Letter from H. W. Henze to H. M. Enzensberger, August 14, 1974
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Absolute Chronology
Preceding
- 1974-04-08: to Weil
- 1974-07-25: from Enzensberger
Following
- 1974-11-27: to Enzensberger
- 1974-10-25: from Enzensberger
[Manuscript]
00041 Marino (Roma)
schreibe Dir dies an einem wunderschönen kühlen august-
morgen in Marino, mich wohlfühlend und Dir so viel Gutes und Fabel-
haftes wünschend. es macht nichts dass Du die Souffragettenkiste nicht
machen willst.* ich möchte sie gern machen, habe auch musik dafür
im kopf.* also arbeite an Deinen dingen und sei sehr glücklich.
ich finde es wunderbar, dass Du gedichte machen willst, kunst.
dieser brief soll nichts als Dich grüssen und Dich der liebe Deines
freundes hans versichern der sich schon jetzt auf das freut, was
da im entstehen begriffen ist.
kürzlich war hier Moszkowicz und hat mit Jürgen Henze am modell der
“Cubana”
gebaut.* es könnte sehr fein werden. Peter Hall hat eine
“readable but not playable” übersetzung* machen lassen, damit das gremium des
National Theater nicht von den amerikanismen der New Yorker fassung (diesem
schmutz!)* negativ beeinflusst werden möge. das gremium hat sie gelesen,
und die chancen stehen nun 90:10 etwa. sehr schön. aber es
wird noch dauern, weil die theaterbauten noch nicht beendet sind.
00041 Marino (Roma)
2
am 27. august fahre ich nach london und studiere
“die Bassariden”
ein,
mache selbst die regie und dirigiere. premiére ist am 10. oktober
. ich
bleibe aber bis 5. november. dann gehe ich nach Paris, wo am 11.
november mein sinfonischer
“Tristan”
als ballett in der Opéra gemacht
wird (Nureyev tanzend) dann ferien irgendwo wo es warm ist, mit
Yoichi dem adorierten (wie kannst Du dahinleben, ohne dieses
zauberstück gesehen zu haben?) dann im dezember wieder an den
arbeitstisch. habe gerade in diesen tagen die 6. szene der Bond oper
(die noch immer keinen titel hat) beendet. wird sehr gut.
ich habe eine so schöne zeit, mein leben ist ganz anders geworden,
und ich habe energie und courage und eine lust, zu leben und zu
arbeiten, dass es eine lust ist!
ich umarme Dich und rufe Dir mut zu und tausend
andere gute dinge! Dein hans
Editorial
Responsibilities
- Editor(s)
- Irmlind Capelle
- Transcription
- Irmlind Capelle; Joachim Veit
Tradition
-
Text Source: Deutsches Literaturarchiv Marbach (D-MB), A: Enzensberger, Hans Magnus
Shelf mark: Briefe Hans Werner HenzePhysical Description
- Document type: Letter
- Briefpapier Henze: helles Briefpapier
- Faltung: 1 mal längs, 1 mal quer
- 2 folios
- 2 written pages
- Dimensions: 290x210 [mm] (HxW)
- Rand: 6cm, Anführungszeichen in der Regel vorne unten (Abweichungen vermerkt)
- beide Blätter um 90° gegen Uhrzeigersinn gedreht beschrieben; Absätze nicht eingerückt (lediglich die Grußformel 10cm vom linken Rand
Material
Extent
Layout
Writing styles
-
1.Handwriting, Henze, Hans Werner, felt pen/fineliner (red).
-
2.Handwriting, Henze, Hans Werner, felt pen/fineliner (black).
Text Constitution
-
Following: handwritten, felt pen/fineliner (black), Henze, Hans Werner
-
Following: handwritten, felt pen/fineliner (red), Henze, Hans Werner
Commentary
-
[Rotation]Section, Text turned clockwise (90°).
-
Elskeden
- Geliebter
-
"… die Souffragettenkiste nicht machen willst."Vgl. hierzu den vorhangehenden Brief von Enzensberger.
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"… auch musik dafür im kopf."Henze schrieb 1979 für Maureen Mc Nally “El Rey de Harlem” .
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"… am modell der Cubana gebaut."Henze spricht hier Vorarbeiten für die Szenische Uraufführung von “La Cubana” in München am 28. Mai 1975 an.
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"… readable but not playable übersetzung"Es geht hier um eine geplante Aufführung von “La Cubana” in London. Diese “readable but not playable” Übersetzung ist nicht bekannt. In der Sammlung Henze hat sich aber eine englische Fassung von Neville und Stephen Plaice erhalten, die für die geplante Inszenierung in London angefertigt wurde. Stephen Plaice schrieb zu Beginn seiner Karriere zahlreiche Übersetzungen für das Royal National Theatre.