Brief von H. W. Henze an W. Jockisch, zwischen 7. und 21. Oktober 1951

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   Lieber Butzi,

Deine bemerkungen über p. und m. sind ein typisch
berliner trinen-geschwätz, dem ich keinen wert beilegen
möchte, sonst freute ich mich sehr über Deinen
brief. unsere premiére ist am 21. okt. *, falls
das orchester fertig wird. wir hatten grosse freude
mit meiner 3. sinfonie in donaueschingen *. jean-
pierre
und ich waren in hannover, machten eine
tour in meinem neuen auto und benutzten die
gelegenheit zur fühlung- und kenntnisnahme der technischen
gegebenheiten der bühne*. er kommt zum ballett*, dort
kannst Du ihn treffen und seine ersten entwürfe
zur oper sehen. es bedarf, wie sich zeigt, nicht
der mitarbeit des dortigen bühnenbildners, er versteht
selber inzwischen genug von den dingen. ich werde
mich sehr freuen, wenn ihr zu premiére kommt,
es wird sicher sehr erfreulich. die arbeit ist
fruchtbringend und positiv. ich habe sehnsucht nach
forio d’ischia. im april wird mein landarzt in
neapel aufgeführt, bei dieser gelegenheit werde ich
meine arcangeli und pasquales* besuchen. ich tele-
phonierte neulich mit leitner über meine oper, ganz
dummes geschwätz, er sagte, wir müßten mal über
den text reden. das geschäft geht sonst ganz
gut. seelisch ist nicht viel zu melden. fast ist
man traurig.

Grüsse Dir und der dullengriete
Dein hans

Wenn Ihr im auto kommt, bitte folgendes von grosser wichtigkeit. Rama , Kurfürstendamm
217, würde zur premiére gratis fotografieren kommen, wenn er einen gratis-transport hätte.
beweist Eure anhänglichkeit durch taten und bringt ihn mit, es wäre irrwitzig wichtig
für uns.* merde alord[sic].d. o.

Apparat

Überlieferung

  • Textzeuge: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
    Signatur: GW 31

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • sehr dünnes beiges Papier
    • Umfang

    • 1 Blatt
    • 1 beschriebene Seite
    • Abmessungen: 297x210 [mm] (HxB)
    • Layout

    • Rand: 4,5 cm

Schreibstile

Textkonstitution

  • "alord"sic

Einzelstellenerläuterung

  • "… 7. und 21. Oktober 1951"Der Brief muss zwischen der Uraufführung von Henzes 3. Sinfonie am 7. Oktober 1951 in Donaueschingen und der geplanten Ballettaufführung am 21. Oktober in Wiesbaden geschrieben sein.
  • "… premiére ist am 21. okt."Henze spricht hier sicherlich die Ballett-Premiere der 3. Sinfonie, unter dem Titel „Anrufung Apolls“ in Wiesbaden an, die sich auf den 28. Oktober verschob. Bei diesem Abend im großen Haus wurde ferner das Ballett Pas de trois von Giselher Klebe und Schönbergs Pelleas und Mélisande aufgeführt; vgl. hierzu den Bericht in Melos Dezember 1951, S. 346f.
  • "… meiner 3. sinfonie in donaueschingen"Die Uraufführung der 3. Sinfonie fand am 7. Oktober 1951 in Donaueschingen statt.
  • "… der technischen gegebenheiten der bühne"Dies betrifft Vorbereitungen zur Uraufführung von Boulevard Solitude am 17. Februar 1952.
  • "… . er kommt zum ballett"Hier spricht Henze sicherlich die Ballett-Aufführung der 3. Sinfonie an, die am 28. Oktober 1951 in Wiesbaden stattfand.
  • "… ich meine arcangeli und pasquales"Henze meint hier die verbreiteten italienischen Vornamen.
  • "… wäre irrwitzig wichtig für uns."Es ist nicht ganz klar, ob Weil/Jockisch den Photographen Rama zu dieser Premiere mitbrachten, aber auf jeden Fall photographierte er in dieser Zeit das Ballett in Wiesbaden, denn in Melos März 1952, S. 88 ist ein Photo von Maria Fris von ihm veröffentlicht, das diese in der Titelrolle des Balletts Die schlafende Prinzessin zeigt.
  • merde alord
    • verflixt noch mal

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        Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

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