Letter from H. M. Enzensberger to H. W. Henze, October 17, 1970
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Absolute Chronology
Preceding
- 1969-12-01: to Henze
- 1970-10-12: from Henze
Following
- 1970-11-06: to Henze
- 1970-11-12: from Henze
[Typescript]
ja
K‡eenes Übersetzung* ist gut und singbar und ich schick sie ihm mit ein
paar Commentarios nach New York zurück.
Von Schotts Söhnen kein Mucks. Denen setze ich jetzt das Pistolet
mit
Perlmuttergriff auf die Hühnerbrust und sage ihnen: ohne Verträge über
a) Cimmxxxx‡
Cimarrón und b) Rachel keine einzige Zeile
Text. Anders
kann man mit diesen Gangstern wohl nicht reden. Ha‡ben sie erst in
der Tasche was sie von einem wollen so hörest du von
ihnen nimmer
einen Ha‡uch.*
Heute kommt der widrige Herr Ad‡ler aus New York und will partout mit
mir zu Abend essen. Eigentlich habe ich mit ihm nichts zu besprechen.
Er lud mich ins Hilton ein, das aber ist denn doch zu viel.
Alle diese Dummheiten hindern mich indessen nicht. Ich arbeite jetzt
an einer genauen Synopsis* in der bis auf die einzelnen Nummern genau
der Ablauf, die Szenerie, die Verteilung der Personen auf der Bühne
festgelegt wird. Das ganze gibt fünf Akte mit einem kleinen Vor- und
Nachspiel und je einem kleinen Intermezzo zwischen den Akten.
Es kommen auch einige manifest politische Sachen vor, aber so daß
Rachel sie
gar nicht wahrnimmt, sozusyagen‡
natürlüxxxxxxx‡ naturwüchsig, als
Teil der Szenerie von
Habana, wie Häuserecken oder Bäume. Ich bin
entschieden dagegen, von dieser
Seite her lehrhaft zu werden. Der
Sinn der ganzen Sache ist ein falsches
Bewußtsein als falsches Bewußt-
sein zu zeigen, in dem es auf die
Spitze getrieben wird, nicht aber
ihm ein richtiges demonstrativ
entgegenzusetzen. Die Musik müßte dem
entsprechen, und ich glaube, es geht
auch nur so: man müßte falsche
Musik als falsche hören und hörbar machen,
nicht ihr eine vermeintlich
"richtige" entgegensetzen, die es im
C‡uba
Rachels gar nicht geben kann,
es wäre denn als Ahnung oder
Erinnerung in kleinen Fetzen, die nicht zu
fassen sind.
In der Zirkus-Szene habe ich vor, den Cimarrón als Anführer auftreten
zu
lassen, auch wenn das historisch nicht stimmt. Ein solches Selbstzitat
ließe
auch musikalische Allusionen zu und wäre politisch sicherlich
richtig.
Es wäre von kardinaler Bedeutung, den letzten Schliff an die Sache in
Cuba zu
legen. Wir müssen beide unbedingt hin. (Im Dezember fahre ich
wahrscheinlich
nach Venezuela.) Sag mir ob die die‡
Synopsis haben
willst. Leb wohl und bleibe
so unverdrießlich wie dein Brief‡
abrazos mang
Editorial
Responsibilities
- Editor(s)
- Irmlind Capelle
- Transcription
- Irmlind Capelle
Tradition
-
Text Source: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Hans Werner Henze, Abteilung: Korrespondenz
Physical Description
- Document type: Letter
- dünnes helles Papier
- Faltung: 2mal auf DinA6
- 1 folio
- 1 written page
- Dimensions: 296x209 [mm] (HxW)
- anderthalbzeilig, kein Einzug, keine Leerzeile
Material
Extent
Layout
Writing styles
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1.Typescript.
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2.Handwriting, Enzensberger, Hans Magnus, ballpoint pen (black).
Text Constitution
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Following: handwritten, ballpoint pen (black), Enzensberger, Hans Magnus
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Following: Typescript
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"K""k" replaced with "K"
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"Cimm"deleted by overtyping
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"a""s" replaced with "a"
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"a""e" replaced with "a"
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"d""f" replaced with "d"
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"natürlü"deleted by overtyping
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"C""c" replaced with "C"
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"… so unverdrießlich wie dein Brief"Dieser Satz endet ohne Punkt
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Following: handwritten, ballpoint pen (black), Enzensberger, Hans Magnus
Commentary
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"… 17. 10 1970"Dieser Brief bezieht sich direkt auf Henzes Brief vom 12. Oktober 1970, woraus sich die Datierung auf 1970 zweifelsfrei ergibt.
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Cher Executeur des Hautes Oeuvres
- Lieber Vollstrecker großer Werke
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"… ja K eenes Übersetzung"Am 12. Oktober hatte Henze die Übersetzung des "Cimarrón" von Keene an Enzensberger zur Prüfung geschickt.
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"… jetzt an einer genauen Synopsis"Diese Synopse, deren Erhalt Henze am 12. November 1970 bestätigt, hat sich in der Paul Sacher Stiftung erhalten. Sie umfasst 7 Seiten und trägt den Titel "Rachels Erzählungen. Oper von Hans Werner Henze und Hans Magnus Enzensberger nach Motiven von Miguel Barnet". Das Exemplar im Henze-Nachlass enthält den handschriftlichen Zusatz: "Stand vom 1.11.1970 | con cariño m."
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"sozusyagen"recte "sozusagen".
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"die die"recte "du die".
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abrazos
- Umarmungen