Brief von H. W. Henze an P. Sacher, 5. Mai 1969
Einstellungen
Zeige Markierungen im Text
Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1969-01-20: an Hitzer
- 1969-04-30: von Barnet
Folgend
- 1969-06-26: an Enzensberger
- 1969-05-20: von Sacher
[Manuskript]
Via Del fontanile
Marino (Roma)
vielen Dank für Deinen Brief vom 27. März. Ich hoffe es geht Dir wieder
besser – hatte von verschiedenen Seiten von Deinen Schwierigkeiten gehört
und mir allerhand Sorgen gemacht.
Mit meinen musikalischen Plänen sieht es nun folgendermassen aus: Im Augen-
blick arbeite ich an meiner 6. Sinfonie, woran ich bis August – September
sitzen werde vermutlich. Den Zyklus, von dem ich Dir schrieb, will ich auf alle
Fälle komponieren, aber er kommt ja für Deine Belange nicht in Betracht. Am
liebsten schriebe ich Dir also das Bratschenkonzert, was Du mir selbst vergeschlagen
hattest vor einem Jahr in Winterthur. Du sprachst von einem japanischen Bratschisten.
Da ich von Mitte des Monats bis in die ersten Junitage in Zürich sein werde,*
könnte ich den Spieler vielleicht kennenlernen und anhören, damit ich weiss was er
kann und was nicht. Also das tät mich schon sehr reizen.
Den Zyklus übrigens schreibe ich nun doch nicht für Fischer-Dieskau.* Ihm werde ich
später einen anderen‡
‡ schreiben: und wenn Dich das interessieren sollte, können wir
auch darüber eine Vereinbarung treffen. F. D. zu buchen, ist ja bekanntlich
ziemlich schwer, wir müssten also ziemlich bald einen Termin von ihm haben –
aber lass uns darüber reden wenn ich in der Schweiz bin: Können wir uns
da einmal sehen?
Alles Gute für Dich und Maja –
hans werner
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
Signatur: Korrespondenz Hans Werner HenzeQuellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- helles, sehr dünnes Briefpapier (wirkt wie Durchschlagpapier), Kettlinien längs 2,6cm, WZ Lilie mit PINEIDER..., Eindruck in blau
- Faltung: Drittelfaltung (2mal quer bei 9,8 und 19,6cm)
- 1 Blatt
- 1 beschriebene Seite
- Abmessungen: 291x210 [mm] (HxB)
- Kugelschreiber, zum großen Teil verwischt bzw. mit durch Feuchtigkeit um die Buchstaben entstandenem Hof
- Rand links 2-3 cm; kein Einzug.
Material
Umfang
Zustand
Layout
Schreibstile
-
1.Handschrift, Henze, Hans Werner, Füller (blau).
Textkonstitution
-
"… 5. Mai 1969"Die Jahreszahl ist eher als 1960 zu lesen, aber durch die Ablage in den Akten und die Reaktion von Paul Sacher vom 20. Mai 1969 muss 1969 gemeint sein.
-
"anderen"über der Zeile hinzugefügt
-
"… werde ich später einen anderen"Der Ort der Einfügung ist zusätzlich mit einem Zeichen markiert.
Einzelstellenerläuterung
-
"… Junitage in Zürich sein werde,"Henze kam zur Einstudierung von „Il re Cervo“ nach Zürich, die am 31. Mai 1969 dort Premiere hatte; vgl. Autobiographie, S. 322.
-
"… doch nicht für Fischer-Dieskau ."Henze schrieb in der folgenden Zeit den Zyklus „Voices“; vgl. dazu die Korrespondenz mit Hans Magnus Enzensberger .
