Brief (mit Beilage) von H. W. Henze an H. M. Enzensberger, 15. Februar 1971
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[Manuskript]
00047 Marino (Roma)
in Basel
* ist mir vieles durch den Kopf gegangen, und
der
besuch von Gastón hat
dazu beigetragen dass ich ein neues
instrumentalstück schreiben werde. so
kann ich also die
in
„Rachel“
verbotenen dinge (sophistaced‡ modern sounds
and
what have you) in ein solches stück tun und immer
ein
bisschen herumspielen wenn mir kein chanson ein-
fällt. aber es
wird auch mit Dir zu tun haben, wenn
Du
einverstanden bist:
Gastón sagte er wolle mir ein neues gedicht
von Dir
schicken das ihm sehr wie kammermusik vorkam, es muss
darin von
wittgenstein u. a. die rede sein. er
meinte, ich
könne es als motto benutzen.* nun habe ich weitergedacht
und mir
überlegt, ich könnte es auch als „sound track“
benutzen, will sagen: ich
mache ein tonband mit elektro-
nischen elementen und da hindurch
kommt von zeit zu zeit
eine stimme mit dem text Deines gedichts, das
sozusagen
graduell aufgesagt wird, immer wieder interferiert mit
neuen
teilen und fragmenten von instrumental music.
möchte auch playbacks hinein
tun, rückkopplungen etc, einen
ganzen zaubermechanismus von technologischen
sachen. und das
00047 Marino (Roma)
Ganze am schluss dann nennen: 2. Violinkonzert, also
einen bewusst akademischen titel nehmen.
nun muss ich wissen:
a. ob Du einverstanden
bist
b. ob Du mir bitte rasch express‡
das gedicht schickst.
habe heute vor dem frühstück einige skizzen gemacht, möchte aber
nun erst einmal das gedicht haben, damit ich die
strukturierung des Ganzen überlegen kann.
jetzt werde ich mich waschen und dann mit dem ersten
chanson der Rachel
anfangen.
basel hat mich auch sehr irritiert, aber immerhin habe ich
hoffmann la Roche dazu gekriegt, eine riesige Menge medika-
mente den cubanern zu schenken.
wäre froh, wenn Du heute hier wärest, damit ich meine freude
verbal äussern könnte.
in ca. 14 tagen komme ich nach berlin, hoffentlich schon einiges
Neue mitbringend.*
Abrazos febriles premurosos y calorosos
hans
P.S. No poems
arrived from
Luchterhand.*
00047 Marino (Roma)
Fidel, discurso del 26. Julio 1970
Nuestros Enemigos dicen que tenemos dificultades,
y en eso tienen razon nuestros enemigos.
dicen que tenemos problemas. y en Realidad tienen
razon
nuestros enemigos. Dicen que hay descontento,
y en realidad tienen razon
nuestros enemigos. Dicen
que hay irirt
irritaciones, y en realidad tiemen
razon nuestros enemigos.
como ven no tenemos el temor de admitir cuando
nuestros enemigos tienen razon (aplausos)
pero voy a dar mas datos.
esto que traigo aqui no es un discurso. no es un dicscurso,
no
senor =estos datos constituyen un informe altamente
secreto de la
economia. Y esto que traigo aqui no es un
discurso,
sino los secretos de la economia (aplausos) de esas
casas
que se escriben y se dicen en secreto para que el enemigo no lo
sepa.
¡no! aqui las tenemos. no las decimos para que el enemigo
lo
sepa! el enemigo realmente nos importa un bledo! (aplausos) y
si
alcunas de las cosas que decimos las explota el enemigo y
nos
producen profunda verguenza, ¡bienvenida sea la verguenza!,
¡bienvenida sea la verguenza! (aplausos) ¡bienvenida sea
la pena
si sabemos convertir la verguenza en fuerza, si
sabemos convertir la
verguenza en espiritu de trabaso, si
sabemos convertir la verguenza en
dignidad, si sabemos
convertir la verguenza en moral! (aplausos
y
gritos de: ¡fidel, fidel, fidel!)
Apparat
Generalvermerk
Dieser Brief war in zwei Teilen unter den Daten 15. 2. 1971 (Blatt 1) und 26. Juli 1970 (Blatt 2 und 3) überliefert, wobei in der zweiten Einheit Bl 3 mit der Rede von Fidel Castro vorne lag. Da es sich um dasselbe Briefpapier handelt und der Text eindeutig auf dem ursprünglich 3. Blatt fortgesetzt wird, wurden die beiden Teile in der Edition zusammengeführt. Blatt 2 mit der Rede von Fidel Castro wurde dann in einem zweiten Schritt als Dokument ausgelagert, zumal davon auszugehen, dass diese Rede erst mit dem Brief vom 8./9. Juli 1971 übersandt wurde, in dem von einer Rede Fidels die Rede ist. Die gleiche Faltung auf DinA6 erlauben dies trotz des Unterschieds der Papiergröße.
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Deutsches Literaturarchiv Marbach (D-MB), A: Enzensberger, Hans Magnus
Signatur: Briefe Hans Werner HenzeQuellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- Briefpapier Henze: mittelblaues dünnes Papier; DinA5
- Faltung: 1mal quer af DinA6
- 2 Blätter
- 2 beschriebene Seiten
- Abmessungen: 214x150 [mm] (HxB)
- Absätze nicht eingerückt ohne Abstand
- Rand: 1,5-2 cm
- Anführungszeichen: oben-oben
Material
Umfang
Layout
Schreibstile
-
1.Handschrift, Henze, Hans Werner, Füller (blau).
Textkonstitution
-
"express"über der Zeile hinzugefügt
Einzelstellenerläuterung
-
"… in Basel"In Basel hielt sich Henze zur Uraufführung seines Bratschenkonzertes „Compases para pregantas ensimismadas“ am 11. Februar 1971 auf; vgl. Autobiographie S. 372f.
-
"sophistaced"recte "sophisticated".
-
"… könne es als motto benutzen."Gemeint ist Enzensbergers Gedicht „Hommage à Gödel“, das Henze seinem Zweiten Violinkonzert zugrunde gelegt hat; vgl. Autobiographie S. 373–375.
-
"… hoffentlich schon einiges Neue mitbringend."Dieses geplante Treffen in Berlin hat wohl nicht stattgefunden, vgl. den Brief Anfang April 1971.
-
Abrazos febriles premurosos y calorosos
- Verfrühte und fiebrige Umarmungen
-
"… poems arrived from Luchterhand ."Vgl. hierzu die Anmerkung zum Brief vom 3. Februar 1971.