Brief (mit Beilage) von H. W. Henze an P. Sacher, spätestens am 17. Oktober 1991

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[Abbildung: ]
Münchener Biennale
Internationales Festival für neues Musiktheater



Herrn
Dr. Paul Sacher
Schönenberg
CH–4133 Pratteln


Lieber Paul,

wie schon für die 2. Münchener Biennale – Internationales
Festival für neues Musiktheater
– im Jahre 1990, möchten
wir auch für die 3. Münchener Biennale einen Freundes- und
Fördererkreis ins Leben rufen. Der Bundespräsident der
Bundesrepublik Deutschland, Herr Dr. Richard von
Weizsäcker
, hat sich auch diesmal bereiterklärt, die Ehren-
mitgliedschaft zu übernehmen.

Die 3. Münchener Biennale findet vom 29. April bis zum 30.
Mai 1992
statt, und die Vorarbeiten sind bereits voll im
Gange. Es werden 9 von der Stadt München in Auftrag gege-
bene Werke des Musiktheaters zur Uraufführung kommen. Die
Komponisten stammen aus folgenden Ländern: Großbritannien,
Italien, Deutschland, Rumänien, Indien, Kanada und UdSSR.
Außer diesen großen Aufträgen wird es sechs kleinere Arbei-
ten geben, nämlich neue Produktionen des Figurentheaters
der Biennale. Auch dafür werden Partituren geschrieben von
Nachwuchskomponisten aus Japan, Honduras, USA und Deutsch-
land

Trotz unseres Prinzips, mit einfachsten Mitteln und sparsam
zu arbeiten, fehlt leider wieder ein guter Teil der notwen-
digen Mittel. Ich möchte mich daher an Dich persönlich
wenden, lieber Paul, und Dich fragen, ob Du nicht Vergnügen
an der Förderung der Münchener Biennale haben könnten. Ich
lege Dir unseren Arbeitsplan bei, an dem Du den Umfang, den
Charakter und den Aufwand unserer Bemühungen erkennen
können. Ich würde mich sehr freuen, von Dir zu hören und
verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Dein
hans werner henze
Hans Werner Henze

Veranstalter
Kulturreferat der
Landeshauptstadt München
und
Spielmotor München e.V.


Künstlerische Leitung
artistic director
Hans Werner Henze

Postanschrift
Münchener Biennale
Kulturreferat der
Landeshauptstadt München
Rindermarkt 3–4
D-8000 München 2

Sitz des Büros
Platzl 4a
D-8000 München 2
Tel 089·290 41 83
Fax 089·22 46 59
Tlx 52186 03 art d

Veranstaltungsleitung
general management
Tilmann Broszat
Festivalbüro
festival office
Karl Beckers
Künstlerisches Betriebsbüro
artistic management
Christa Pfeffer
Disposition/Werbung
planning/marketing
Tristan Berger
Technische Leitung
technical management
Werner Kraft
Pressebüro
press office
Christine von Knesebeck
Sekretariat
secretary
Pia Weidner-Bohnenberger

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3. Münchener Biennale 1992

Vom 29. April bis 30. Mai 1992 wird die Münchener Biennale zum
dritten Mal stattfinden. Dieses 1988 von Hans Werner Henze ins
Leben gerufene internationale Festival für neues Musiktheater ist
ein fester Bestandteil des Münchner Kulturlebens geworden. Auf dem
Programm stehen dieses Mal zehn Musiktheaterwerke, die die Landes-
hauptstadt München
in Auftrag gegeben hat. Wie in den vergangenen
Jahren wurden sie an junge Komponisten aus aller Welt vergeben,
die durch ihre herausragende Begabung auf sich aufmerksam gemacht
haben. Weitere zwei Musiktheaterwerke und sechs Figurenspiele,
sowie Konzerte und didaktische Projekte werden realisiert.

Die Spielorte der Biennale sind wieder der Carl–Orff–Saal, die
Philharmonie und die Black Box im Gasteig, das Staatstheater am
Gärtnerplatz
, die Kammerspiele und das Theater im Marstall. Dazu
kommen das Prinzregententheater und – für die Biennale erstmals
eingerichtet – die unterhalb des Gasteigs an der Isar gelegene
Muffathalle.

Die Auftragswerke sind:


Weitere Musiktheateraufführungen:

Zum zweiten Mal wird die Puppenspielerschule der Münchener Bien-
nale
in Erscheinung treten. Diesmal werden sechs neue Werke
inszeniert, deren Stoffe von den Spielern selbst für Figuren-
theater eingerichet sind: "Peter Schlemihl", Musik: Susanne
Erding
(BRD); "Hero und Leander", Musik: Marti Epstein (USA); "Das
Bergwerk zu Falun
"
Musik: Toshiro Saruya (Japan); "Lysistrate"
Musik: Robyn Schulkowsky (USA); "Uwungelema", Musik: Jorge Gustavo
Mejia
(Honduras); "Der gespaltene Edelmann", Musik: Fredrik-
Schwenk
(BRD).

Ein Konzert mit Werken zeitgenössischer italienischer Komponisten
(Gervasoni, Maggi, Dallapiccola) werden die Münchner Symphoniker
geben und zwei weitere das Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks
(Boulez, Rihm, Nono, Strawinsky; Halffter)

Einblick in die didaktische Arbeit der Biennale geben die Auffüh-
rungen von sechs Musikthaterszenen des von der Biennale und der
Volkshochschule eingerichteten Kompositionskurses für Amateure,
der seit zwei Jahren unter der Leitung von Gerd Kühr und Sandeep
Bhagwati
abgehalten wird. Außerdem wird es eine "Biennale Akade-
mie"
mit öffentlichen Meisterkursen und eine Veranstaltungsreihe
der Bayerischen Akademie der Schönen Künste geben.

Mit einer Schlagzeugnacht im Gasteig, in der Musiker aus verschie-
denen Kulturkreisen spielen, wird das Festival enden.

Die ästhetische Grundidee für dieses Festival, für die Einrichtung-
der Biennale, beruht auf dem Gedanken, daß die Musik unserer Zeit,
und insbesondere die Musik der jungen Generation, neuer Veranke-
rung in das Gesellschaftliche bedürftig ist, daß sie vom Menschen
an sich handeln muß, von menschlichen Dramen und Bedürfnissen, von
menschlichen Träumen und von menschlicher Wirklichkeit.
Die Musiksprachen unserer Zeit können durch das Theater größere
Deutlichkeit und Gegenständlichkeit entwickeln, das Theater ver-
langt dem jungen Komponisten gestische Unmißverständlichkeit und
Genauigkeit ab. Theaterarbeit hilft ihnen bei der Schärfung und
Perfektionierung ihrer Ausdrucksmittel und hat ausßerdem den Zu-
wachs verständnisvoller Hörer zur Folge – der historische Bruch
zwischen der Moderne und dem Publikum wird überwunden, eine neue
Harmonie entsteht, ein neues Einverständnis ist im Kommen.

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Elena Minetti; Irmlind Capelle; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
    Signatur: Korrespondenz Hans Werner Henze

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • BP_Münchener Biennale
    • Faltung: Drittelfaltung (2mal quer bei 10,5 und 20cm)
    • Umfang

    • 1 Blatt
    • 1 beschriebene Seite
    • Abmessungen: 297x210 [mm] (HxB)
    • Zustand

    • gelocht (zusammen mit A1000E12), am orberen linken Rand Spuren zweier Büroklammern
    • Layout

    • einzeilig, Leerzeile nach jedem Absatz

Schreibstile

Textkonstitution

  • "… , USA und Deutsch land"Kein Punkt am Ende des Absatzes.
  • Folgend: handschriftlich, Filzstift/Fineliner (blau), Henze, Hans Werner
  • Folgend: Typoskript

Einzelstellenerläuterung

  • [Abbildungsbeschreibung]Skizze eines Bühnenraums mit Figur.
  • "… München , im Oktober 1991"Da Sacher bereits am 18. Oktober 1991 auf diesen Brief antwortet, muss er Mitte Oktober abgeschickt worden sein.
  • "könnten"recte "könntest".
  • "können"recte "kannst".

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