Letter from F. Hitzer to H. W. Henze, March 15, 1971

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Lieber Hans Werner,

die Montage unseres Gesprächs hat etwas länger gedauert.* Immer
wieder kommt etwas dazwischen. Und es ist schwer, sich auf eine
Sache zu konzentrieren. Die erste Fassung (vergleiche Sie[sic] mal
kurz mit dem "Rohtext") enthält Randnotizen – Vorschläge, an
welchen Stellen Du ergänzen kannst. Im übrigen kannst Du ver-
ändern, streichen und korrigieren, wo immer Du das für not-
wendig hältst. Was jetzt vorliegt, ist auch nicht mit den
anderen vorbesprochen: betrachte es als ein Manuskript mit
verteilten Rollen, in dem die Deinige unbedingt größer werden
sollte. Der Schluß wurde von den Mädchen nicht abgeschrieben:
die verstanden das nicht; da waren zu viel Löffelgeklapper
und Nebengeräusche auf dem Band. Das wichtigste hatte ich ja
durch Mikrofonnähe und meinem Gedächtnis festhalten können.*
Kannst Du mir den Text bis zum 15. April zurückschicken?*
Dann will ich nämlich die anderen informieren; jeder soll
dann seine eigenen Stelle[n] nochmals anschauen und "autorisieren".

Am Wochenende des 12. Juni veranstaltet die DKP in Nürnberg
einen Kulturkongreß.* Anlaß ist die große Schau des Dürer-Jahrs*,
die nach dem Willen der Veranstalter nicht nur kulturpolitische,
sondern gesellschaftspolitische und politische Bedeutung hat.*
Wir wollen unter dem Motto "Gemeinsam sind wir stärker" die anti-
imperialistische Kulturfront unseres Landes herausstellen.
Die Teilnehmer rekrutieren sich aus Betriebsarbeitern (Vertrauens-
leuten, Gewerkschaftern aus Großbetrieben der BRD) und Vertretern
der Intelligenz. Hauptthema: Lenins Kulturtheorie heute, System
der imperialistischen Reformstrategie. In vier Arbeitskreisen
stehen folgende Themen (Arbeitstitlxel) zur Diskussion: Auseinander
setzung mit dem herrschenden Betrieb anhand des Dürer-Jahres;
gegen Monopolmedien, für Mitbestimmung und Kontrolle in Massen-
medien; das Menschenbild der antiimperialistischen Bewegung;
wissenschaftlich-technische Revolution – Unterdrückung oder
Entfaltung. Am 12. Juni ist abends in den Messehallen (für 1700)
ein Kulturprogramm geplant. Hättest Du Lust zu kommen? Mitzumachen,
wenn ja, wie? gut fände ich, wenn die Genossen der Song-Gruppe


für diese Gelegenheit unsere Vorstellung im Gespräch
in die Wirklichkeit umsetzen könnten.* Ist das realistisch?
Bis wann würdest Du Texte brauchen, wenn es nicht schon zu
knapp ist. Was könnte man dort mit Cimarron machen?* (Wenn
zum Beispiel das Stück für die Song-Gruppe nicht hinhaut?)
Oder was gäbe es stattdessen?*

Bitte schreib mir bei Gelegenheit. Einstweilen herzliche Grüße

Editorial

Responsibilities

Editor(s)
Irmlind Capelle
Transcription
Irmlind Capelle

Tradition

  • Text Source: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
    Shelf mark: GW 31

    Physical Description

    • Document type: Letter
    • Material

    • beidseitiger Durchschlag auf dickerem, beigen Papier
    • Extent

    • 1 folio
    • 2 written pages
    • Dimensions: 297x210 [mm] (HxW)
    • Condition

    • gelocht
    • Layout

    • anderthalbzeilig, zwischen den Absätzen eine Leerzeile
    • lR: 2,5cm

Writing styles

  • 1.
    Typescript.

Text Constitution

  • "Sie"sic
  • "f""r" replaced with "f"
  • "l"deleted by overtyping
  • "f""F" replaced with "f"
  • "s""t" replaced with "s"

Commentary

  • "… Gesprächs hat etwas länger gedauert."In Heft 3 (1971) des "kürbiskern" erschien das Gespräch "Hans Werner Henze – Gespräch mit der Münchner Songgruppe" auf den Seiten 519–529. Hitzer erläutert dazu zu Beginn: "Zu einem Gespräch mit Hans Werner Henze hatte ich die Mitglieder der Münchner SonggruppeEleonore Vosz, Wolf Brannasky und Erwin Jedamus sowie den Musikkritiker Hartmut Lück eingeladen."
  • "… und meinem Gedächtnis festhalten können."Die der Publikation vorausgehenden Manuskripte sind bislang nicht nachgewiesen.
  • "… bis zum 15. April zurückschicken?"Henze konnte den Text erst am 25. April zurückschicken; vgl. die Begründung zu Beginn des Briefes.
  • "… DKP in Nürnberg einen Kulturkongreß."Vgl. hierzu die Publikation: Kulturpolitisches Forum der Deutschen Kommunistischen Partei 12./13. Juni 1971 in Nürnberg. Reden, Referate, Diskussionsbeiträge (Auszüge), hg. vom Parteivorstand der DKP, Hamburg 1972.
  • "… große Schau des Dürer -Jahrs"Vgl. "Albrecht Dürer 1471–1971. Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums. Nürnberg 21. Mai bis 1. August 1971", München 1971.
  • "… gesellschaftspolitische und politische Bedeutung hat."Von den hier angesprochenen gesellschaftspolitischen und politischen Zielen ist im Vorwort des Katalogs nicht die Rede. Vgl. aber den Beitrag von Oskar Neumann, Am Beispiel DürerJahr 1971, in: "kürbiskern" Heft 3, 1971, S. 491–497.
  • "… in die Wirklichkeit umsetzen könnten."Am Ende des Gesprächs (s.o.) werden Überlegungen dokumentiert, die die Gruppe nach einem gemeinsamen Probenwochenende diskutiert haben. Dabei geht es darum, ob Henze für die Gruppe kompositorisch und ob die Gruppe auch szenisch aktiv werden könne. Henze betonte dabei mehrfach, dass er Texte benötige.
  • "… man dort mit Cimarron machen?"Zu Beginn des Beitrags hatte Henze ausführlich beschrieben, wie die Cimarrón-Gruppe mit dem Werk in Süditalien auf Tournée durch die Klubhäuser gehen werde.
  • "… Oder was gäbe es stattdessen?"Vgl. hierzu Henzes Antwort im folgenden Brief.

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        Credits

        Mit freundlicher Genehmigung der Rechtsnachfolge Friedrich Hitzer.

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