Brief von H. W. Henze an H. M. Enzensberger, 14. Juli 1971

Zurück

Einstellungen

Zeige Markierungen im Text

Absolute Chronologie

Vorausgehend

Folgend

[Manuskript]

18 okeover manor north side london sw4 622 3001
Lieber Mang,

eben fällt mir ein, dass Du in Deinem vertrag mit NET
etwas durchsetzen müsstest, was ich vergessen habe zu tun und
was sehr lästig werden könnte: unter den englischsprachigen
Ländern die die NET-produktion ausstrahlen dürfen, sollten
die British Isles (England, Wales, Schottland, Irland)
nicht laufen. In andern Worten, England etc. müssen
ausgespart werden, wenigstens bis 1980 oder so. Dies sage
ich, weil ich den Eindruck gewonnen habe dass eines der
grossen Londoner Schauspielhäuser für die szenische Uraufführung
in Frage kommen könnte, am ehesten das National Theatre,
oder immerhin für die erste Aufführung nach der deutschsprachigen
Premiére (wahrscheinlich möchtest Du doch wohl eine solche nicht
missen wollen) – und London hat ja doch enorme resources
für Schauspieler, regisseure etc. stell Dir mal vor, wir könnten
Peter Brook kriegen! Aber: Eine TV Ausstrahlung würde das ganze in frage stellen. –
für die TV (NET) produktion lief mir gestern abend John Schlesinger
(Sunday, bloody Sunday, Street Cowboy, etc.) ins Gehege. immerhin
eine idee –

I wonder when I shall have the sensational benefit of
seeing you.

meine “persönliche“ Lage ist wirr und freudlos und nicht erfrischend,
aber ich gebe mir mühe, niemanden damit zu quälen. Du brauchst
also keine Angst zu haben. nur ich muss angst haben + das
ist wahr.

Abrazos
 hans

bin morgen abend (am 15. Juli) wieder in Marino. nervös die post durchsehend,
werde ich keinen brief von Dir finden.* wie geht Dein film voran?

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Deutsches Literaturarchiv Marbach (D-MB), A: Enzensberger, Hans Magnus
    Signatur: Briefe Hans Werner Henze

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • cremefarbenes dickeres Papier, oben Eindruck in blau: "18 okeover manor north side london sw4 622 3001", von Henze mit demselben Kugelschreiber durchgestrichen, mit dem der Brief geschrieben ist; WZ: "CONQUEROR
      LONDON", beide Schriftzüge konvex/konkav, in der Mitte unklar: großes "H"?; Faltung: 3x quer, unregelmäßig, einmal Mitte, davon 5,5cm nach oben und unten, Rest jeweils ca. 9,2cm (wohl für DIN-längs-Umschlag
    • Umfang

    • 1 Blatt
    • 1 beschriebene Seite
    • Abmessungen: 298x208 [mm] (HxB)

Schreibstile

Textkonstitution

  • "18 okeover manor north side london sw4 622 3001"durchgestrichen, handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
  • "wollen"durchgestrichen
  • "Aber:"über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • "… 14. 7. 1971"Da es in dem Brief vor allem um den Vertrag mit der NET geht, der 1971 ausgehandelt wurde, muss der Brief aus diesem Jahr stammen; vgl. A042B804. Das exakte Datum ergibt sich aus dem Nachsatz, in dem Henze angibt, morgen, am 15. Juli, wieder in Marino zu sein.
  • Abrazos
    • Umarmungen
  • "… keinen brief von Dir finden."Der nächste erhaltene Brief von Enzensberger ist in der Tat erst vom 30. Dezember 1971.

        XML

        Dank

        Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

        Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
        so bitten wir um eine kurze Nachricht an henze-digital [@] zenmem.de.