Brief von G. Weil an H. W. Henze, 7. November 1980

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[Typoskript]

Grete Weil


Lieber grosser Hans,

ich schreibe dir mit der Maschine, weil du dich – mit Recht –
darüber beklagst hast, dass man meine Schrift nicht lesen kaxx
kann*. Dein Brief hat mich sehr glücklich gemacht, es gibt ja
nicht mehr als eine handvoll Menschen, bei denen es mir
wichtig ist "anzukommen" und dazu gehörst du seit urlanger
Zeit. Ich hoffe, es hat duxx dir bis zum Ende gefallen, mitsamt
dem gestohlenen Manonschluss*. Und ich bin sicher, dass dich
der Petrikaubericht bewegt hat* – er stammt von Walter Holles
Halbbruder ,[sic] der zu meinem Kummer ,[sic] fast immer in den
durchweg sehr guten Kritiken unerwähnt bleibt. Verdrängung,
Scham? Ich weiss es nicht, es passt halt zum übrigen Tot-
schweigen. Ich habe die Geschichte in das Buch aufgenommen,
um wenigstens ein paar Leute zu zwingen ihn zu lesen. Nun/s
sind es mehr als ein paar geworden, die Antigone ist ein
gewisser Erfolg, beileibe kein Bestseller, aber immerhin
wird sie zur Kenntnis genommen. Sehr merkwürdig, wenn man mit
74 das erlebt, wovon man immer geträumt hat. Jetzt ist es
nicht mehr so wichtig, oder besser gesagt wichtig nur bei
dem Echo Weniger. Ich habe ganz viele Lesungen gemacht und
das geht auch noch bis zum Frühjahr weiter, habe es dem
Verlag versprochen, der immerhin den Mut gehabt hat, das Buch
eines alten Menschen zu verlegen und viel dafür tut. Im Sommer
war ich mit Ausnahme von vielen kleinen Leseabstechern in
Contra, jetzt igle ich mich hier ein, um zu arbeiten. Lass
mich doch wissen, wann du wieder in Germany bist, vor allem
in Stuttgart oder natürlich noch besser in München. In
Stuttgart lese ich am 12. März, das könnte doch deine Zeit
dort sein.

Sei in alter Liebe umarmt von deiner
Butza

Apparat

Überlieferung

  • Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Hans Werner Henze, Abteilung: Korrespondenz

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • dickeres helles Papier
    • Faltung: 2mal auf DinA 6
    • Umfang

    • 1 Blatt
    • 1 beschriebene Seite
    • Abmessungen: 296x210 [mm] (HxB)
    • Layout

    • anderthalbzeilig, kein Einzug, keine Leerzeile, Rand links 3,5 cm

Schreibstile

Textkonstitution

  • "Grete Weil"in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Bleistift, Henze, Hans Werner
  • "… Grünwald, 7. Nov.80"kein Leerzeichen zwischen "Nov. und '80'"
  • "ka"gelöscht durch Überschreibung
  • "du"gelöscht durch Überschreibung
  • "h""g" ersetzt durch "h"
  • " ,"sic
  • " ,"sic
  • "s"durchgestrichen
  • "… ihn zu lesen. Nun/ s"Dieses "s" ist mit einem Schrägstrich gestrichen.
  • Folgend: handschriftlich, Füller (blau), Weil, Grete

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