Briefkarte (mit Umschlag) von H. W. Henze an G. Weil, 19. Dezember 1950
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- 1950-11-27: an Weil
Folgend
- 1951-01-10: an Jockisch
- 1955-08-09: von Sacher
[Manuskript]
soeben erfuhr ich ganz zufällig, daß die wirkung
des kokains ähnlich der des pervitins eine aktivierende, klärende,
konzentrierende ist. da hätten wir uns also beinahe fürchterlich
blamiert, und Du mußt also schnellstens eine umdichtung auf
das wort „morphium“ machen – ein segen, daß ich soweit
noch nicht bin, ich bin erst bei dem dialog „ihre schwester
ist nicht hier“
* von der arie „hier die scheine“
* ist zu sagen,
daß sie gelungen ist. im jänner, nach dem geradezu irren
betrieb der nächsten 14 tage, hoffe ich dieses alberne stück
„manon“
zu beenden, am 28. dirigiere ich zur einweihung
der kammerspiele meine
„symphonischen variationen“
am 30. ist
premiére
„jack pudding“
ohne peter van dyk, der keinen urlaub
gekriegt hat.
ich lag im krankenhaus unter dem verdacht
spinaler kinderlähmung, es war aber nur nervenentzündung und
angina. bin sehr geschwächt. weihnachten verbringe ich bei
bermann-fischers, dienstag abend 2230 sendet der NWDR
drei werke und einen vortrag von mir (violinsonate, klavier-
variationen und II. sinfonie unter scherchen) – bekannte sahen
heinz p. in düsseldorf im kino tanzen und entschuldigten sich bei
mir, daß sie es blaß und banal gefunden hätten. hattet Ihr
inzwischen premiére? sollte das unwahrscheinliche eingetreten sein
und die sache ein erfolg geworden, so nehmt denn meine glück-
wünsche. nein, im ernst, liebe dowe grete, schreib mir + schick
auch presse. ich schreibe nebenbei an einem roman und
male mehr bilder. das einzige, was ich nicht tu, ist seiltanzen.
hast Du bitte fortner meine sachen mitgegeben, couchdecke, batik-
gobelin, bücher und umbrella fehlen mir sehr. wenn nicht, so mach
Dir doch bitte die mühe und schick sie mir, es ist gar nicht
nett, daß Du das nie tust. die angina ist auch durch den
fehlenden umbrella gekommen. meine wirtin ist eine elende ziege,
ist eifersüchtig auf meine damenbesuche – und das mir[zwei Buchstaben]‡!!
tausend grüsse Euer hans
‡[Umschlag, Manuskript]
Henze, wbd. parkweg 8
Herrn und Frau
Grete Jokisch
Berlin-Westend
Charlottenburg 9
Branitzer Platz 7
Westsektor
Apparat
Überlieferung
-
Textzeuge: Stadtmuseum München, Monacensia
Signatur: Nachlass Grete WeilQuellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Briefkarte
- helle Briefkarte
- 1 Blatt
- 2 beschriebene Seiten
- Abmessungen: 90x146 [mm] (HxB)
- beide Seiten engbeschrieben; Anführungszeichen unten-oben; links ein knapper Zentimeter Rand.
Material
Umfang
Layout
Schreibstile
-
1.Handschrift, Henze, Hans Werner, Füller (blau).
Textkonstitution
-
"[zwei Buchstaben]"durchgestrichen
-
"… schicksal tausend grüsse Euer hans"Diese Grußformel steht auf 1r links am Rand.
Einzelstellenerläuterung
-
"… 19. Dezember 1950"Das Briefdatum ergibt sich aus dem Poststempel.
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"… ihre schwester ist nicht hier"T. 37ff der Arie Nr. 13.
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"… der arie hier die scheine"Nr. 13 zu Beginn des 5. Bildes.
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[Rotation]Abschnitt am linken Rand stehend, Text im Uhrzeigersinn gedreht (90°).
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[Rotation]Abschnitt am linken Rand stehend, Text im Uhrzeigersinn gedreht (90°).