Brief von H. W. Henze an W. Jockisch, 3. März 1952
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Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1952-03-03: an Weil
Folgend
- 1952-04-21: an Weil
- 1955-08-09: von Sacher
[Manuskript]
wenn Du an g. v. westermann schreibst, ich
bin im begriff, eine kammeroper zu
machen*, eine ballett-durchwirkte, bin ganz
beräuscht[sic]‡ von der idee und käme auch
terminmässig damit zu potte. aber es sollen
ja aufträge erteilt werden, ich würde
es gern in form eines auftrags machen,
Du wirst sehen, es wird eine wunderbare
sache, ganz fabelhaft und sogar in
einer kombination, wie sie mir in hannover
vorschwebte, komisch, durch diese kombination
kam ich auf den gedanken, der der
gedanke ist und eine fortentwicklung
der besten manon-szenen.
jean-pierre macht ausstattung für kortner’s
amerika-sache*. interessant, unsereins bleibt
dabei auf dem trockenen und darf sich
weiterhin den kopf über geld zerbrechen.*
gestern war hier „billy budd“ die
letzte scheisse.* so leicht wird der boulevard
nicht zu schlagen sein. düsseldorf hat
ihn angenommen.* puhlmann schrieb völlig
enthusiasmiert. hat angst, über seiner
stuttgarter inszenierung dieser piece* zum
jockisch-epigonen zu werden. wie rührend.
wo seid Ihr jetzt? bitte kommt
mal recht bald und schnell nach
wiesbaden. ich habe westermann ein
ballett-gastspiel angeboten*, vielleicht könntest
Du es empfehlen, ausserdem wären dann
dijk, fris, laumer und larno schon in
berlin für meine stagione.
meine idee ist wundervoll.
grüße an die elementare
begabu‡ng vom tegernsee
*.
Dein
h.
stiftstr. 12
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
Signatur: GW 31Quellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- helles Papier, Doppelblatt
- 2 Blätter
- 2 beschriebene Seiten
- Abmessungen: 180x143 [mm] (HxB)
- beide Blätter auf Grund eines Risses durch die Faltung fachmännisch geklebt
- beschrieben: Bl 1r und 2r
- Rand: 2cm, kein Einzug
Material
Umfang
Zustand
Layout
Schreibstile
-
1.Handschrift, Henze, Hans Werner, Füller (blau).
Textkonstitution
-
"beräuscht"sic
-
"bu""ga" überschrieben mit "bu"
Einzelstellenerläuterung
-
"… 3. 3. 52"Es ist möglich, dass dieser Brief gemeinsam mit dem vorangehenden an Grete Weil verschickt wurde; vgl. dazu den Kommentar in dem Brief.
-
"… begriff, eine kammeroper zu machen"Bei den Berliner Festwochen 1952 erlebte „Der Idiot“ am 1. September seine Uraufführung; vgl. hierzu die folgende Karte. Henze bezeichnet dieses Stück als Mimodram, doch bei den Festwochen wurde es als „Studio-Oper“ (vgl. die Besprechung in „Melos“ 1952, S. 290 f.) angekündigt oder auch als Kammeroper bezeichnet; zum Repertoire bei den Festwochen vgl. Die Berliner Festwochen. Eine kommentierte Chronik 1951–1997, S. 11.
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"… macht ausstattung für kortner's amerika-sache"Nach Busch S. 375 machte Ponnelle bereits am 6. Mai 1952 die Ausstattung zu „Herodes und Mariamne“ in der Inszenierung von Fritz Kortner an den Münchner Kammerspielen.
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"… den kopf über geld zerbrechen."Klaus Geitel schreibt hierzu rückblickend: „Zwei Tage nach der Premiere feierte der Bühnenbildner Jean-Pierre Ponnelle seinen 20. Geburtstag und erhielt geradzu fahrplanmäßig einen Anruf aus München von einem gewissen Fritz Kortner (Ponnelle vollkommen unbekannt), der den jungen Mann, von dem Kortner gerade gelesen hatte, nach München verpflichten wollte. Was auch geschah! Manche Karrieren entfalten sich buchstäblich im Handumdrehen. Die Henzes allerdings nicht.“, in: Mit nichts anderem gewappnet als der Kunst, in: Berliner Morgenpost (13. 08. 2003).
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"… billy budd die letzte scheisse."Am 1. März 1952 fand in Wiesbaden die deutsche Erstaufführung von Benjamin Brittens Oper „Billy Budd“ statt.
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"… sein. düsseldorf hat ihn angenommen."Die Premiere an den Städtischen Bühnen Düsseldorf fand am 1. Dezember 1952 statt.
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"… seiner stuttgarter inszenierung dieser piece"Kurt Puhlmann war in der Saison 1949/1950 gemeinsam mit Walter Jockisch Oberspielleiter der Oper in Stuttgart und blieb nach dessen Weggang bis 1960 allein in dieser Funktion. Sowohl nach Hochgesang als auch nach „Die Oper in Stuttgart. 75 Jahre Littmann-Bau“ fand in Stuttgart Anfang der 50er-Jahre keine Inszenierung der „Boulevard Solitude“ statt.
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"… habe westermann ein ballett-gastspiel angeboten"Dieses Gastspiel des Wiesbadener Balletts scheint nicht stattgefunden zu haben; vgl. in: Die Berliner Festwochen die Übersicht für 1952 und 1953.
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stagione
- Saison
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"… bega bu ng vom tegernsee"Hier meint Henze sicherlich Grete Weil.