Letter (with Envelope) from H. W. Henze to P. Sacher, December 11, 1966
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Context
Absolute Chronology
Preceding
- 1966-11-30: to Sacher
- 1966-11-29+01:00: from Sacher
Following
- 1966-12-24: to Sacher
- 1966-12-27: from Sacher
[Manuscript]
Ex-Bellezza
Absender ist nicht das Hotel
sondern der Unterzeichnete
8 München
Maximilianstraße 17
Postamt 1 – Postschließfach 429
11 Dez 66
das Schönste was ich seit meiner Abreise vom Schönenberg erlebt habe*,
war auf dem Schönenberg selber noch: Eine ganze Gruppe Rehe, ganz
in der Nähe des Hauses! Sie, die ich tagelang vergeblich zu
sehen gehofft hatte, hatten sich dann doch noch eingefunden, um Adieu
zu sagen oder zu äugen. Die Fahrt im 600 MC war auch sehr
schön, im Abenddämmern, machmal am Rhein entlang, und dann der
Flug (30 minuten[sic]‡ lang) nach München schnell, comfortabel[sic]‡ aber schon
den Realitäten entgegen. Las masoschistisch den “Spiegel” und viel Neues
aber Erbärmliches über mein home country. Salzburg offerierte mir, wie
immer, ein lärmendes Unterrichtszimmer, neben dem meinen übte ein Trompeten-
duett, auch hörte ich, immer zu hoch, die Arie der Gräfin
“Dove
sono”
und viel Pedalgebrauch bei der Appassionata über mir. Seit Jahren
bitte ich um ein Zimmer wo man keinen Lärm hört, denn Komposition
zu unterrichten ist so unmöglich. Alsbald bekam ich eine Schutzkrankheit,
Influenza, an der ich heute arbeite, um sie morgen früh zur Orchesterprobe
nicht mehr mein eigen nennen zu müssen.
So zehre ich denn von Erinnerungen an Thailand* und Schoenenberg,
Beides‡
kann ich kaum auseinanderhalten: Es waren schöne Tage, ich
habe sie sehr genossen, die Ruhe, die Möglichkeit, sich zu konzen-
Absender ist nicht das Hotel
8 München
Maximilianstraße 17
Postamt 1 – Postschließfach 429
trieren, aber vor allen Dingen Ihr beide, so gut zu mir (und
geduldig im Zuhören) und so perfekte Gastgeber, so lieb. Bin
sehr glücklich darüber, dass wir uns nun so viel besser kennen
und verstehen. Bisher konnte ich Eure Art und Euer Wesen zwar
spüren und vermuten und gelegentlich etwas davon mitgeteilt bekommen:
Nun haben sich aber Gespür und Vermutung konkretisiert und nun
weiss ich dass Ihr zauberhaft seid, und witzig und humorvoll und
so voller Kultur und menschlicher Wärme und hoher Massstäbe –
über dies alles bin ich sehr gerührt und glücklich, und danke
Euch dass ich es kennenlernen durfte. Und hoffe dass wir uns
in nicht allzu ferner Zeit wiedersehen –
Wünsche Euch alles Liebe und Gute
von ganzem Herzen
hans werner
[Envelope, Manuscript]
Mit Luftpost
Par Avion
by air mail
Schweiz
Frau Maja Sacher
Herrn Paul Sacher
Schoenenberg
b. Pratteln
(Basel)
Hotel vier Jahreszeiten
Restaurant Walterspiel
8 München - Postamt I - Postfach 429
Editorial
General Remark
Dieser handschrfitliche Brief ist nur in einer Photokopie überliefert.
Responsibilities
- Editor(s)
- Irmlind Capelle
- Transcription
- Irmlind Capelle
Tradition
-
Text Source: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
Shelf mark: Korrespondenz Hans Werner HenzePhysical Description
- Document type: Letter
- Photokopie: Briefpapier Hotel Vier Jahreszeiten München
- 2 folios
- 2 written pages
- Dimensions: 297x210 [mm] (HxW)
- Rand links: 3,9 cm vom Blattrand, 1 cm vom Vordruck
Material
Extent
Layout
Writing styles
-
1.Handwriting, Henze, Hans Werner, ballpoint pen (black).
Text Constitution
-
"minuten"sic
-
"comfortabel"sic
-
"Beides"uncertain transcription
Commentary
-
[Figure Description]Pfeil von schräg unten auf Walterspiel.
-
Mes adorables
- Meine Lieben
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"… Abreise vom Schönenberg erlebt habe"Henze war vom 3.–8. Dezember 1966 erstmals zu einem längeren Besuch bei Paul und Maja Sacher auf dem Schönenberg. Zu Henzes Arbeitsprogramm Ende 1966 vgl. seinen Brief vom 8. Oktober 1966.
-
"… denn von Erinnerungen an Thailand"Unmittelbar vor dem Aufenthalt bei Sachers war Henze in Japan zur Aufführung seiner Elegie für junge Liebende mit dem Berliner Ensemble gewesen. Von Thailand ist in der Beschreibung in der Autobiographie, S. 271–274) nicht die Rede.