwartete man sich von den Autoren, welche Art von Mitwirkung? Wer oder was ist ein revolutionärer Künstler?“ (Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 312). Aus eigener Initiative suchte Henze im Telefonbuch die Nummer von Barnet heraus, rief ihn an und traf ihn im Hotel Riviera in Havanna (vgl. Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 313). Mit diesem Treffen begann eine intensive intellektuelle und künstlerische Freundschaft, die durch den 20-jährigen Briefwechsel dokumentiert wird. Obwohl mehrere Briefe und Postkarten undatiert sind, konnte rekonstruiert werden, dass die erste Briefkarte von Barnet aus dem späten Frühjahr 1969 und die letzte vom 8. September 1989 stammt. Die Korrespondenz zwischen beiden ist in der Folge regelmäßig, wenn auch nicht allzu häufig. Das Jahr, in dem Henze und Barnet die meisten Briefe austauschten, war 1970 mit insgesamt 12 postalischen Dokumenten, während aus den letzten Jahren der Korrespondenz von 1982 bis 1989 nur ein Brief pro Jahr erhalten ist.

Sprache

Die Korrespondenz ist auf Englisch und Spanisch verfasst. Die ersten drei postalischen Dokumente (zwei Briefkarten und ein Telegramm) sind in englischer Sprache geschrieben, von 1970 bis 1980 ist die Korrespondenz dann hauptsächlich auf Spanisch und von 1981 bis 1989 ausschließlich auf Englisch verfasst. Die Postkarten sind überwiegend in englischer Sprache verfasst. Da sie jedoch größtenteils undatiert sind (von 14 Postkarten ist nur eine Postkarte von Barnet explizit datiert und zwei weitere – eine Postkarte vom 31 Mai 1978 und eine Postkarte vom 21 June 1975 – können durch Stempel mit Sicherheit datiert werden), lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob sie aus der Phase stammen, in der die beiden sich hauptsächlich auf Spanisch (1970–1980) geschrieben haben oder aus der, in der sie ihre Briefe auf Englisch (1981–1989) austauschten.

Die Verwendung beider Sprachen führt dazu, dass Henze niemals und Barnet nur selten in seiner Muttersprache schreibt. Henze beherrscht die englische Sprache auf hohem Niveau, während seine Spanischkenntnisse deutlich geringer sind. Das lag daran, dass Henze erst kurz vor seinen Reisen nach Kuba begonnen hatte, Spanisch zu lernen. Dennoch sind seine Briefe auf Spanisch lesbar und nachvollziehbar. In einem Brief vom 21. Mai 1971 schreibt er, dass er gerne auf Englisch schreiben würde, da sein Spanisch nicht gut genug sei. Trotzdem schreibt er sowohl diesen als auch spätere Briefe an Barnet weiterhin auf Spanisch – bis zum Jahr 1980. Englisch, so erklärt Henze in demselben Brief vom 21. Mai 1971, sei die Sprache des Feindes, d. h. der amerikanischen Blockade im Gegensatz zur Sowjetunion, Kubas Verbündetem im Kalten Krieg und Henze bemühe sich daher, sie nicht zu benutzen. Hinweise darauf, warum Henze ab 1981 auf Englisch schrieb, sind in seinen Briefen nicht zu finden, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass er es vorzog, eine ihm vertrautere Sprache zu verwenden, da er keine Gelegenheit mehr hatte, Spanisch zu üben.

Henzes Spanisch ist stark von der italienischen Sprache beeinflusst, mit gelegentlich einigen grammatikalischen oder idiomatischen Einflüssen aus dem Deutschen. So verwendet er beispielweise in seinem Brief vom 21. Juli 1970 den Ausdruck „la Revolución va adelante en su camino justo!“, der im Spanischen nicht idiomatisch ist (im Spanischen üblicher: „va por (el) buen camino“). Höchstwahrscheinlich hat Henze diesen Ausdruck vom italienischen Ausdruck „sulla giusta strada“ abgeleitet und somit im Spanischen das Adjektiv „giusto“ bzw. „justo“ verwendet. Der italienische Einfluss macht sich auch in der Grammatik bemerkbar, z. B. schreibt Henze „quiero ver Rogelio y todos los ‚antiguos‘ amigos“ in seinem Brief am 19. Juni 1979 und verwendet das Objektkomplement mit dem Verb „ver“, das im Italienischen korrekt ist, im Spanischen aber den Partikel „a“ erfordert. Manchmal benutzt Henze neue Wörter, die zwar spanisch klingen, wie z. B. in seinem Brief vom 12. Oktober 1970 „batudo“ statt „aplaudido“, aber in der Spanischen Sprache nicht vorkommen. In demselben Brief könnte der Ausdruck „hasta el verano“ (im Spanischen korrekter wäre: „antes del verano“) von dem deutschen Ausdruck „bis zum Sommer“ abgeleitet sein.

Außerdem macht Henze im Spanischen manchmal grammatikalische Fehler (wie z. B. im Brief vom 11. Februar 1974 „cuentar“ statt „contarte“ oder „llego“ statt „llegue“). Desweiteren verzichtet er häufig auf Akzente (wie z. B. aus demselben Brief bei Worten wie „mas“ statt „más“, „como“ statt „cómo“ oder „mi“ statt „mí“).

Obwohl Barnet spanischer Muttersprachler ist, verzichtet er auch wie Henze meistens auf Akzente in Wörtern, die sie erfordern würden, z. B. in Wörtern wie „musica“ und „hacia“. Barnets Englisch ist oft von seiner spanischen Muttersprache beeinflusst. Er verwendet manchmal das erste Personalpronomen „ich“ (siehe z. B. diese Postkarte vom 31 Mai 1978), wie es im Spanischen üblich ist, nicht, was im Englischen genau genommen einen Fehler darstellt. Ferner übersetzt Barnet spanische Ausdrücke manchmal wörtlich ins Englische, beispielweise verwendet er den Ausdruck „jumping of joy“ als wortwörtliche Übersetzung von „saltando de alegría“ („jumping for joy“ wäre der korrekte Ausdruck im Englischen) in seiner Postkarte vom Sommer 1979.

In der Begrüßungsformel verwendet Barnet sowohl „Hans“ als auch „Henze“, während Henze seinen Freund nur mit dem Vornamen „Miguel“ oder der verniedlichenden Form „Miguelito“ anspricht. Nach der Anrede verwendet Barnet oft ein Semikolon, was im Englischen nicht korrekt ist.

Schreibeigenheiten von Henze

Abgesehen von den 5 Telegrammen liegen alle 10 Briefe Henzes, die in der Korrespondenz mit Barnet erhalten sind, handschriftlich vor. Wie in anderen Korrespondenzen aus demselben Zeitraum ist Henzes Handschrift druckschriftähnlich und – wenn auch sehr klein – sauber und gut lesbar. Henze scheint es vorgezogen zu haben, statt mit Kugelschreiber mit feinen Filzstiften in verschiedenen Farben (z. B. braun, blau, schwarz und violett) zu schreiben. Er verwendet in der Korrespondenz oft sein eigenes Briefpapier mit vorgedrucktem Briefkopf der Adresse seiner Villa La Leprara in Marino.

Schreibeigenheiten von Barnet

Von Barnets 20 Briefen sind 12 maschinengeschrieben und 8 handschriftlich. Letztere wurden offensichtlich zu Zeiten geschrieben, in denen Barnet keine Schreibmaschine zur Verfügung stand, z. B. am Flughafen (vgl. den Brief vom 14. Januar 1982, wo Barnet explizit schreibt: „(This is a note at the airport of Havana, excuse me for the handwriting)“ oder während seines Aufenthaltes in Europa (vgl. den Brief vom 15 Dezember 1984). Die 14 Postkarten sind handgeschrieben, ebenso die meisten der 8 Briefkarten mit Ausnahme dreier maschinengeschriebener Briefkarten. Barnets Handschrift ist nicht so sauber wie die von Henze, aber sie ist gut lesbar. Die Briefkarten sind manchmal sehr kreativ gestaltet: Sie enthalten beispielweise einige originale Temperamalereien (vgl. die Briefkarte vom Sommer 1970 und die Briefkarte vom 12 August 1970). Auf Postkarten lässt er oft die klassische Zweiteilung außer Acht und nutzt das Adressfeld auch für seine Nachricht. In der gesamten Korrespondenz fügt Barnet seiner Unterschrift eine grafische Signatur hinzu, die aus einem Kreis besteht, der von zwei senkrechten Pfeilen gekreuzt wird, sowie aus kleinen Strichen und Punkten in den vier Kreissegmenten (vgl. Abbildung 1).

Barnet’s graphische Signatur

Abbildung 1: Grafische Unterschrift von Barnet aus der handschriftlichen Widmung an Henze in einem Exemplar von Alle träumten von Cuba, Signatur: Henze 2 B 442, Henzes Privatbibliothek, Hochschule für Musik in Detmold.

Eigenheiten beim Briefversand

Eine Besonderheit dieser Korrespondenz ist die Art und Weise, wie sie „abgewickelt“ wurde. Der Briefverkehr zwischen Kuba und Europa fand größtenteils nicht über einen offiziellen Postdienst statt. Meistens schickten Barnet und Henze ihre Briefe über Freunde und Freundinnen, die zwischen Kuba und europäischen Städten pendelten, wie Ugné Karvelis, die beim Verlag Gallimard in Paris arbeitete (siehe Barnets Brief vom Sommer 1970) oder Vando Martinelli (siehe Barnets Brief vom Sommer 1982), um sicherzustellen, dass die Briefe den Adressaten erreichen. Dies erschwert die Datierung einiger Dokumente und kann in die Irre führen, denn ein Brief aus San Gimignano, dessen Poststempel den 3. Mai 1982 ausweist, wurde höchstwahrscheinlich mindestens eine Woche früher in Kuba von Barnet geschrieben (vgl. Barnets Brief im April 1982) und von San Gimignano aus von einer von Barnet beauftragten Person verschickt.

Ein Großteil der Korrespondenz zwischen Henze und Barnet ist von der Vorfreude an und der Hoffnung auf ein neues Treffen sowie von der Erinnerung an glückliche Begegnungen geprägt. Aus ihrem 20-jährigen Briefwechsel geht hervor, dass sie sich in den folgenden drei Zeiträumen mehrmals persönlich begegneten:

  1. während Henzes ersten Aufenthalts in Kuba vom 21. März bis 16. April 1969 (vgl. Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 311 und S. 319), als sie sich persönlich kennengelernt haben;
  2. während Henzes zweitem Aufenthalt in Kuba vom 8. November 1969 (Abflug nach Kuba am 6. November 1969) bis 28/29. Januar 1970 (vgl. Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 326);
  3. während Barnets Aufenthalt in Marino und in Rostock im Mai 1982, wo Barnet zum ersten Mal El Cimarrón und La Cubana von Henze live hören konnte (vgl. Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 485).

Nach den beiden Aufenthalten Henzes in Kuba plante er sofort weitere Reisen. Henze hätte gerne schon im November 1970 eine offizielle Einladung aus Kuba erhalten (vgl. Henzes Brief vom 12. Oktober 1970), die ihn jedoch nie erreichte. Barnet hoffte, dass sein Freund wenigstens im Februar 1971 zum „Sono“-Festival (zu dem außer dem Titel keine weiteren Informationen gefunden werden konnten) nach Kuba reisen könne, was wiederum nicht gelang. Nach der „Padilla-Affäre“ im März 1971 und Henzes Unterschrift des offenen Briefes an Fidel Castro, in dem er die Freilassung des Dichters Heberto Padilla und seiner Frau Belkis Cuza Malé forderte, war Henze in Kuba eine persona non grata geworden und eine Rückkehr nicht mehr möglich (vgl. dazu Henzes Brief an Barnet vom 21. Mai 1971).

In zahlreichen Briefen aus der Zeit von 1971–1981 schimmern der Wunsch von Henze und Barnet nach einer neuen Begegnung und das Bedauern durch, diese immer wieder hinauszögern zu müssen. In einem Brief am 19. Juni 1979 schrieb Henze an Barnet, dass er unbedingt nach Kuba zurückkehren wolle, am besten auf Einladung der Regierung:

Tengo un gran deseo de venir en Cuba, estoy informandome como hacerlo y bajo cuales condiciones. Como turista sencillamente? Quiero verte, y quiero ver Rogelio y todos los „antiguos“ amigos, piensa cual emoción! Tu piensas que sea posible? Pienso llegar en Enero [1980], te encuentres allí?
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

Die Planung des dritten Treffens zwischen Barnet und Henze im Mai 1982 in Europa ist in der Korrespondenz (vgl. z.B. Barnets Brief zwischen 15. Januar und 28. Februar 1982 und Barnets Brief im April 1982) dokumentiert. Außerdem enthalten zwei Briefe im Sommer 1982 Barnets Dank (vgl. Barnets Brief, in dem er schreibt „I can not describe to you what I felt when I saw you at the Marino station waiting for me. It was a solid feeling of friendship and love“) und Henzes Erinnerungen an die gemeinsam verbrachte Zeit (vgl. Henzes Brief am 19 Juli 1982, in dem er antwortet: „[…] your stay in Marino was so wonderful that still now it seems you’ve left only yesterday“). Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich Henze und Barnet nach 1982 wieder trafen, denn Barnet wurde oft nach Europa, insbesondere nach Deutschland, eingeladen, um seine Bücher vorzustellen, zudem war er DAAD-Stipendiat des Jahres 1989. Als der Briefwechsel mit Henze bereits abgebrochen war, erhielt er 2004 das Bundesverdienstkreuz als Anerkennung seines Engagements für den kulturellen Austausch zwischen Kuba und Deutschland. Barnet gibt in der persönlichen E-Mail-Kommunikation mit der Herausgeberin der Korrespondenz am 4. April 2022 an, dass er Henze zweimal in dessen Villa in Marino besucht habe (siehe das Zitat weiter unten). Dieser zweite Besuch wird jedoch in der bisher nachgewiesenen Korrespondenz nicht erwähnt. Es ist wahrscheinlich, dass dieses oder andere Treffen von den beiden Freunden telefonisch vereinbart wurden und daher keine Spuren in der Korrespondenz hinterlassen haben.

Die Freundschaft zwischen Henze und Barnet begann mit Henzes Wunsch, von Barnet ethnologische Informationen zu erhalten (vgl. Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 314), um mit der Komposition von El Cimarrón, seinem Rezital für vier Musiker nach Barnets gleichnamigem Dokumentarroman zu beginnen, sowie seine Kenntnisse über die kubanische Kultur, Politik und Kunst zu vertiefen. Der Ethnologe und Schriftsteller empfing Henze in Havanna mit großer Gastfreundschaft und wurde für ihn zu einem wichtigen Vermittler der kubanischen Kultur. Während seiner zwei Aufenthalte in Kuba konnte Henze durch Barnet ein Netz von Freunden und Freundinnen aufbauen, die in der Korrespondenz oft erwähnt werden (zu den wichtigsten gehörten Leo Brouwer und Rogelio Rodríguez). Wie er in seiner Autobiographie angibt, lernte Henze durch Barnet „eine Anzahl jüngerer und älterer Schriftsteller und Maler kennen, auch Liedermacher und -sänger, liebenswürdige Leute, schwarze und weiße, allesamt bewegt, umgetrieben vom Optimismus, von den Experimenten und von den Imponderabilien des revolutionären Prozesses“ (Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 314). Häufig informiert Barnet in seinen Briefen Henze über das Leben ihrer gemeinsamen Freunde und Freundinnen. Von Zeit zu Zeit wendet Barnet sich in seinen Briefen an Henze explizit an dessen Partner Fausto Moroni, der Henze bei den Aufenthalten in Kuba begleitet hatte, so dass ihn Barnet auch persönlich kennen lernen konnte. An ihn richtet Barnet mehrere Bitten, ihm Gegenstände wie Brillen, Hundeimpfstoffe und eine Badehose (Vgl. z.B. Barnets Brief von Februar 1974) zuzusenden. Mit Moroni und Henze teilte Barnet die Leidenschaft für Hunde, beide sprechen oft im Briefwechsel über ihre vierbeinigen Freunde, vgl. z. B. Barnets Brief vom 7. April 1973 und den letzten Brief vom 8. September 1989, in dem Barnet Henze nach der Möglichkeit fragt, einen kurzhaarigen Chihuahua zu kaufen.

Da der Kontakt zwischen Barnet und Henze wesentlich durch die Verwendung von Barnets Dokumentarroman als Vorlage für Henzes Musik begonnen hatte, ist auch die Korrespondenz stark von den Werken El Cimarrón und La Cubana, beide mit Libretti von Hans Magnus Enzensberger (siehe hierzu die Erläuterung weiter unten), bestimmt.

Henze berichtet Barnet darüber hinaus häufig von seinen aktuellen musikalischen Projekten, seinen Tourneen und Erfolgen. Ebenso hält Barnet Henze über seine neuen Veröffentlichungen, die Themen, die er in seinen Gedichten und Romanen verarbeitete, sowie ab 1981 über seine Reisen und Stipendien in Europa und Amerika auf dem Laufenden.

Bei ihrem Treffen im Mai 1982 entwickelten Barnet und Henze die Idee, ein musikalisches Werk auf der Grundlage der von Barnet veröffentlichten kubanischen Fabeln afrikanischen Yoruba-Ursprungs (Akeké y la jutía 1978, auf Deutsch 1986 erschienen) zu schaffen (siehe Barnets Brief vom Sommer 1982). Diese Idee wurde noch längere Zeit verfolgt, denn Barnet kündigte in seinem Brief vom 15. Dezember 1984 die Übersendung eines Exemplars von der deutschen Übersetzung (Die stummen Hunde: kubanische Fabeln) an. Das Exemplar hat sich in Henzes Privatbibliothek erhalten und enthält folgende Widmung:

My dear Hans: this is my book on fables translated to German. I want to dedicate it to you with all my love, as always, and with the hope that you will grasp its music. A big hug from your Cuban brother, Miguelito.

Trotz der Schenkung des Buches wurde eine musikalische Umsetzung von Barnets Fabeln afrikanischen Ursprungs von Henze nie realisiert. Neben künstlerischen Projekten und gegenseitigen Aktualisierungen ihrer musikalischen und literarischen Aktivitäten, nehmen politische Themen einen breiten Raum ein, insbesondere nach der Padilla-Affäre, zu der sowohl Henze als auch Barnet aktiv Stellung bezogen und ihre Positionen in Briefen, die höchstwahrscheinlich über vertrauenswürdige Personen verschickt worden sind, austauschten (siehe hierzu die Erläuterung weiter unten).

Als Henze und Barnet sich im März 1969 zum ersten Mal begegneten, war Henze 43 Jahre alt und bereits ein in Europa etablierter und erfolgreicher Komponist, der wichtige Aufträge erhalten hatte. Barnet war jünger, 29 Jahre alt, aber seine ethnografische Arbeit über den entflohenen kubanischen Sklaven Esteban Montejo und der dokumentarische Roman El Cimarrón. Biografia de un cimarrón, der 1966 veröffentlicht worden war, hatte bereits Aufmerksamkeit erregt. Henze kannte das Buch Barnets, das ihm sein Freund Hans Magnus Enzensberger empfohlen hatte. Ob der jüngere Barnet den Komponisten Henze namentlich bereits kannte, ist unsicher. Es entwickelte sich bald eine gute Freundschaft zwischen den beiden. Aus ihrer Korrespondenz geht hervor, dass Barnet von Henze äußerst fasziniert gewesen sein muss. Er verfolgte Henzes künstlerischen Werdegang mit großem Interesse. Er bat entweder darum, Aufnahmen seiner Kompositionen zu hören, oder teilte Henze mit, dass er die Rezensionen von seinen Werken in Zeitungen und Zeitschriften gelesen habe (siehe zum Beispiel den Brief vom 3. Januar 1979. Die New York Times wird in diesem Zusammenhang oft zitiert). Henze seinerseits war Barnet überaus dankbar für den intellektuellen und politischen Austausch und für die Reflexionen über Kunst und Literatur. In den frühen Briefen kommt eine Art von Brüderlichkeit, politischer Nähe und gemeinsamer Ideale zum Ausdruck. In diesem Sinne nennt Barnet Henze oft „hermano“ oder „brother“, z.B. im Sommer 1969 schreibt Barnet in einem Brief: „un saludo revolucionario, cubano, ecuménico y esencial de tu hermano cubano“ (Englische Übersetzung von Yolanda Acker: „a revolutionary, Cuban, ecumenical and essential greeting from your Cuban brother, Miguel“).

Aus der Korrespondenz geht hervor, dass die Freundschaft zwischen Henze und Barnet nach ihrem Treffen im Jahr 1982 (abgesehen von Barnets Brief unmittelbar nach dem Treffen und Henzes Brief vom 19 Juli 1982) etwas ‚gelitten‘ hat und deutliche ‚Störungen‘ aufweist: In einem Brief vom 16. Januar 1985 spricht Henze Barnet darauf auf, dass er bei seinen Reisen nicht nachdrücklich versucht habe, ihn persönlich zu treffen. Nach diesem Unmut und dem Ausbleiben einer offiziellen Einladung durch die kubanische Regierung nach Barnets Idee für eine Aufführung von El Cimarrón mit Henze als Dirigent im Jahr 1986 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Abschaffung der Sklaverei in Kuba, die jedoch nie zustande kam (vgl. Barnets Brief vom 1. Dezember 1985), gibt es nur noch Henzes Brief vom 6. Janunar 1986, Barnets Brief vom 8. September 1989 und fünf Postkarten. Im letzten überlieferten Brief von Henze an Barnet vom 6. Januar 1986 erinnert Henze zwar an die Bedeutung seiner alten Freundschaft mit Barnet, schreibt aber dennoch, er sei „extremely hurt“, von der kubanischen Regierung, die ihn seit 1970 nicht mehr offiziell nach Kuba eingeladen hatte, ignoriert zu werden:

So when a country I love and respect, as Cuba, ignores me because I know Padilla and I’m gay, and mad, and independent (without feeling free, though!) or whatever it might be, I’m extremely hurt. If they wanted to hurt me, they succeeded, but nobody ever told me anything. Some awful rumours were made and heard, very embarrassing. Perhaps I should never go back there.

Der letzte Brief Barnets vom 8. September 1989 verdeutlicht, wie sehr die Freundschaft in den letzten Jahren gelitten hat:

I am sure this letter will be a surprise for you. But surprises are necessary after years of silence. […] My feelings towards you have not changed, and I feel that something should be done to repair the loss of communication.

Trotz Barnets Absicht, die fehlende Kommunikation nachzuholen, geht aus der Korrespondenz hervor, dass dies nicht geschehen ist, obwohl es denkbar ist, dass Henze und Barnet weiterhin miteinander telefonierten oder sich während Barnets Reisen in Europa persönlich trafen. Die Erinnerung an die Freundschaft mit Henze ist in Barnet immer noch lebendig. Dies geht aus seinen Worten hervor, die er nach der erneuten Lektüre der Korrespondenz mit Henze an die Herausgeberin am 4. April 2022 schrieb:

Con gran emoción he leído las cartas que mi amigo Hans Werner Henze me escribió durante algunos años. Ellas me recordaron la cálida y profunda relación que tuve con el gran compositor y artista Hans. […] Siento orgullo que mi obra literaria le haya inspirado obras tan importantes como: Cimarrón, La cubana y mi poesía que le inspiró su VI sinfonía […]. Hans dejó una huella indeleble en los músicos contemporáneos de la Isla y entre sus amigos personales. Tuve el privilegio de visitarlo en dos ocasiones en su casa de Marino en Roma. Estoy leyendo todo lo que él recibió de mí a través de cartas, postales y notas. Tanto podría hablar de él que solo una palabra resume nuestra amistad: fusión de almas.
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

El Cimarrón

Henze wurde durch die Anregung seines Freundes, des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger auf das 1966 auf Spanisch erschienene und 1968 ins Deutsche übersetzte Buch El Cimarrón. Biografía de un cimarrón von Barnet aufmerksam. Enzensberger empfahl Henze diesen Text als möglichen Stoff für ein musikalisches Werk und bereitete diesen für Henzes Zwecke auf (siehe dazu die Korrespondenz zwischen Henze und Enzensberger und den Einleitungstext von Irmlind Capelle).

Da Barnet weder Musiker noch Librettist ist, beziehen sich die Textstellen mit Bezug zu Henzes El Cimarrón hauptsächlich auf seine Bedeutung für die Bekanntmachung der Geschichte Kubas, auf die politische Botschaft des Werkes, und seinen Erfolg in den verschiedenen Aufführungen.

El Cimarrón wurde am 22. Juni 1970 in Aldeburgh uraufgeführt und sofort auf einer Tournee in Spoleto, in München, in Edinburgh, in Berlin und in Avignon gespielt (vgl. Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 364). Henze schrieb vor der Premiere von El Cimarrón in Avignon in einem Brief vom 20. Juli 1970 an Barnet:

No puedo describirte el trionfo que tiene „El Cimarrón“ in todos lugares. Está una cosa sin precedences. ti traigeré unas criticas, en las cuales se refleja la cosa abastante bien.
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

Am 3. Oktober 1970 wurde El Cimarrón im Rahmen der Berliner Festwochen aufgeführt. Noch einmal schrieb Henze am 12. Oktober 1970 seine Eindrücke in einem Brief an Barnet:

„El Cimarrón“, en la misma sala filarmonica, ha causado una tremenda demostración de solidaridad en el público: al final, muchisimos han batudo el ritmo Ho Chi Minh, juntos con nosotros sobre el podio. Ti puedes imaginar como fue feliz, aquella noche!
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

Nachdem Barnet endlich das Werk hören und die Partitur sehen konnte, reflektiert Barnet in einem Brief vom 4. Juni 1971 darüber, was Henzes El Cimarrón für ihn bedeutet hat.

Yo te aseguro que pocas obras musicales son tan desalienantes, tan necesarias para la libertad del hombre como tu Cimarrón. En cada nota, en cada cuerda de la guitarra, en cada matiz de la voz increíble de Pearson he sentido lo que inspiró mi libro, ese inmenso afán de gritarle al mundo un canto de amor, de libertad, y de desalienación. Yo le decía a Leo que aunque no soy un músico yo entendía muy bien cada nota de esas partituras porque sabía qué las había movido, cuántas verdades interiores, cuantos deseos, cuantas ambiciones. Y no solo cuando Pearson cantaba, sino cuando Leo tocaba la guitarra, cuando ese japonés, que parece una panterita, ejecutaba sacando todos los misterios del mundo, queriendo exponerlos al hombre total. […] Para mí Cimarrón es una obra en común, tan en común que yo creo que si hubiera sido músico la hubiera escrito igual.
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

Noch in den späten 1970er Jahren bedauerte Barnet (siehe z.B. Barnets Brief vom Herbst 1979), dass er El Cimarrón noch nicht live hatte hören können. Dies geschah erst im Mai 1982 in Rostock bei seinem Besuch bei Henze.

La Cubana

In der Korrespondenz finden sich Hinweise auf die Fernsehoper La Cubana, die auf Barnets Roman La Canción de Rachel basiert, hauptsächlich in Bezug auf Henzes Wunsch, nach Kuba zurückzukehren, um sich über die Musik des Landes für die Entwicklung seines Werkes zu informieren.

Einige Monate nach der Rückkehr von seiner zweiten Reise aus Kuba schreibt Henze in einem Brief vom 21. Juli 1970 an Barnet, dass er erneut nach Kuba reisen müsse, um mehr über die kubanische Musik zu erfahren und deren Stil in seinem Werk zu verwenden:

para mi es muy importante pasar mucho tiempo en Cuba desde October [1970]. Quisiera trabajar la partitura de Rachel. Tengo que hacer buenos estudios de la materia de los bailes, de lo estile music-hall, et cetera.
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

Auch in dem Brief am 12. Oktober 1970 wiederholt der Komponist wieder die gleiche Motivation, aus der heraus er nach Kuba zurückzukehren möchte:

espero encuentrar noticias de Cuba porqué espero que me invitan en Noviembre [1970]. Tengo que trabajar mucho en la investigacion sobre la musica del tiempo de Rachel porqué tengo que escribir toda la obra hasta el Verano. Hemos desarrollado mas ideas fabulosas: todo el mundo de Rachel se presenta como la mentaledad y las formas del capitalismo en su decadencia siempre mas irevocable.
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

Nach der Padilla-Affäre und der damit einhergehenden Unmöglichkeit, nach Kuba zurückzukehren, informierte Henze Barnet dennoch über den Fortgang des Werkes, obwohl er bedauerte, seine musikalischen Forschungen zur kubanischen Musik nicht direkt in Barnets Land fortsetzen zu können, vgl. Henzes Brief an Barnet am 21. Mai 1971:

Rachel: Estamos cambiando (mejorando) el texto teatral. Ya escribí dos canciones. La falta de información mas precisa y profunda de la musica „music hall“ de los años de Rachel molestan muchisimo este trabajo. Pero espero siempre que puedo lograr algo de veradero, sea con la (poca) documentación que tengo, sea con la ayuda de la memoria.
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

Ein Brief von Henze an Barnet vom 11. Februar 1974 lässt erkennen, dass der Komponist sehr darauf hoffte, dass sein Freund bei der szenischen Uraufführung des Werkes am Staatstheater am Gärtnerplatz in München am 28. Mai 1975 anwesend sein könnte. Barnet konnte allerdings nicht nach München fahren, da er im Krankenhaus wegen Hepatitis lag (vgl. die Postkarte vom Juni 1975) und möglicherweise auch, weil ihm die kubanische Regierung wegen seiner Unterstützung für Padilla noch keine Reise gewährt hatte. Er wollte allerdings von Henze über La Cubana informiert werden, bat Henze um Aufnahmen des Werks und bedankte sich bei ihm mit einer Postkarte für den Erhalt der bei Schott verlegten Partitur, wobei er das Werk als „a delicate piece, a unique music“ bezeichnete. Erst im Mai 1982 konnte Barnet La Cubana in Rostock auf der Bühne erleben, bei der gleichen Gelegenheit, bei der er auch El Cimarrón gemeinsam mit Henze hörte.

Ende der 1960er Jahre hatte Henze die Geschichte Kubas bereits seit einigen Jahren aufmerksam verfolgt. In seiner Autobiographie berichtet er, dass er Ernesto ‚Ché‘ Guevaras Broschüre Mensch und Sozialismus auf Cuba und seine Tagebücher aus den Kampfjahren 1958/59 in der Sierra Maestra gelesen habe und von ihrem „humanitäre[n], geradezu religiös wirkende[n] gesellschaftliche[n] Engagement“ tief beeindruckt war (Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 283). Verschiedene Bücher von Ernesto ‚Che‘ Guevara (manchmal in italienischer Übersetzung wie z.B. Il socialismo e l’uomo a Cuba, Mailand 1967) befinden sich tatsächlich in Henzes Privatbibliothek, die heute in der Bibliothek des musikwissenschaftlichen Seminars Detmold/Paderborn aufbewahrt wird.

Henzes politische Faszination für Kuba wird in der Korrespondenz mit Barnet explizit thematisiert. Die Briefe zeichnen sind durch eine besondere Nähe im Hinblick auf die gemeinsamen politischen Ideale und eine Vision für die Bedeutung der Kunst in der revolutionären Gesellschaft aus. So sendet Barnet beispielweise sein Gedicht Che auf einer Briefkarte mit dem Porträt von Che Guevara an Henze. Henze seinerseits unterstützt in seinen Briefen die Revolution und (vor der Padilla-Affäre) auch die Regierung von Fidel Castro. In seinem Brief vom 21. Juli 1970 schreibt er zum Beispiel: „La importancia es que la Revolución va adelante en su camino justo! Viva Fidel!“ („The important thing is that the Revolution is moving forward along the right path! Long live Fidel!“).

Die Verhaftung des Dichters Heberto Padilla und seiner Frau Belkis Cuza Malé am 20. März 1971 wegen Kritik an Castros Regierung markiert sowohl für Henze als auch für Barnet einen Umschwung, fortan dominieren Desillusionierung und Misstrauen gegenüber der Regierung Castro. Aus Protest gegen diese Verhaftung und im Namen der Meinungsfreiheit, die für die Ideale der kubanischen Revolution von grundlegender Bedeutung war, unterzeichneten zahlreiche Intellektuelle (darunter Pier Paolo Pasolini, Luigi Nono, Hans Magnus Enzensberger und Elsa Morante) eine von Le Monde in Paris unterstützte Petition, in der die Freilassung von Padilla und seiner Frau gefordert wurde. Da Henze den offenen Brief an Castro (erschienen am 9. April 1971 in Le Monde, S. 32, mit dem Titel „De nombreuses personnalités s’émeuvent de l’arrestation du poète cubain Heberto Padilla“) unterschrieben hatte, konnte er nicht mehr nach Kuba zurückkehren. Barnet stellte sich ebenfalls auf die Seite seines Freundes Padilla, also gegen die kubanische Regierung. Seine freundliche Geste, den Freund nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis abzuholen, bedeutete, wie Henze in seiner Autobiographie erzählt, dass „man Miguel [Barnet] geächtet und sieben Jahre lang kein einziges seiner Bücher, keinen einzigen seiner Verse gedruckt hat“ (Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 368).

Die Padilla-Affäre wird in der Korrespondenz erwähnt: In einem Brief vom 21. Mai 1971 kommentiert Henze den Selbstmord von Yolanda Brito, Frau des Gitarristen Leo Brouwer und die Frustration darüber, dass die grundlegenden Freiheitsrechte in dem Revolutionsprozess, den sogar Fidel Castro anfangs unterstützt hatte, verletzt wurden:

Por añadidura había la muerte de la mujer de Leo... todo eso es, para mi, una terribile lección, y estoy sufriendo muchisimo. Todo el inverno esperé de ser llamado en Cuba, peró nunca se realizaba ese viaje tan deseado. Ahora, como todo el mundo se, está imposible del todo. Con eso, mi se rompe el corazón, y con eso una gran parte de esperanza revolucionaria, no por razones personales (las cuales son un otro ladro del complejo y son un dolór que no puedo decír, para el cual no tengo parablas in ningun idioma, tampoco en aquel de la música) pero por el hundimiento de una cierta convicción qua sea posible luchar para el socialismo en una forma nueva y libre. Se ve que no soy otro que un viejo burghes. Ya ho puedo cambiarme. Peró es un idea terrible: regrezar en si mismo, y encuentrar un espacio ya completamente vacío. El artista, cuanto es inútil en un proceso revolucionario, entonces! Mientras lo digo, en lo mismo momento pienso que un día, en la historia del hombre, puede ser que proprio nosotros, pobrecitos como semos en la nuestra sencilla y estupida teoría que habla de ternura, amor, y de todas las sensaciones de la alma, del mielo, de la incapacidad, del perdón, de la pacienzia, nos vuelvemos autenicios revolucionarios por que todo lo que hacemos no tiene otro objeto que el trionfo del hombre sobre todo lo que siempre lo ha molestado reducido, empequeñito.
(Zur englischen Übersetzung des Zitats siehe den Einleitungstext auf Englisch)

In den 1980er Jahre begann Barnet, Henze von seinen wieder aufgenommenen Reisen nach Europa zu berichten, doch aus seinen Formulierungen wird oft deutlich, dass er von der kubanischen Regierung kontrolliert wurde, die beispielweise seine Teilnahme an einer Veranstaltung in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) nicht genehmigte. Anfang 1982 schreibt Barnet in einem Brief an Henze ausdrücklich: „We might not be able to go to Horizonte Festival for political reasons“ und in einem Brief am 11. Dezember 1983:

I, finally, could not go to Europe last year, as I had planned. The relations between my government and West Berlin are tough and [I] did not want to create more trouble. I should explain this to you when I see you.

Einzelheiten wurden überwiegend mündlich mitgeteilt, doch auch, wenn sie nicht ausdrücklich erwähnt wurden, kann man davon ausgehen, dass die angespannte politische Lage der 1980er Jahre Barnets Reisen und internationale Kontakte einschließlich seiner Begegnungen mit Henze negativ beeinflusste.

Die Edition konnte auf vorbereitende Arbeiten (Transkription sämtlicher Dokumente) von Dr. Philipp Heitmann zurückgreifen, dem wir für die geleistete Arbeit herzlich danken. Ebenso danken wir Prof. Dr. Joachim Veit, der uns bei der Autopsie der Quellen in der Paul Sacher Stiftung tatkräftig unterstützt hat. Ein besonderer Dank gilt zudem dem Kurator der Hans-Werner-Henze-Sammlung in der Paul Sacher Stiftung, Dr. Simon Obert, der uns half Unklarheiten auszuräumen und sich stets hilfsbereit zeigte.

Für die Übersetzung von spanischen Briefen ins Englische, für die sprachliche Prüfung der englischen Kommentare und für die Beratung bei sprachlichen Fragen bedanken wir uns herzlich bei Dr. Yolanda Acker. Wir danken außerdem Christian Camino für die sprachliche Beratung bei spanischen Briefen.

Dr. Irmlind Capelle sei für die Mithilfe bei der Vertiefung des Kritischen Kommentars und bei der bibliographischen Recherche ebenfalls ganz herzlich gedankt. Darüber hinaus bedanken wir uns bei unserer studentischen Hilfskraft, Sophie Stremel für ihre umsichtige Unterstützung.

Schließlich gilt unser Dank auch der Hans-Werner-Henze-Stiftung, namentlich Dr. Michael Kerstan und Miguel Barnet für die Bereitstellung von Dokumenten aus seiner Privatsammlung und die Erlaubnis zur Publikation der Dokumente.

Elena Minetti
Detmold, im August 2024

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