Projektbeschreibung

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Henze Digital (HenDi)
Hans Werner Henzes künstlerisches Netzwerk

Hans Werner Henze (1926–2012) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Opernkomponisten der Gegenwart sowie „farbigsten Figuren der musikalischen Kunstgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg“ (Petersen 1988). In autobiografischen Schriften und Interviews hat er neben der politisch-humanitären und pädagogischen Dimension seiner Werke immer wieder dargelegt, dass er Musik als Sprache zur Kommunikation mit dem Publikum versteht. Verstanden zu werden war ihm, der sich dem „historischen Topos von der Sprachhaftigkeit der Musik“ (Tumat/Zywietz 2019) verpflichtete, essenzielles Anliegen. Auch sein literarisches Schaffen, das in weiten Teilen der Erklärung seiner Musik dient, legt hiervon beredtes Zeugnis ab.

Viele seiner literarischen Texte liegen publiziert vor, doch die Briefe, die Henze mit prominenten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts ausgetauscht hat, sind bis auf wenige Ausnahmen bisher unveröffentlicht. Doch gerade sie liefern unbekanntes Quellenmaterial zur Werkgenese und wertvolle Erkenntnisse zur Aufführungspraxis nicht nur von Henzes Werk im Besonderen sondern auch zur gesamten Musikgeschichte seit Ende des Zweiten Weltkrieges.

Das DFG-Projekt „Henze Digital“ widmet sich in seiner ersten Arbeitsphase (2021–2024) dem Briefwechsel mit Librettisten (Wystan Hugh Auden/Chester Kallman, Hans Magnus Enzensberger, Grete Weil/Walter Jokisch, Friedrich Hitzer), sowie Miguel Barnet als Autor wichtiger Textvorlagen und mit Henzes Mäzen und Auftraggeber Paul Sacher. Während im brieflichen Austausch mit Henzes Librettisten vor allem künstlerische und ästhetische Debatten, etwa über die Gewichtung von Musik und Sprache oder politische Kontroversen zu den gewählten Sujets ausgetragen werden, protokolliert der umfangreiche Briefwechsel mit Paul Sacher, dem Auftraggeber, Leiter von Uraufführungen sowie Widmungsträger bedeutender Werke Henzes, mit einem reichen Beilagen-Apparat aus Programmheften und Rezensionen Aufführungen und legt über entstehende Werke inhaltlich Rechenschaft ab.

Die Veröffentlichung der Briefe erfolgt digital auf der Basis von Übertragungen nach den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI) und deren korrespondenzspezifischen Auszeichnungsformen. Webdesign und Funktionalität lehnen sich an die Carl Maria von Weber Gesamtausgabe (WeGA-WebApp ) an. Ziel ist eine wissenschaftlich kommentierte Edition nach historisch-kritischen Standards, die (einschließlich der Quelltexte) im Open Access bereitgestellt wird, ihre Metadaten in Briefdatenbanken wie correspSearch einspeist und durch diverse Funktionen der Filterung, Durchsuchung und Vernetzung werk-, personen- oder themenbezogener Daten eine nutzerorientierte Erschließung des Materials leistet. Hierfür werden Metadaten, textuelle Aspekte sowie in Briefen genannte Werke systematisch ausgezeichnet, kritisch kommentierende Annotationen zugeordnet, Verknüpfungen mit Normdatensätzen wie der GND (Gemeinsame Normdatei bzw. Werk-Normdatei) erstellt und Indices (Personen, Orte, Werke, briefwechselspezifische Chronologie) generiert.

Hervorragende Arbeitsbedingungen insbesondere für die Kommentierung der Briefe hat das Projekt zusätzlich durch die Übernahme von Hans Werner Henzes Privatbibliothek erhalten. Diese Bibliothek, die mit Mitteln der Ernst von Siemens Musikstiftung, der Mariann Steegmann Foundation und der Hans Werner Henze-Stiftung bisher teil-katalogisiert werden konnte, steht auch der Öffentlichkeit zur Verfügung und ist über den Katalog der Lippischen Landesbibliothek/Musikbibliothek der Hochschule für Musik Detmold recherchierbar (bitte unten links unter Sammlungen „Bibliothek Hans Werner Henze“ auswählen).

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