Brief von H. W. Henze an P. Sacher, 9. Januar 1958

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lieber herr sacher,

heute geht, mit der gleichen post wie dieser brief an Sie,
das manuskript der “sonate“ an schott ab. deshalb glaube
ich nicht, dass es für den 19. märz zu spät sein wird.
ende des monats schon kann das material vorliegen, und
ich werde schott bitten, eine photokopie meines manuskripts
für Sie zu machen, mit der Sie sich einstweilen, provisorisch,
einen eindruck von der arbeit machen können. in 4 wochen
spätestens, aber notfalls auch eher (unter druck) kann auch
die dirigier-partitur vorliegen. es ist ja keine so grosse
arbeit (wie etwa für sinfonieorchester) und wird daher schneller
zu machen sein.

deshalb bitte ich Sie, die aufführung nicht zu verschieben, denn ich
habe mich seit langem darauf gefreut, in dem wunderbaren
programm des 19. III. * vertreten zu sein und wäre sehr
enttäuscht, wenn nichts daraus würde. die scharfe „konkurrenz“
der anderen stücke im programm* war übrigens ein ganz
besonderer ansporn, in diesem stück, das Jhnen und frau
sacher
gewidmet ist, mein bestes zu geben.

die arbeit hat sich wider erwarten so stark hinaus-
gezögert, weil ich in den 32 Variationen (eine sehr
verpflichtende zahl!) der musik, der melodie, dem klang
wirklich auf den grund gehen wollte – sehen Sie selbst


wie weit es mir in diesem sehr ernst gemeinten stück
gelungen ist, das auch eine „poetische“ idee im hintergrund
hat: die “einschiffung nach Cythère“ – die verliebten,
die auf das bott boot f warten, um sich zur insel der
unsterblichen liebe einzuschiffen – aber während der warte-
zeit gehen alle die amouren zu Ende und das boot
fährt allein ab.

während der klang der streicher im 1. satz sehr „solid“
ist gibt es im 2. denn doch ungefähr alle raffinements
die man mit streichern machen kann, immer in dem
sinne einer bis an die abstraktion grenzenden verinnerlichung.
ich bin sehr glücklich über das stück - und hoffe
es zu bleiben – und hoffe dass Sie es auch sein
werden, und dass wir es am 19. märz hören
werden!

herzlichen dank dass Sie mich diese arbeit machen liessen,
die mich ein grosses stück vorwärts gebracht hat.
ist Jhnen der widmungstext recht: Für Paul und Maja Sacher
–?

mit viele[n] guten wünschen und grüssen
Jhr
hans werner henze

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle

Überlieferung

  • Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
    Signatur: Korrespondenz Hans Werner Henze

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • helles Papier
    • Faltung: 1mal quer, 1mal längs
    • Umfang

    • 2 Blätter
    • 2 beschriebene Seiten
    • Abmessungen: 280x210 [mm] (HxB)
    • Zustand

    • gelocht (bei Blatt 1 so knapp am Rand, so dass die Löcher nicht geschlossen sind)
    • Layout

    • Rand links 3,6 cm, Rand rechts: 1,5 cm

Schreibstile

Textkonstitution

  • "… 9. januar 1958"Das Datum ist auf den linken Rand herausgerückt.
  • "… können. in 4 wochen spätestens"Das Wort ist korrigiert überschrieben aus „später den“.
  • "bott"durchgestrichen (unsichere Lesung)
  • bott
  • "f"durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • "… wunderbaren programm des 19. III."Henze schreibt hier immer versehentlich vom 19. März. Die Uraufführung fand am 21. März 1958 statt.
  • "… der anderen stücke im programm"Es erklangen in dem Konzert außerdem Hindemiths Konzert für Klarinette und Orchester und Honeggers Sinfonie Nr. 4.

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