Brief von H. W. Henze an P. Sacher, 24. März 1958

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Napoli 24  III 58
lieber herr sacher

mein erster brief nach meiner rueckkehr* gilt Jhnen,und mein
erstes wort soll noch einmal dank sein fuer Jhr schoenes
dirigieren meines werks,fuer das verstehen,das da heraus sprach,fuer
die wiedergabe aller dieser monologe und der kalten einsamen
winde die durch den zweiten teil wehen.daran muss ich immer denken,
und ich bin froh,dass alles so schoen war,auch dass das publikum
nicht in rasenden beifall ausgebrochen ist,denn das waere nicht
richtig gewesen bei diesem stueck.die perplexitaet (die eine wiede[r]-
holung vielleicht etwas verringert haette) war genau richtig als
reaktion.

 wenn Sie mir wirklich ein magnetophonband schicken koennten,
wuerden Sie mir eine grosse freude machen.und da wir nun von
technik sprechen:glauben Sie, eine gelegenheit zu haben,dieses
stueck auf platten aufzunehmen?*ich wollte Jhnen sagen dass ich
nicht die geringsten anhaltspunkte und "beziehungen" zur schall-
plattenindustrie habe und nur immer in den plattengeschaeften
die werke anderer,auch die gleichaltriger,mit einem gewissen ge-
fuehl der betroffenheit sehe.vielleicht koennte man eine platte
vorschlagen mit diesem streicherstueck und noch dazu die neuen
dithyramben,die ich schreibe,und von denen ich Jhnen erzaehlte.

   dann noch eine frage:wenn Sie mich wieder einmal wollen zum
dirigieren in zuerich (oder in basel) ich bin gern dazu bereit,wie
Sie sich denken koennen.habe auch inzwischen sehr viel mehr "rou-
tine"
.

ein junger zuericher,ringger,der einmal bei mir in neapel stunden
genommen hat*,hat mich gebeten,mich beiJhnen[sic] zu empfehlen.ich tue das
ohne zoegern,weil die eine arbeit,die er unter meiner "aufsicht"
gemacht hat,mir interessant genug erscheint.er sagte,inzwischen
haette er noch viele fortschritte gemacht. ich glaube,es wuerde sich
wirklich lohnen,diesem etwas kauzigen menschen zu helfen.

  lieber herr sacher,es war sehr schoen in zuerich,und ich danke Jhn[-]
nen noch einmal sehr herzlich fuer alles.bitte sagen Sie es auch
Jhrer frau,die ich sehr verehre und bewundere(nicht nur die tailleurs
aber die natuerlich auch,sogar sehr–)

herzlichst
Jhr
hans werner henze

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle

Überlieferung

  • Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
    Signatur: Korrespondenz Hans Werner Henze

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • helles Papier
    • Faltung: 1mal quer, 1mal längs
    • Umfang

    • 1 Blatt
    • 1 beschriebene Seite
    • Abmessungen: 285x225 [mm] (HxB)
    • Zustand

    • gelocht, unten rechts leicht geknickt
    • Layout

    • einzeilig, Rand links: 5 cm, Absätze minimal eingerückt (jeweils angegeben)
    • Der Text reicht rechts sehr eng an den Rand, so dass manchmal der letzte Buchstabe unvollständig oder nachgetragen ist.
    • keine Leerzeichen nach Satzzeichen

Schreibstile

  • 1.
    Maschinenschrift, blau.
  • 2.
    Maschinenschrift, rot.
  • 3.
    Handschrift, Henze, Hans Werner, Füller (blau).

Textkonstitution

  • Folgend: Typoskript, rot
  • Folgend: Typoskript, blau
  • ","in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
  • "o""i" überschrieben mit "o"
  • "n""j" überschrieben mit "n"
  • "g""h" ersetzt durch "g"
  • "u""i" überschrieben mit "u"
  • "m""l" überschrieben mit "m"
  • "S""s" überschrieben mit "S"
  • "p""o" ersetzt durch "p"
  • "beiJhnen"sic
  • "a""u" überschrieben mit "a"
  • "n"durchgestrichen, handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
  • "r""t" überschrieben mit "r"
  • "s"unter der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
  • "zli""n’" überschrieben mit "zli", handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner

Einzelstellenerläuterung

  • "… erster brief nach meiner rueckkehr"Henze war zur Uraufführung der "Sonata per archi" in Zürich.
  • "… haben,dieses stueck auf platten aufzunehmen?"Die "Sonata per archi" wurde erst 1968 gemeinsam mit dem "Doppio concerto" und der "Fantasia für Streicher" bei der Deutschen Gramophon eingespielt; vgl. die Briefe aus der Zeit.
  • "… p el stunden genommen hat"Dieser Unterricht soll nach verschiedenen lexikalischen Quellen im Herbst/Winter 1956 stattgefunden habe. Vgl auch die Reaktion von Sacher im folgenden Brief.

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        Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

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