Brief (mit Umschlag) von H. W. Henze an G. Weil, 4. April 1983
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- 1983-04-20: von Sacher
[Manuskript]
00047 Marino (Roma)
wie traurig, dass Du mein Konzert in Mü. versäumt
hast! Ich hatte extra ganz laute Stücke mit viel
Trompeten etc. gewählt*, und habe während der Probenzeit
3x (drei Mal) in Grünwald
vergeblich‡ angerufen, bis ich es
aufgab und ich dachte Du bist wahrscheinlich im Ticino.
Lieb dass Du mir geschrieben hast im Nachhinein
(es war übrigens ein sehr intensives und geglücktes Unter-
nehmen, dieses Konzert, in einer Stadt wo man mich
seit über 10 Jahren nicht hat auftreten‡
‡ lassen.*
Sehr schade dass Du nicht dabei warst.)
Es freut mich Dein Erfolg mit den Büchern ganz enorm.
Glaub mir, diese Bücher helfen: jeder der sie gelesen
hat, wird zu einem Gegner der Reaktion. Mehr kann
ein Mensch, kann ein Künstler ja gar nicht schaffen.
Pass gut auf Dich auf und schone und pflege Dich.
Mir geht es ganz gut, auch ich altere dahin, finde
es aber eine neue Phase voller neuer Werte, voller
Neuentdeckungen und Wiederentdeckungen. Muss furchtbar
00047 Marino (Roma)
2/
viel arbeiten, um dieses aufwendige Haus zu halten
und den partrichachalischen[sic]‡ Lebensstil weiter zu ent-
wickeln und meine Stücke in dem von mir gewollten
Ambiente zu schreiben. Aber nun zu können was
man will, das ist ja bereits ein enormer Luxus.
Die Gefahren in denen wir leben, unsere Ängste,
unsere Sorgen, das alles sollte uns motivieren und
nicht zum Nachgeben auffordern. Ich glaube immer
noch an die Vernunft, auch wenn es so schwer
fällt wie in diesen Monaten, diesen Zeitläuften.
Mach’s gut und verwöhne Dich und sei stolz
auf Dich. Ich hoffe wir sehen uns bald einmal.
All my love to you –
hans
[Umschlag, Manuskript]
Rft
Germania
ouest
Frau Grete Weil-Jokisch
D – 8022 Grünwald
b. München
Herzog Siegmund Strasse 3
La Leprara
00047 Marino (Roma)
Apparat
Überlieferung
-
Textzeuge: Stadtmuseum München, Monacensia
Signatur: Nachlass Grete WeilQuellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- Briefpapier Henze, dickes Papier mit Büttenrand
- Faltung: 2mal (ungleich) auf Dinlang
- 2 Blätter
- 2 beschriebene Seiten
- Abmessungen: 297x210 [mm] (HxB)
- Rand: 2cm; Paginierung auf Seite 2 ist auf den Rand herausgezogen.
- Einzug links bei Absätzen 3 cm.
Material
Umfang
Layout
Schreibstile
-
1.Handschrift, Henze, Hans Werner, Filzstift/Fineliner (blau).
Textkonstitution
-
"… Ostermontag abend 12. April 1982"Das Wort „abend“ steht mittig unter „Ostermontag“.
-
"vergeblich"über der Zeile hinzugefügt
-
"treten""tr?" durchgestrichen und ersetzt mit "treten"
-
"… Jahren nicht hat auf treten"Die Verbindung von der Silbe „auf“ über die Streichung hinweg zu „treten“ ist mit einem Verbindungsbogen unterhalb markiert.
-
"partrichachalischen"sic
Einzelstellenerläuterung
-
"… Ostermontag abend 12. April 1982"Das Datum ergibt sich aus dem Poststempel auf dem Umschlag.
-
"… mit viel Trompeten etc. gewählt"Laut Autobiographie, S. 483 dirigierte Henze am 12. März 1982 in einem musica-viva-Konzert eine „Orpheus-Suite“ und „Barcarola“, beides Werke für großes Orchester.
-
"… nicht hat auf treten lassen."Henze war in den 50er und 60er Jahren häufig in den Musica viva-Konzerten aufgetreten. Er zitiert in der Autobiographie aus seinem Tagebuch: „fühlte mich beim dirigieren wie ein alter vogel, der allem unbill (und sich selber) davonfliegt“ (S. 483).