Brief von H. W. Henze an H. M. Enzensberger, 7. Februar 1977

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[Manuskript]

[Abbildung: ]
7 II 76 *
Lieber Mang,

bin aus Amsterdam zurück (wo ich es
schwer hatte mit dem Concertgebouw orchester
das nicht mehr spielen kann aber glaubt
an der spitze zu stehen) (und wo ich
jemand traf der mir wohlgefiel*) und
arbeite weiter. gestern ging ich allein in der
trübsal spazieren. schreibe zum zeitvertreib
ein gegenstück: Il Vitalino raddoppiato.
das original ist eine Ciacona von Tommaso
Vitalino, Vitali
, genannt „il Vitalino“ und
ich setze nach jeder seiner Ciacona-variationen eine
von mir, und gebe statt des basso continuo
ein kleines orchester hinzu.* dies ist für ein
didaktisches Konzert in Montepulciano. *

und da sind wir schon beim hauptthema.

Amstel Hotel – Amsterdam
Telephone 226060      Telex 11004      Cable address Amstelotel


2

[Abbildung: ]

Lieber, ich würde mich wirklich sehr freuen,
wenn Du den Orfeo des Poliziano übersetzen,
übertragen, variieren würdest. die musik ist
schon fertig, für blasorchester (banda municipale)
und sobald wir wissen dass Du mitmachst, werden
wir ein theater für die deutsche erstaufführung
zu finden wissen. vielleicht können wir dieser
tage noch einmal darüber am telephon sprechen.*

     ich höre gern die leute reden in
Nürnberg, sie sprechen wie Du, nur sagen sie
nicht das gleiche. ganz angenehm ist die
arbeit im theater, no nonsense, das gefällt mir.*
die freizeit zu bewältigen ist schon schwieriger!

     hoffentlich sagst Du ja zu meiner bitte.

herzlichst umarmt er Dich, der alte hans

Amstel Hotel – Amsterdam
Telephone 226060      Telex 11004      Cable address Amstelotel

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle

Überlieferung

  • Textzeuge: Deutsches Literaturarchiv Marbach (D-MB), A: Enzensberger, Hans Magnus
    Signatur: Briefe Hans Werner Henze

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • Briefpapier in DinA5-Größe aus dem Amstel Hotel Amsterdam: sehr dünnes Papier wie Durchschlagpapier
    • Faltung. 1mal quer (umgeklappt)
    • Umfang

    • 2 Blätter
    • 2 beschriebene Seiten
    • Abmessungen: 214x138 [mm] (HxB)
    • Layout

    • Briefkopf = Bild vom Hotel in Oval (siehe Irmlinds Zeichnung); Fußleiste mit Adresse
    • Text ca. 1,5cm (1) bzw. 1cm (2) vom Rand; leichte Einrückungen der Absätze (auf S. 1 kaum, auf 2 ca. 3-6 Buchstaben)

Schreibstile

Textkonstitution

  • "Vitalino,"durchgestrichen
  • "seiner"über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • [Abbildungsbeschreibung]Bild vom Amstel Hotel Amsterdam in langgestrecktem Oval und eingefasst in "Rahmen".
  • "… 7 II 76"Henze muss sich hier mit der Jahreszahl verschrieben haben, denn die Ereignisse und Tätigkeiten, die er beschreibt, fanden alle 1977 statt.
  • "… jemand traf der mir wohlgefiel"Vgl. hierzu die Autobiographie, S. 453f.
  • "… continuo ein kleines orchester hinzu."Die Endfassung mit Solovioline und Kammerorchester ist ein Auftragswerk für die Salzburger Festspiele und wurde dort mit Gidon Kremer als Solisten am 2. August 1978 uraufgeführt.
  • "… didaktisches Konzert in Montepulciano ."Henze gründete 1976 das Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano, vgl. hierzu die Autobiographie S. 431ff.
  • [Abbildungsbeschreibung]Bild vom Hotel in langgestrecktem Oval und eingefasst in "Rahmen".
  • "… einmal darüber am telephon sprechen."Diese Idee muss sich zerschlagen haben.
  • "… nonsense , das gefällt mir."Henze hielt sich zur Inszenierung von Elegie für junge Liebende in Nürnberg auf. Die Premiere war am 26. Februar 1977.

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        Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

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