Letter from H. W. Henze to P. Sacher, May 19, 1975

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La Leprara
00047 Marino (Roma)

19. mai 1975

herrn
dr. Paul Sacher
Schönenberg
CH 4133 Pratteln

lieber Paul,
endlich aus dem infernalischen Frankfurt zurueck*, finde ich
zeit, Dir selber ein paar zeilen zu schreiben, nachdem ich
neulich meinen mitarbeiter bitten musste, die dringensten
brieflichen belange zur bearbeitung zu übernehmen.

ich danke Dir sehr, dass Du das von mir vorgeschlagene pro-
gramm akzeptiert hast. zur erklärung: beim genauen hinsehen
musste ich feststellen, dass eine brauchbare suite aus La
Cubana oder ein leben fuer die Kunst
nur mit mindestens drei
sängern darstellbar ist. die berühmte Mozart es-dur-sinfonie
habe ich gewählt, weil sie für mich neu ist, und weil ich
ja neue werke für mein klassisches repertoire brauche, da
ich meine dirigiertätigkeit mit beginn der nächsten saison
wieder intensiver aufnehmen will. ich habe auch daran ge-
dacht, dass es vielleicht nötig wäre, wenigstens ein pub-
likumsstück zu spielen, weil laut Brenton die konzerte
neuerdings im grossen Tonhallesaal sind und in der bewussten
zeit sowohl die schüler wie die universitätsstudenten wegen
der ferien nicht in Zuerich sein werden. Brenton hat mir
übrigens sogar Deinen gedanken weitergeleitet, wonach ich
das konzert überhaupt nicht machen sollte, aus eben diesen
abwesenheitsgründen. so erklärt sich auch die verzögerung
in meiner erledigung dieser frage. was den jungen deutschen
komponisten
betrifft, so habe ich den gedanken nicht auf-
gegeben, sondern möchte gern im ersten teil zu beginn des
abends ein etwa zehn minuten langes werk uraufführen,
nämlich "Les fenêtres simultanées" von Henning Brauel, einem
begabten ex-schüler von mir. dies anstelle des Strawinsky Ragtime.

wenn man natürlich schon diesen famosen Kontrabassisten
Petracchi in Zuerich hat, wäre es dann nicht schön, im
zweiten teil vor der sinfonie noch Mozarts [Einfügungszeichen] konzertarie "Per questa
bella mano
"
KV 612 (für bass, obligatesn kontrabass und
orchester) aufzuführen? könntest Du das konzedieren?
natürlich braucht man einen guten sänger, aber der müsste
ja wohl in Zuerich oder Basel aufzutreiben sein.

sofern Du mir Dein plazet für diesen zusätzlichen vorschlag
geben kannst, würde ich Dich bitten, es mich wissen zu
lassen.

inzwischen freundliche grüße, auch an Maja ,
Dein
hans werner

Editorial

Responsibilities

Editor(s)
Irmlind Capelle
Transcription
Elena Minetti; Irmlind Capelle

Tradition in 2 Text Sources

  • 1. Text Source: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
    Shelf mark: Korrespondenz Hans Werner Henze

    Physical Description

    • Document type: Letter
    • Material

    • Briefpapier Henze. Weißes leichtes Papier
    • Faltung: 1mal längs, 1mal quer
    • Extent

    • 1 folio
    • 1 written page
    • Dimensions: 290x210 [mm] (HxW)
    • Condition

    • gelocht
    • Layout

    • einzeilig, kein Einzug; linker Rand: 2,7 cm; halbe Leerzeile nach Absatz
  • 2. Text Source: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Hans Werner Henze
    Shelf mark: Korrespondenz Paul Sacher

    Physical Description

    • Document type: Letter
    • Material

    • Durchschlagpapier, WZ: “Roma Tenax C.M. Fabriano”
    • Extent

    • 1 folio
    • 1 written page
    • Dimensions: 297x210 [mm] (HxW)
    • Condition

    • gelocht
    • Layout

    • ohne die handschriftlichen Zusätze im Original

Writing styles

Text Constitution

  • "e"added inline, handwritten, felt pen/fineliner (black), Henze, Hans Werner
  • "… erklärt sich auch die verzögerung"Von dieser Zeile an bis zum Absatzende links mit Bleistift markiert.
  • "von Henning Brauel, … des Strawinsky Ragtime."added inline, handwritten, felt pen/fineliner (black), Henze, Hans Werner
  • "[Einfügungszeichen]"added inline, handwritten, felt pen/fineliner (black), Henze, Hans Werner
  • "konzertarie"added in the bottom margin, handwritten, felt pen/fineliner (black), Henze, Hans Werner
  • "auch an Maja "added inline, handwritten, felt pen/fineliner (black), Henze, Hans Werner
  • Following: Typescript
  • Following: handwritten, felt pen/fineliner (black), Henze, Hans Werner

Commentary

  • "l"regularized to "1".
  • "l"regularized to "1".
  • "… aus dem infernalischen Frankfurt zurueck"Henze war zur Inszenierung seiner Oper "Die Bassariden" in Frankfurt. Premiere war am 15. Mai 1975.

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        Credits

        Mit freundlicher Genehmigung der Paul Sacher Stiftung.

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