Letter from H. W. Henze to W. Jockisch/G. Weil, September 23, 1952 at the earliest
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Context
Absolute Chronology
Preceding
- 1952-08-22: to Weil
Following
- 1952-10-14: to Jockisch
- 1955-08-09: from Sacher
[Manuscript]
endlich finde ich zeit zu schreiben. es war sehr
turbulent in berlin*
. dann die biennale: es war
fabelhaft, sehr grossen erfolg und damit ver-
bundene freundliche geschäfts-anbahnungen.* nun wieder
berlin, um sich noch von “porgy and bess”
hinreissen zu lassen*, migräne beim “preussischen
märchen” zu kriegen, die fortner-pantomime
wenigstens szenisch gut, im ganzen aber irrtümlich
zu finden*, die engel-etüde sehr rührend
und die erwartung des sadler’s wells aufregend
zu finden.*
aus hannover hörte ich auf umwegen (heiner
in düsseldorf, scotson
* schrieb aus mainz) und
scotson sagte mir, daß ottilie herbst schlechte
dinge von mir erzählt und über butzi und
ich fände butzi’s regie mies etc.* – scotson
warnte mich. dass ich die “hannoversche
allgemeine” wegen beleidigung verklagt habe, ist
wohl schon bekannt bei Euch.*
meine neuesten
feinde heißen: blacher und einem. sich sehr
bösartig benommen.
mitte kommender woche betrete ich wieder bundes-
republikanischen boden, werde Euch besuchen, falls
Ihr wollt. mein pipo ist neulich auch durch
hannover gekommen, hatte aber zu wenig zeit
um Euch anzuläuten. er ist jetzt in münchen,
hat aber auf der biennale noch mitgemacht,
so lieb und süss. tatjana, die hexe ist
von ihm begeistert. ich selber liebe ihn
immer mehr und mehr und zähle die tage
bis ich endlich in münchen bin, wo ich
dann auch endlich zur ruhe und zum
schreiben komme.
Euch geht’s hoffentlich gut in der neuen
wohnung. habt Ihr schon ein hündchen?
ich persönlich freue mich sehr, Euch zu sehen.
bleibe vielleicht 1 tag chez vous, wenn
Ihr mir quartier gebt. ankunft voraus-
sichtlich mittwoch mittag.*
tausend herzliche grüsse
Euer
rattenschwänzchen
Editorial
Responsibilities
- Editor(s)
- Irmlind Capelle
- Transcription
- Irmlind Capelle
Tradition
-
Text Source: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
Shelf mark: GW 31Physical Description
- Document type: Letter
- beiges glattes Papier
- Faltung: auf DinA6 und auf Dinlang
- 1 folio
- 2 written pages
- Dimensions: 299x210 [mm] (HxW)
- kein Einzug, Rand links: 4 cm
- Anführungszeichen unten - oben
Material
Extent
Layout
Writing styles
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1.Handwriting, Henze, Hans Werner, pen (black).
-
2.Handwriting, Henze, Hans Werner, pen (blue).
Text Constitution
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Following: handwritten, pen (blue), Henze, Hans Werner
Commentary
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"… nicht vor 23. September 1952"Nach den erwähnten Aufführungen kann dieser Brief nicht vor dem 23. September 1952 geschrieben sein.
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"… berlin"Hier spricht Henze die Berliner Festwochen an, die vom 31. August bis 30. September 1952 stattfanden.
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"… damit ver bundene freundliche geschäfts-anbahnungen."Vgl. zu diesem Abstecher nach Venedig die Autobiographie S. 135f. Dort wurde die Berliner Inszenierung von Henzes “Idiot” als Gastspiel gegeben; vgl. “Melos” 1952, S. 330f.
-
"… and bess hinreissen zu lassen" “Porgy and Bess” wurde bei den Berliner Festwochen mit Leontyne Price als Gastspiel aus New York aufgeführt; vgl. hierzu auch die Besprechung in “Melos” November 1952, S. 322f.
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"… ganzen aber irrtümlich zu finden"Vgl. hierzu die Autobiographie S. 134-139; nach der Notiz in “Melos” 1952, S. 301, fand die Aufführung von “Die Witwe von Ephesus” in der Regie von Walter Jockisch statt.
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"… sadler's wells aufregend zu finden."Zu dieser erenuten Begegnung mit dem Sadler’s Well Ballet und vor allem mit Frederick Ashton vgl. die Autobiographie S. 138f.
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"… heiner in düsseldorf , scotson"Hierbei dürfte es sich um eine der zahlreichen Verballhornungen des Namens “Schott” handeln, die Henze in der Korrespondenz mit Weil/Jockisch verwendet.
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"… fände butzi's regie mies etc."Hier muss es sich noch um Tratsch über die Uraufführung von “Boulevard Solitude” handeln.
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"… wohl schon bekannt bei Euch."Vgl. hierzu die Autobiographie S. 129.
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chez vous
- bei Euch
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"… ankunft voraus sichtlich mittwoch mittag."Da Henze im nächsten Brief von Dienstag, dem 14. Oktober 1952 fragt, ob er Schuhe bei Weil/Jockisch hätte stehen lassen, müsste er, wenn die Planung beibehalten wurde, am 8. Oktober 1952 in Hannover bei Ihnen angekommen sein.