Henze | Auden | Kallman

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Basisdaten

  1. Zeitraum:
  2.  1. Dezember 195811. November 1967
  3. Korrespondenzpartner*innen:
  4.   Auden, Wystan Hugh
  5.   Eisermann, Wolfgang
  6.   Henze, Hans Werner
  7.   Kallman, Chester
  8.   Praetorius, Renate
  9. Herausgegeben von:
  10.   Minetti, Elena

Einführung zur Korrespondenz von Hans Werner Henze, Wystan Hugh Auden und Chester Kallman

Grundangaben zur Korrespondenz

Aufbewahrungsort

Die postalischen Dokumente der Korrespondenz zwischen Hans Werner Henze (1926–2012) mit den Librettisten Wystan Hugh Auden (1907–1973) und Chester Kallman (1921–1975) werden in der Paul Sacher Stiftung in Basel unter den Korrespondenzen der Sammlung Hans Werner Henze in zwei getrennten Mappen aufbewahrt.

Auden und Kallman waren seit 1932 bis zu Audens Tod ein Paar und arbeiteten künstlerisch eng zusammen. Gemeinsam verfassten sie die Libretti für Igor Strawinskys Oper The Rake’s Progress (1951), für Henzes Opern Elegy for Young Lovers (1961) und The Bassarids (1966), für Nicolas Nabokov erarbeiteten sie das Libretto Love’s Labour’s Lost (1973). Im Sommer 1951 traf Henze beide zum ersten Mal in Forio (einer kleinen Gemeinde im Westen der Insel Ischia). Dort verbrachten Auden und Kallman, die in New York wohnten, von 1948 bis 1958 regelmäßig den Sommerurlaub.

Aufgrund der Tatsache, dass die Librettisten zusammenlebten, schrieb Henze in den Briefen oft an beide. Die Briefe, die von beiden ggf. einzeln verschickt wurden, sind meist auch von beiden unterzeichnet. Thematisch sind alle drei eng in den Entstehungsprozess der Opern Elegy for Young Lovers (1961), The Bassarids (1966) und Moralities (1967) eingebunden. Die Briefe von Auden und Kallman sind chronologisch geordnet, werden aber in einem Korrespondenzblock abgebildet, um die künstlerische Arbeit bei der Entwicklung der gemeinsamen Werke transparent zu machen.

Umfang

Der Briefwechsel zwischen Henze, Auden und Kallman umfasst 61 postalische Dokumente (darunter 53 Briefe und 8 Telegramme), 20 davon stammen von Henze (darunter 2 von zwei Henzes Mitarbeitenden, Renate Praetorius und Wolfgang Eisermann), 22 nur von Auden, 12 nur von Kallman, und 7 von Auden und Kallman zusammen. Teilweise enthalten die Briefe Beilagen, die in engem Zusammenhang mit dem jeweiligen Brief stehen, z. B. eine Skizze für eine Szene aus einer Oper oder Gedichte.

Zeitraum

Die Korrespondenz begann im Januar 1959 mit der positiven Antwort von Auden/Kallman auf Henzes Anfrage, gemeinsam eine Oper zu schreiben, deren Thema noch zu definieren war. Auf dem Brief vom 6. Januar 1959, vermerkte Henze „1st letter from Auden – Kallman ever“. Der thematische Schwerpunkt des ersten Teils der Korrespondenz (von 1959 bis 1961) ist die Oper Elegy for Young Lovers (Elegie für junge Liebende), die am 20. Mai 1961 im Schlosstheater Schwetzingen in Baden-Württemberg uraufgeführt wurde. Anlässlich der Erstaufführung in englischer Sprache in Glyndebourne, England, schlug Auden Henze vor, eine große Oper auf der Grundlage von EuripidesDie Bakchen zu komponieren. Henze erinnerte sich an diesen Vorschlag, als ihm zwei Jahre später die Salzburger Festspiele anboten, eine Oper für das Große Festspielhaus zu komponieren (vgl. Henze, Reiselieder mit böhmischen Quinten, S. 254). Im Sommer 1964 begann die Arbeit an The Bassarids, die sich über zwei Jahre hinzog und das thematische Zentrum des zweiten Teils des Briefwechsels zwischen den drei Autoren (von 1964 bis 1966) nach einer Pause in der Korrespondenz zwischen 1961 und 1964 bildet.

Nach der Uraufführung von The Bassarids am 6. August 1966 in Salzburg blieben Henze, Auden und Kallman weiterhin in Kontakt, u. a. um Moralities, drei ‚szenische Spiele‘ von Auden nach Fabeln von Aesop zu konzipieren. Diese wurden am 18. Mai 1968 beim May Festival in Cincinnati uraufgeführt. Der letzte Brief, in dem Auden Henze einige Korrekturen am Libretto von Moralities zukommen lässt, ist auf den 11. November 1967 datiert.

Sprache

Die Hauptsprache der Korrespondenz ist Englisch, aber die drei Autoren verwenden gelegentlich Ausdrücke in anderen Sprachen, wie Deutsch, Italienisch und Griechisch. Außerdem wurden 3 Telegramme auf Italienisch und 2 Briefe von Henzes Mitarbeitenden auf Deutsch verfasst. In dieser zweisprachigen (Englisch und Deutsch) digitalen Edition werden Wörter und Ausdrücke, die in anderen Sprachen als Englisch und Deutsch notiert sind, auch ins Englische übersetzt. Zuweilen schreibt Henze auch englische Wörter falsch: Er buchstabiert zum Beispiel das Wort „program“ mit zwei „m“ statt nur einem.

Schreibeigenheiten der Korrespondenzpartner

Die Korrespondenz zwischen Auden/Kallman und Henze ist uns nur aus dem Nachlass Henzes (nicht aus einem Nachlass von Auden/Kallman) bekannt, daher sind von den Briefen Henzes nur die Durchschläge der maschinenschriftlichen Originale erhalten. Warum Henze diese Briefe mit der Maschine schrieb – er bevorzugte es eigentlich, per Hand zu schreiben – ist nicht bekannt: Vielleicht wollte er bewusst eine Kopie für sich behalten. Dies war in dieser Zeit nur maschinenschriftlich möglich, da sich Photokopien im privaten Bereich erst in den 1970er Jahren durchsetzen. Bei einer der von Auden und Kallman benutzten Schreibmaschinen scheint die Zahl „1“ nicht vorhanden gewesen zu sein, denn sie wurde durch ein großes „I“ ersetzt (vgl. z. B. diesen Brief). Ebenso hatte eine ihrer Schreibmaschinen keine Buchstaben mit Umlaut, der daher in einigen Wörtern fehlt und hier nicht mit [sic] gekennzeichnet ist (vgl. z. B. Kallmans Brief an Henze vom 6. Juli 1963). Sowohl Auden als auch Kallman schreiben den Apostroph oft zwischen Wörtern wie „doesn’t“, „it’s“, „won’t“, „person’s“ nicht. Beide Librettisten korrigieren oft die maschinengeschriebenen Briefe entweder von Hand und fügen Erläuterungen hinzu, wahrscheinlich während des Lesens, bevor sie sie an Henze schickten. Im Gegensatz dazu sind Henzes Durchschläge nicht kommentiert, da sie als Kopien für Henze selbst dienten.

Schreibeigenheiten von Henze

Alle 18 Briefe Henzes, die in der Korrespondenz Auden, Kallman, Henze erhalten sind, sind als Durchschläge erhalten, daher sind sie mit der Schreibmaschine geschrieben. Diese Briefe sind gelocht, da möglicherweise zum Sammeln und Aufbewahren gedacht waren. Henze verwendet eingerückte Absätze und setzt oben doppelte Anführungszeichen. Insgesamt verwendet Henze viel mehr Bindestriche als normalerweise im Englischen üblich.

Schreibeigenheiten von Auden

Audens Handschrift ist nicht präzise und seine handschriftliche Briefe sind schwer zu entziffern. Audens Unterschrift ist durch einen Querstrich von unten nach oben unter dem Namen geprägt. Das Layout von Audens Briefen ist sowohl im Manuskript als auch im Typoskript dadurch gekennzeichnet, dass die Grußformel (z.B. „Dear Hans“) und die Schlussformel (z.B. „love“) stark eingerückt, fast zentral stehen. Ab 1964 verwendet Auden häufig ein persönliches Briefpapier aus Kirchstetten mit dem Wasserzeichen Martle Myll.

Schreibeigenheiten von Kallman

Die meisten von Kallmans Briefen sind maschinengeschrieben. In den 2 handschriftlichen Briefen, einer handschriftlichen Tabelle sowie in den verschiedenen Eintragungen auf maschinengeschriebenen Briefen ist Kallmans Handschrift extrem klein und dicht (vor allem dann, wenn auf der Seite nur noch wenig Platz war), aber präzise und gut lesbar. Der Buchstabe „t“ scheint immer als Großbuchstabe angelegt, auch wenn er kleingeschrieben werden sollte. Kallman verwendet in seinen handschriftlichen Briefen doppelte Anführungszeichen, während er beim Maschinenschreiben einfache Anführungszeichen verwendet. In Kallmans maschinengeschriebenen Briefen stehen immer zwei Leerzeichen nach einem Punkt und mehrheitlich auch nach einem Semikolon. Nebensätze werden häufig mit einem doppelten Bindestrich „--“ abgetrennt. Auch die Unterschrift von Kallman enthält einen Unterstrich. Ab 1964 verwendet Kallman häufig dasselbe Briefpapier von Auden mit einem Wasserzeichen von Martle Myll.

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