Letter from H. W. Henze to H. M. Enzensberger, October 5, 1960

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[Manuscript]

Berlin, am 5. Oktopus, 1960
      Mio caro Conte,

voilà der ganze Text. Extra für Sie nochmal abtippen
lassen.*
Jetzt benötige ich ganz dringend die Nr. X des 1.
Aktes (S. 23–24 unten)*
und Nr. VI (help) wozu ich die Übersetzungen beilege.
Danach wären Sie mit Act[sic] I fertig!
– Für Act[sic] II möchte ich mir folgende Prozedur vor-
stellen:
Ich schicke Ihnen die ganze Übersetzung, und Sie wischen
dann mit genialem Rotstift hinein. o.k.? I would be
so happy ...

Ganz am Schluss, vor Drucklegung*, werde ich Sie dann
noch einmal um eine Revision bitten.
Sie können sich nicht vorstellen, wie glücklich ich bin
über Ihre Güte! Ohne Sie, das ist wohl evident, wäre
ich wirklich verloren. Aber so kommt doch etwas Akzeptables
zustande!
Der erste Akt ist beendet, jetzt muss ich noch 2 grosse
Szenen in Reinschrift machen, dann bin ich damit fertig und
kann Act[sic] II beginnen. Mitte des Monats komme ich
wohl nach Frankfurt a. M. da werde ich Sie vielleicht


besuchen dürfen? It would be fun to show my poor
little self to you in a relaxed, natural – melanconical
way. Which is the best side I’ve got to offer.

Je Vous embrasse,
hans werner henze
Artifex maximus

Editorial

Responsibilities

Editor(s)
Irmlind Capelle
Transcription
Irmlind Capelle

Tradition

  • Text Source: Deutsches Literaturarchiv Marbach (D-MB), A: Enzensberger, Hans Magnus
    Shelf mark: Briefe Hans Werner Henze

    Physical Description

    • Document type: Letter
    • Material

    • hellblaues, normal dickes Papier
    • nicht gefaltet
    • Extent

    • 1 folio
    • 2 written pages
    • Dimensions: 297x209 [mm] (HxW)
    • Layout

    • Rand links: ca. 3 cm
    • Erste Zeile eines Absatzes minimal (um ca. ein Zeichen) eingerückt; kein Abstand nach unten

Writing styles

Text Constitution

  • "… , am 5. Oktopus, 1960"Die Datumszeile ist seitlich etwas nach links in den Rand ausgerückt.
  • "Act"sic
  • "Act"sic
  • "w""sh" overwritten with "w"
  • "Act"sic
  • "… hans werner henze"Die Anfangsbuchstaben von “hans” und “henze” mit langem Abstrich (ca. 2 cm).

Commentary

  • Mio caro Conte
    • Mein lieber Herr Graf
  • "… für Sie nochmal abtippen lassen."In den beiden ersten überlieferten Briefen zwischen Henze und Enzensberger geht es um die Übersetzung zu der Oper Elegie für junge Liebende, die am 20. Mai 1961 in Schwetzingen ihre Uraufführung in deutscher Sprache erlebte. Henze schreibt dazu in seiner Autobiographie: “In Berlin hatte ich zwei Mitarbeiter: der eine war der Kapellmeister Harold Byrns [...] der andere ein Bühnenbildner, Werner Schachteli, ein witziger sprachgewandter Geselle, der Zeit genug hatte, mit mir zusammen die englisch komponierten und dadurch rhythmisch festliegenden Stücke mit einer dem Englischen möglichst nahekommenden deutschen Version zu versehen. Es war außerordentlich schwer. Als Grundlage hatten wir eine auf die Auden/Kallmanschen Versmaße gesetzte Übertragung von Ludwig Landgraf (Ludwig von Hessen), an der Hans Magnus Enzensberger sich liebenswürdigerweise beteiligt hatte, aber nur selten paßten die deutschen Verse, so wie sie waren, auf meine Noten. Schachteli und ich verbrachten zuweilen Stunden mit einem einzigen Satz, bis wir irgendwas gefunden hatten, das dem Sinn und dem Stil des Ganzen einigermaßen entsprechen wollte. Wieviel einfacher wäre es doch gewesen, wenn wir die Oper in der Originalsprache gegeben hätten.” (Autobiographie, S. 206–207; zur Entstehung der Oper vgl. den Briefwechsel Auden/Kallman – Henze). Vgl. hierzu auch die Briefe von Hans Magnus Enzensberger (8. Oktober 1960) bzw. Ingeborg Bachmann (18. Oktober 1960) in: Ingeborg Bachmann, Hans Magnus Enzensberger, ‘schreib alles was wahr ist auf’. Der Briefwechsel, Berlin/Zürich2018, 93, 96.
  • "… 1. Aktes (S. 23–24 unten)"= “To-days weather / Die Wetterlage” .
  • "… Ganz am Schluss, vor Drucklegung"Die Drucklegung der Partitur und des Klavierauszuges erfolgte 1961. Auf dem Titelblatt ist angegeben “Deutsche Fassung von Ludwig Landgraf unter Mitarbeit von Werner Schachteli und dem Komponisten”. Werner Schachteli erstellte für diesen Klavierauszug (Schott 5100) auch den Entwurf für den Umschlag.
  • Je Vous embrasse
    • Ich umarme Sie
  • [Latin] Artifex maximus
    • der größte Künstler

    Internal Notes

    • "… der eine war der Kapellmeister"Es gibt in Basel 44 postalische Dokumente von Byrns aus den Jahren 1964–1973 .

      XML

      Credits

      Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

      If you've spotted some error or inaccuracy please do not hesitate to inform us via henze-digital [@] zenmem.de.