Brief von H. W. Henze an M. Sacher, 30. Dezember 1966
Einstellungen
Zeige Markierungen im Text
Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1966-12-27: an Kallman
- 1966-12-27: von Sacher
Folgend
- 1967-01-12: an Sacher
- 1967-01-03: von Sacher
[Typoskript]
Via del fontanile
Marino (Roma)
Frau
Maja Sacher
Schönenberg (Pratteln) BL
Schweiz
Liebe Maja,
Ich hoffe, Ihr habt ein schönes Weihnachtsfest
gehabt. Hier war Weihnachten sehr erfreulich. Es waren
die ersten friedlichen Tage im neuen Haus, und die
meisten Sorgen und Ärgernisse sind nun überwunden.*
Auch die Personalfrage hat sich geklärt. Ich habe
Enza eben geschrieben, dass ich sie im Moment nicht
nehmen kann*, weil durch einen glücklichen Zufall diese
Hauptsorge offenbar auch glücklich behoben ist: ich
habe ein Ehepaar mit einer zwanzigjährigen Tochter ge-
funden; es sind einfache Bauern mit guten Manieren,
sehr erfahren im Servieren, sauber, und die Eltern
sind auch gute Köche; sie sind fleissig und auch sehr
rührend – dies auch deshalb, weil die Tochter ein
zweiter Fall Enza ist, indem sie ein zweijähriges un-
eheliches Kind mitbrachte. Deinem leuchtenden Beispiel
folgend, habe ich das Kind mit Pauken und Trompeten
empfangen, denn das dürfte eine Garantie dafür sein,
dass die Leute gerne hier sind und bleiben.
Ich bedaure, dass ich Enza nicht haben konnte,
aber jedermann wird verstehen, dass ich eine solche
Gelegenheit nicht verpassen wollte. Ich habe Enza ge-
schrieben, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen,
auch wenn ich heimlich hoffe, dass es gesprochen ist.
Das Doppelkonzert war in München ein Riesenerfolg*,
und ich danke dem lieben Paul für die Verfügungstellung
des Materials, wodurch eine grosse Schwierigkeit be-
hoben werden konnte.
Mit den besten Wünschen für ein glückliches neues
Jahr verbleibe ich‡
ganz gerührt über einen Brief von
Paul
, den ich eben erhalten habe –
es waren so schöne Tage bei Euch (auch lehrreich –)
hoffentlich kommt Jhr doch einmal her!
Je vous embrasse tous les deux
Euer
hans werner
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
Signatur: Korrespondenz Hans Werner HenzeQuellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- Briefpapier La Leprara, dünn wie Durchschlagpapier
- 1 Blatt
- 1 beschriebene Seite
- Abmessungen: 295x213 [mm] (HxB)
- gelocht
- einzeilig, nach Absatz halbe Leerzeile; Rand links: 5cm; Einzug: 1,2 cm
Material
Umfang
Zustand
Layout
Schreibstile
-
1.Maschinenschrift.
-
2.Handschrift, Henze, Hans Werner, Kugelschreiber (blau).
Textkonstitution
-
"verbleibe ich"durchgestrichen, handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
-
Folgend: handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
Einzelstellenerläuterung
-
"l"angepasst zu "1".
-
"… und Ärgernisse sind nun überwunden."Vgl. die Autobiographie, S. 277.
-
"… im Moment nicht nehmen kann"Ein Brief von Henze an Enza Cingoloni vom 30. Dezember 1966 ist in der Paul-Sacher-Stiftung überliefert.
-
"… war in München ein Riesenerfolg"Henze dirigierte am 16. Dezember 1966 ein Konzert in der Reihe musica viva; vgl. auch den Brief vom 8. Oktober 1966.
-
Je vous embrasse tous les deux
- Ich umarme Euch beide