Letter from H. W. Henze to W. Jockisch, April 11, 1950 at the earliest

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*
lieber butzo!

in den zeilen an butza * sind die novitäten, so wichtige wie meine empfindungs-
welt und auch andere, enthalten. vergessen habe ich nur, dass ich bei
stuckenschmidts war. es war eine oster-einladung. ziemlich öde und blöde.
es kam auch [ein Wort gestrichen] nichts heraus dabei und ist auch wohl kaum vorläufig
von wichtigkeit. ohnehin: unser stück kommt nur unter den verschiedenen
bedingungen heraus. natürlich habe ich Dich unerhört gelobt. hoffentlich kannst du
in essen etc. was machen. LI-PAU-DE sagte, ob Du lakalles[sic] dort nicht
machen könntest. ich vermute, es wird verboten.*

ob das leben mir noch schönes aufbewahrt hat? seid am tegernsee zart und
rücksichtsvoll zu mir. nun bis dahin ist noch viel zeit. hoffentlich macht
dir die arbeit spaß in stuttgart. ich komme zur general-probe und bleib
dann für ein paar tage, wenn es euer wunsch weiterhin sein sollte.* vielleicht be-
schert mir der liebe gott einen erstklassigen bubi aus strassburg auf der schanz”.*
allright. nicht zuviel von mir, ohne Euch ist es hier ziemlich schwer für mich, weil
ich immer allein bin. chou fleur langweilt mich natürlich, und viel mut, allein
auszugehen, habe ich nicht. war in dem lokal kelch, dort war es ganz
lustig, aber nicht so, daß man bleiben konnte ... die “irre” hat mich sehr tief
berührt.

innigstes Dein
bubi

Editorial

Responsibilities

Editor(s)
Irmlind Capelle
Transcription
Irmlind Capelle

Tradition

  • Text Source: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
    Shelf mark: GW 31

    Physical Description

    • Document type: Letter
    • Material

    • beiges, glattes Papier
    • Faltung: 2mal auf DinA6
    • Extent

    • 1 folio
    • 1 written page
    • Dimensions: 208x298 [mm] (HxW)
    • Layout

    • Blatt ist quer beschrieben, linker Rand 4 cm.
    • Anführungszeichen unten oben

Writing styles

Text Constitution

  • "[ein Wort gestrichen]"crossed out
  • "lakalles"sic

Commentary

  • "… "Dieser Brief wurde gemeinsam mit dem Brief an Grete Weil verschickt.
  • "… Mitte April 1950"Auf Grund der erwähnten Aktivitäten muss der Brief, nach Ostern, das ist der 9. und 10. April 1950, Mitte April 1950 geschrieben sein.
  • "… in den zeilen an butza"Dieser Brief wurde gemeinsam mit dem Brief an Grete Weil verschickt, auf den sich Henze auch mehrfach inhaltlich bezieht.
  • "… ich vermute, es wird verboten."Zur politischen Dimension dieser Oper von Brecht/Dessau vgl. u. a. die Besprechung in Melos April 1951, S. 114–116.
  • "… euer wunsch weiterhin sein sollte."Henze spricht hier die Uraufführung von Hermann Reutters Oper “Don Juan und Faust” an, die Jockisch in Stuttgart inszenierte.
  • "… strassburg auf der schanz ."Vgl. hierzu den Brief an Grete Weil vom gleichen Datum.
  • chou fleur
    • wörtlich: Blumenkohl, auch für Penetration des Anus.

        XML

        Credits

        Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

        If you've spotted some error or inaccuracy please do not hesitate to inform us via henze-digital [@] zenmem.de.