Brief von H. W. Henze an H. M. Enzensberger, 12. August 1971
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[Manuskript]
00047 Marino (Roma)
ich erhielt post vom NET-Adler, er kommt ende
august nach europa, will Dich in berlin sehen, dann
mich in marino. ich hielte ein dreier-meeting
für angebracht.
Sheldon habe ich im sinne unseres telephongesprächs ge-
schrieben*, aber
er hat noch nicht geantwortet.
immerhin wird er Adler von meinem brief in kenntnis
gesetzt haben, sodass dieser weiss und mit diesem
wissen beladen nach europa kommt, dass
1. ich Deine forderungen für berechtigt halte und
sie unterstütze
2. keine alternativen möglich sind.
dies wollte ich Dir auch sagen, damit Du im gespräch
mit ihm bescheid weisst.
übrigens muss diese NET sache nicht sein. ich komme
finanziell auch ohne sie klar. das einzige problem
für uns wird sein, wenn wir der NET absagen, ein
theater in Europa zu finden, das uns eine solche
ziffer zahlen würde wie die NET es tut. ich
00047 Marino (Roma)
sehe solche möglichkeit nicht. und die NET
wäre eine bequeme verdienstmöglichkeit, die uns
die europäische szene nicht versaut. ausserdem kämen
wir thanks to NET zu einer englischen fassung die
uns keinen cent kosten würde (Dich keinen cent
kosten würde)
Du schreibst an Sheldon ich hätte schon eine
bühne
in london: das war wohl nur strategisch gemeint –
ich habe nämlich noch
keine.*
ich habe nicht einmal, im gegensatz zum NET Adler,
den neuen text der Rachel, den ich ja sehr gern
sehen würde um mich hineinleben zu können.
ausserdem, nachdem nun der vertrag mit
schott
unterschrieben ist: schott könnte jetzt eine anzahl
von exemplaren verfie‡ vervielfältigen und an ver-
schiedene leute schicken, damit die sache in be-
wegung kommt. ich habe bisher an der leine:
wien, münchen, amsterdam.* wohin man die
szenische
uraufführung gibt, das müssen wir überlegen. london,
mit peter brook oder peter hall, scheint mir schon am
00047 Marino (Roma)
besten geeignet. Ruth Berghaus möchte es gern
lesen, vielleicht ginge es ja im B.E. zu machen!?
ich möchte gern den text haben, um was
draus machen zu können
von zeit zu zeit
zum zeitvertreib
am unterleib*
es ist heiss. ich habe einen brief von Gastón, den
ich auch schon beantwortet
habe. hoffentlich hören
damit die Spannungen auf. mir unredlichkeit
zu
insiunieren‡, ist das letzte, und es ist mir noch
nie
passiert, seit ich mit autoren arbeite, und das ist
schon seit über 20
jahren. und ich habe noch nie
eine freundschaft mit gelddingen beschmutzt. Etc
etc.
ich hoffe ich kann es schnell und dauerhaft
vergessen, was da war an
giftigen dämpfen.
ich vermute Du bist in skandinavien jetzt. bitte lass von
Dir hören, sobald Du
zurückbist[sic]‡. es ist jetzt mitte august,
ich hatte auf den text gehofft so mitte
juli ....
alles Gute für Dich. sei umarmt von Deinem hans
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Deutsches Literaturarchiv Marbach (D-MB), A: Enzensberger, Hans Magnus
Signatur: Briefe Hans Werner HenzeQuellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- Briefpapier Henze
- Faltung: einmal quer auf DinA6
- 3 Blätter
- 3 beschriebene Seiten
- Abmessungen: 215x150 [mm] (HxB)
- die Bl 2-3 oben rechts schmal umgebogen
- Absätze: kein Einzug, kein Abstand
- Anführungszeichen unten oben
- Datum nur wenig tiefer als der Briefkopf, die Seitenzahlen dagegen über dem Briefkopf
- Rand: knapp 2 cm
Material
Umfang
Zustand
Layout
Schreibstile
-
1.Handschrift, Henze, Hans Werner, Filzstift/Fineliner (blau).
Textkonstitution
-
"verfie"durchgestrichen
-
"zurückbist"sic
Einzelstellenerläuterung
-
"… sinne unseres telephongesprächs ge schrieben"Dieser Brief ist bislang nicht nachweisbar.
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"… ich habe nämlich noch keine."Vgl. hierzu den vorangehenden Brief.
-
"… , münchen , amsterdam ."Gemeint sind natürlich die jeweiligen Theater in den Städten; vgl. dazu die vorangehenden Briefe.
-
"… am unterleib"Diese Reime spielen auf den Tonfall von „La Cubana“ an, sind aber kein direktes Zitat.
-
"insiunieren"recte "insinuieren".