Brief von H. W. Henze an P. Sacher, 21. Mai 1962

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Lieber Herr Sacher,

bitte entschuldigen Sie,dass ich Sie so lange auf Antwort auf
Jhre beiden freundlichen Briefe vom 30.April und 10.Mai habe
warten lassen.Es war hier inzwischen die von mir dirigierte
italienische Erstauffuehrung von "Elegie fuer junge Liebende" *
und dann musste ich die Reinschrift meiner Kantate Novae de Infini-
to laudes
  beenden,was mich sehr viel Zeit gekostet hat.Letztere,
koennte ich mir denken,koennte Ihren Basler Chor interessieren.
Es ist ein Werk von ca. einer Stunde Dauer,fuer vier Solisten
(Sopran,Alt,Tenor,Bariton) gemischten Chor und eine Anzahl Instrumen-
te,genau naemlich 6 Trompeten,6 Posaunen,2 Floeten,2 Englischhoer-
ner,2 Fagotte,2 Lauten,2 Harfen,2 Klaviere,Pauken,Celli und Baesse.
Es sind Texte des Giordano Bruno.Es wird noch eine Weile dauern,bis
Schott die Partitur fertig hat, aber so llte die Sache Sie interessie-
ren,verlangen Sie bitte eine.*

Nun zu Ihren Fragen:Ich bin ab 1. Juni in Frankfurt,wohne bis
zum 3.im Frankfurter Hof (jedenfalls habe ich das bestellt,falls
nicht,erfaehrt man es ueber die Oper) und dann wohl in Schloss
Wolfsgarten
,Bez.Frankfurt a.M. (es liegt bei Langen) bei den Prin-
zen von Hessen
.Bis einschl. 7. Juni.Am 7. dirigiere ich in Frank-
furt
den "Prinz". Die Generalprobe ist am 6. vormittags.

Am 8.bin ich in Berlin,wohnhaft Oberhaardter Weg 45 c/o Luedecke ,
im Grunewald.Tel. 89 75 54. Dort bin ich bis zum 15.vormittags.
Nachmittags und abends werde ich in Hamburg sein,ebenfalls am
16.Juni (Proben an der Oper) in den "Jahreszeiten".Am 18.werde ich
noch einmal in Frankfurt dirigieren,dann in der Woche vom 19.-22.
werde ich in Salzburg sein,Hotel Oesterreichischer Hof,weil meine
Mozarteums-Schueler dort ein Konzert eigener Werke machen, wobei ich
sie beschuetzen muss.*Am 23. dann fahre ich nach Paris,um den "Prin
z von Homburg
"
dort zu dirigieren,(26. *und 28.) am 29 . fliege ich
nach London,um den "Boulevard Solitude" am Sadler’s Wells mir an-
zuschauen,und am 30.muss ich wieder zu Proben (fuer die "Elegie
fuer junge Liebende
"
die ich an der Deutschen Oper inszeniere)* und
gegen den 7. Juli ,wenn die Theaterferien beginnen,wollte ich nach
Rom zurueckfliegen.So,nun kennen Sie meine Daten aber ganz genau!

Zu m Zuericher Programm:Also,wenn wir die "Sonata per archi"
machen wuerden,das faende ich ganz famos.Und dann die "Kammer-
  musik
"
mit Handt.Fuer die Gitarrenpartie hatte ich in Frankfurt


neulich ein[en] Muenchner Spieler,der recht gut war,er heisst
Ferstl.Meine Sekretaerin in Muenchen,Frau Renate Praetorius,
Kaiserstrasse 42,weiss seine Adresse.Aber wunderbar spielen
tut es natuerlich Julian Bream.Koennten Sie sich nicht zunaechst
an ihn wenden?* (Er antwortet leider selten ,weil er so schleicht
organisiert ist* he’s a cockney
but very charming
)Aber die Auffuehrungen des Stuecks mit Pears und
Bream (fuer die ich das Werk ja geschrieben hatte) sind mir un-
vergesslich,und ich haette mir auch fuer Zuerich Pears gewuenscht,
wenn wir nun nicht schon mit Handt (der es auch sehr schoen macht)
im Wort waeren.Nun,und dann die Haffner-Sinfonie.Es fiel mir in
diesen  Tagen ein,dass,wenn es das Publikum nicht abschrecken wuer-
de,ich am liebsten einen ganzen Abend mit eigenen Werken machen
wuerde.Aber das wird wohl nicht gehen,oder?Wenn es konsiderabel
ist,wuerde ich vorschlagen:Den ersten Teil zu lassen,wie er ist,
im zweiten Teil "des Kaisers Nachtigall" zu machen und am
Schluss "drei Dithyramben".Irgendwie waere ich ganz gluecklich uber
eine solche Zusammenstellung.


Noch einmal Pardon fuer das lange Schweigen,
und in der Hoffnung dass wir uns bald sehen (gehen Sie nicht
zu Stravinsky’s Geburtstag nach Hamburg?) *

ach,da faellt mir noch etwas ein:Eine gute Bekannte von mir,
Frau Kathrin Tuerks,die eine kleine Buehne,die Burghof-Buehne
in Voerde am Niederrhein,leitet,hat sich auf eine Ausschreibung
der Kammerspiele Bern AG (genannt Atelier -Theater)die inm Fachblatt
der Buehnengenossenschaft erschienen war,fuer die Position des
künstlerischen Leiters beworben. Sie ist ein sehr begabtes,tat-
kräftiges Wesen,und ich wuerde ihr sehr goennen,diese Position zu
erhalten.Sie hat sich beim Praesidenten des Verwaltungsrats,Herrn
Otto von Lutstorf,beworben,der in Bern in der Rabbentalstrasse 72
wohnt.Ich glaube,es waere eine gute Idee,diese Dame zu engagieren.*
Koennten Sie helfen durch eine kleine Empfehlung,auch wenn Sie [s] ich
jetzt nur auf meine Worte verlassen koennen?Ich waere Ihnen dafuer
sehr dankbar,genau wie fuer all die anderen freundlichen Dinge,fuer
die ich Ihnen zu danken habe.


Mit herzlichen Gruessen
Ihr
hans werner henze

15 Son
40 KM 1958
25 WAM
80

15 Son
40 KM
   Nachtigall
20 Dithyseten[sic]

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle

Überlieferung

  • Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
    Signatur: Korrespondenz Hans Werner Henze

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • helles Papier
    • Umfang

    • 1 Blatt
    • 2 beschriebene Seiten
    • Abmessungen: 297x210 [mm] (HxB)
    • Zustand

    • gelocht
    • Layout

    • einzeilig, Rand links: 3,7 cm, kein Leerzeichen nach Satzzeichen
    • sehr weit bis zum rechten Rand beschrieben

Schreibstile

Textkonstitution

  • "bi""he" ersetzt durch "bi"
  • ","in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "o""p" ersetzt durch "o"
  • "riton""ss" durchgestrichen und ersetzt mit "riton", handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "o""l" überschrieben mit "o", handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "l""o" überschrieben mit "l"
  • "i""I" überschrieben mit "i", handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • ","in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "en""ne" überschrieben mit "en"
  • "m"gelöschter Text nicht lesbar
  • "… Prin"Da Henze mit der MAschine den Seitenrand erreicht hatte, notiert er das 'z' bereits auf der nächsten Zeile.
  • "… den Prin z von Homburg"Leerzeichen vor dem Anführungszeichen.
  • " 29 ""l." überschrieben mit " 29 "
  • "S""D" überschrieben mit "S"
  • "… und gegen den 7. Juli"Die vier letzten Worte sind mit Bleistift mit einem Pfeil nach links, der gut 1 cm auf den Rand herausragt, unterstrichen.
  • "n""," überschrieben mit "n"
  • "… Zu m"die Buchstaben um das Leerzeichen sind mit einem Strich mit schwarzem Kugelschreiber verbunden.
  • "e"in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "r""R" überschrieben mit "r"
  • "i"Tilgung orthographisch realisiert, handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "*"über der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • " he’s a cockney
    but very charming "
    am linken Rand hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "e""’" überschrieben mit "e"
  • "r""d" überschrieben mit "r"
  • "… waere ich ganz gluecklich uber"Die ü-Striche sind handschriftlich von Henze hinzugefügt.
  • "… Stravinsky's Geburtstag nach Hamburg ?)"Die letzten beiden Zeilen sind 2 Stellen eingerückt.
  • "… "Einzug nur ein Zeichen.
  • "f""d" überschrieben mit "f"
  • "n"durchgestrichen, handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "von"durchgestrichen, handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • "s"Textverlust durch Lochung
  • Folgend: handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • Folgend: handschriftlich, Bleistift, Sacher, Paul

Einzelstellenerläuterung

  • "l"angepasst zu "1".
  • "l"angepasst zu "1".
  • "… von Elegie fuer junge Liebende"Die italienische Erstaufführung erfolgte am 2. Mai 1962 am Teatro Eliseo in Rom.
  • "… interessie ren,verlangen Sie bitte eine."Nach 60 Jahre Basler Kammerorchester hat Sacher diese Kantate nicht mit dem Basler Kammerchor aufgeführt.
  • "l"angepasst zu "1".
  • "l"angepasst zu "1".
  • "l"angepasst zu "1".
  • "l"angepasst zu "1".
  • "l"angepasst zu "1".
  • "… wobei ich sie beschuetzen muss."Laut Jahresbericht 1961/1962 des Mozarteums, S. 72, fand am 22. Juni 1962 im Großen Saal des Mozarteums eine Studioaufführung mit der Camerata academica unter Leitung von Gerhard Wimberger und mit einführenden Worten von Henze statt. Es erklangen Werke von David Westphall, Alan Mandel und Jochem Slothouwer, die nach der Pause in derselben Reihenfolge wiederholt wurden.
  • "… Homburg dort zu dirigieren,( 26."Henze dirigierte am 26. Juni 1962 die nationale Erstaufführung des "Prinzen" am Théâtre des Nations in Paris.
  • "… an der Deutschen Oper inszeniere)"Nach den Angaben in der Autobiographie, S. 227, wurde in Berlin bei den Festwochen an der Deutschen Oper die Kopenhagener Inszenierung "wie üblich mit Änderungen und Verbesserungen" übernommen.
  • "… nicht zunaechst an ihn wenden?"Im Konzert in Zürich spielte Julian Bream.
  • "… Stravinsky's Geburtstag nach Hamburg ?)"Hamburg ehrte Strawinsky zu seinem 80. Geburtstag mit einer Festwoche und einem Senatsempfang. Am 24. Juni 1962 dirigierte Strawinsky persönlich einen Ballettabend und den Abschluss bildete eine Aufführung von "Rake’s Progress" mit der Sadler’s Wells Opera.
  • "… gute Idee,diese Dame zu engagieren."Nach dem Artikel im Theaterlexikon der Schweiz übernahm die Leitung des Atelier Theaters in Bern 1962 Rudolf Wessely.

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