Brief von H. W. Henze an P. Sacher, 12. Mai 1958
Einstellungen
Zeige Markierungen im Text
Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1958-04-02: an Sacher
- 1958-05-05: von Sacher
Folgend
- 1958-08-13: an Sacher
- 1958-05-28: von Sacher
[Typoskript]
leider hoere ich nichts mehr von Jhnen!*
es ist mir ein grosses pech passiert:die pat‡itur[sic]‡ der "sonate"
die ich mit den zuericher aenderungen versehen an schott schicken
wollte,ist auf raetselhafte weise verlor‡en gegangen,und alle meine
versuche,sie wiederzufinden,sind gescheitert.in zuerich kann sie
nicht geblieben sein.es ist mir sehr peinlich und schmerzlich.
habe jetzt den schott’schen kopisten geschrieben,sie sollten alle
aenderungen ,‡besonders die in den kontr‡baessen,aus‡ den stimmen
herausziehen und in die partitur eintragen,was aber nicht meine
verzweiflung lindert,dass ich das zuericher exemplar nicht mehr
habe.ich schreibe Jhnen diese sache so ehrlich,weil ich denke,
Sie werden es verstehen, und trotz der gefahr,dass Sie sich
ueber mich aergern und mich einen unordentlichen menschen schel-
ten (was nicht zu unrecht waere.)
di‡e deutsche erstauffuehrung,um die sich erstaunlich viele leute
bemueht haben,soll in braunschweig auf dem kammermusikfest sein, am
1. november.*ist Jhnen das recht?oder hatten Sie irgendwelche plaene
schon vorh‡er?wenn Sie einverstanden sind‡,werde ich im programm-
he‡ft erwaehnen,dass die urauffuehrung durch Sie in zuerich war.
es wurde mir auch die zuericher presse ueber die "sonate" zu-
geschickt.diesmal hat mich der dumme teil derselben nicht beruehrt
–erstens weil ich des werts des werks mir klar bewusst bin,und
ich das auch fuehle in meiner jetzigen arbeit,und zweitens weil
der ton und das deutsch der kritiker wirklich so herzlich unge-
bildet und simpel ist,dass man sich nicht wundern kann,wenn ihnen
der exclusive charakter meines werks nicht entgegenkommt,und sie
zu kuehnen mutmassungen (wie "machwerk") bringt.da kann man nur
den kopf schuetteln,oder lachen.andererseits war alles so‡ schoen
in zuerich, Jhre arbeit,das gute spiel des orchesters, Jhre und
frau sacher’s gesellschaft,die mich ganz gluecklich gemacht hat–
da kann einem ein zeitungsscribent nichts anhaben.
bitte,lassen Sie einmal von sich hoeren.ich wuensche Jhnen
und Jhrer frau alles gute und schoene.
herzlichst Jhr
hans werner henze
P.S.
12. Mai
eben trifft Jhr freundlicher brief ein. herzlichen dank, auch
für die empfehlung bei Varviso! könnten Sie bitte leih-
weise Jhre partitur an schott schicken?
herzliche grüsse
hans w. henze
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
Signatur: Korrespondenz Hans Werner HenzeQuellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- helles Papier
- 1 Blatt
- 1 beschriebene Seite
- Abmessungen: 280x220 [mm] (HxB)
- gelocht
- einzeilig, Rand links: 4,7 cm, Einzug 1cm
- sehr knapp bis an den rechten Rand beschrieben
Material
Umfang
Zustand
Layout
Schreibstile
-
1.Maschinenschrift, blau.
-
2.Maschinenschrift, rot.
-
3.Handschrift, Henze, Hans Werner, Füller (blau).
Textkonstitution
-
Folgend: Typoskript, rot
-
Folgend: Typoskript, rot
-
"pa r t itur"sic
-
"t""r" überschrieben mit "t"
-
"r""t" überschrieben mit "r"
-
"… geschrieben,sie sollten alle aenderungen ,"Leerzeichen vor dem Komma, aber nicht danach.
-
"r"in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
-
"s""d" überschrieben mit "s"
-
"i""u" überschrieben mit "i"
-
"h""g" überschrieben mit "h"
-
"d""f" überschrieben mit "d"
-
-
"o""i" überschrieben mit "o"
-
Folgend: handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
-
"… herzliche grüsse hans w. henze"Der Text des P.S. steht auf dem linken Rand, gedreht um 90°, und beginnt auf der Höhe der zweiten Zeile des Brieftextes.
Einzelstellenerläuterung
-
"… Napoli, 5 Mai 58"Da der Nachsatz am Rand erst am 12. Mai geschrieben wurde, kann der Brief nicht früher abgeschickt worden sein.
-
"… ich nichts mehr von Jhnen!"Siehe den Nachsatz unten.
-
"… sein, am 1. november ."Die deutsche Erstaufführung der "Sonata per archi" fand nicht in Braunschweig 1958 statt, vielmehr wurden dort "mit Jubel ohnegleichen" Henzes "Neapolitanischen Lieder" mit Betty Allen gegeben; vgl. "Melos" 1959, S. 121.