Brief (mit Umschlag) von H. W. Henze an G. Weil, 16. August 1978

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La Leprara
00047 Marino (Roma)

meine liebe Butza

ich habe Deinen wunsch erfüllt und war nicht in Montepulciano * (ausser den
letzten Tagen wo es ruhig war) und lebe still und friedlich und arbeite
in aller ruhe an meinem Orpheus ballet . das Libretto von Bond macht es zu
einer ganz akuten sache und macht es so dass es stimmt bzw. dass
ich mir unter der ganzen angelegenheit etwas vorstellen kann und mich
identifizieren. so habe ich also ein schönes tagewerk.

wer kann Deine schrift lesen? ich verbringe stunden ohne über eine hieroglyphe
hinwegzukommen die einen ganzen […] *x1) x1) sinnlos macht! aber das war
schon immer so. vielleicht hast Du das gleiche problem mit mir wie ich mit Dir.

dieser sommer ist still und gleichförmig, nur von hundegebell unterbrochen, aber
ich hatte grosse schwierigkeiten mit dem leben, und habe sie noch, es ist


La Leprara
00047 Marino (Roma)
nicht einfach und ich habe wohl zu viel ertragen, erduldet, habe nicht genug
prinzipiell kämpferisches in meiner natur um freundlich genug zu mir selbst
zu sein. aus diesen widersprüchen entstehen werk und wrack. jetzt liegt
für mich alles, steht bei mir alles, hängt für mich alles ab vom machen
dieser Orpheus musik durch die ich bei ihrer premiére in Stuttgart am 16.
märz
* wieder um ein stück leben ärmer sein werde. nun ja, an der
physischen gesundung ist auch noch zu arbeiten, es geht langsam voran, aber man
kann sich immerhin einen zustand von gesundheit schon wieder vorstellen
und beginnt, gern allein zu sein, oder wenigstens: nicht ungern.

Yoichi hat seine erste ausstellung, am 28. August in Venedig (skulpturen)* ich dies
wird meine erste reise sein nach langer zeit. er ist stolz auf seinen erfolg,
und ich freue mich über einen so wohlgeratenen sohn.

liebe butza, alles Gute für Dich – sei umarmt von Deinem hans

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[Umschlag, Manuskript]






Svizzera

Ill. Signora,
   Grete Weil – Jokisch
CH 6611 Contra / TI
Casa Mezzogiorno


La Leprara
00047 Marino (Roma)

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
    Signatur: GW 31

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • helles Briefpapier, sehr dünn
    • Faltung: 3mal auf lang Umschlag
    • Umfang

    • 2 Blätter
    • 2 beschriebene Seiten
    • Abmessungen: 271x171 [mm] (HxB)
    • Layout

    • Das Blatt ist zum Briefkopf um 90° gegen den Uhrzeiger beschrieben; Briefkopf umschrieben
    • Rand: 2cm

Schreibstile

Textkonstitution

  • " ballet "über der Zeile hinzugefügt
  • unleserliche Stelle (ca. 1 Wort)
  • "x1) sinnlos"am unteren Rand hinzugefügt
  • "mit mir"über der Zeile hinzugefügt
  • "ich"durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • "… und war nicht in Montepulciano"Diese Anmerkung lässt darauf schließen, dass Grete Weil auf den vorangehenden Brief Henzes mit einem handschriftlichen Brief (s.u.) reagiert hat, der sich bislang nicht nachweisen lässt.
  • "… hieroglyphe hinwegzukommen die einen ganzen"Henze ahmt hier eine „hieroglyphe“ nach.
  • "… in Stuttgart am 16. märz"Die Premiere des „Orpheus“ fand am 17. März 1979 statt.
  • "… 28. August in Venedig (skulpturen)"Nach den biographischen Angaben in einer Presseankündigung von Pierre Marie Giraud zu einer Ausstellung in Brüssel vom 19. April bis 12. Mai 2018, legte Yoichi Ohira 1978 sein Examen an der Accademia di Belle Arti mit höchsten Auszeichnungen ab und arbeitete anschließend an Skulpturen.

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        Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

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