Brief von H. W. Henze an W. Jockisch, 25. Mai 1949

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[Manuskript]

lieber dr. Jo.

herzlichen dank für Ihre zeilen. leider ging aus
ihnen nicht hervor, was aus den plänen
mit tegernsee wird*, oder sollte das mit dem
laienspieltreffen im juli bedeuten, dass es nicht
geht? das mit dem herumflattern ist ab
august zu ende*, ausserdem werde ich wieder
sesshaft in heidelberg *. es ist so lieb von
Ihnen, dass Sie welzen * bearbeiten, ich möchte
wünschen, dass es was hilft. haben Sie eigentlich
meinen brief* und den von heinz nicht er-
erhalten. es ist alles etwas chaotisch. ich
schreibe an meiner 2. sinfonie. im juni muss
ich in konstanz bei hilpert was machen. und
dann ist kranichstein *, wo ich mich etwas
rar machen werde. im july möchte ich ganz
und gar ruhen, höchstens schreiben. habe
3 szenische pläne. wo haben Sie luipart
getroffen? er hat fürtrefflich getanzt* und
sich sehr gut benommen gegenüber den diversen
zumutungen der städt. bühnen. es war eine
nette zeit.

südwärts, o südwärts ...

plötzlich aber und unerwartet werde ich vor
Ihrer haustüre stehen. dies dürfte anfang juni
stattfinden. sind Sie noch am 4. 5. 6.* in


2/
stuttgart, der hochburg der moderne?

die letzten tagen[sic] in göttingen sind diese,
und dann kommt heinz auch schon nach st. * er
war in dem „teufel im dorf“ wirklich
ganz exceptionell, er fiel aus dem rahmen,
er war eigentlich die primaballerina, ja,
so war’s. man hatte das gefühl, ein gast
wurde engagiert. er hat z. b. paudlern
völlig an die wand getanzt. das geheimnis
liegt m. e. in der klugen anwendung von
klassischen pas, und überhaupt, ich bin ja
ganz 100% fanatiker des klassischen. dies
kann ich auch ethisch untermauert im
streitgespräch begründen.

mit vielen herzlichen grüssen
25. V. 1949 500 für Sie
500 für frau jockisch
Ihr
hänschen

neue adresse:
heidelberg
rohrbacher str. 40V
b. nagel

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle

Überlieferung

  • Textzeuge: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
    Signatur: GW 31

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • helles, dünnes Papier
    • Faltung: 2mal auf DinA 6
    • Umfang

    • 2 Blätter
    • 2 beschriebene Seiten
    • Abmessungen: 252x201 [mm] (HxB)
    • Layout

    • Rand links: 3,5 cm
    • Seitenzahl mittig auf dem Rand

Schreibstile

Textkonstitution

  • "… 2/"Die Zahl steht oben links mittig auf dem Rand.
  • "tagen"sic
  • "nach st. "über der Zeile hinzugefügt
  • "… herzlichen grüssen 25. V. 1949"Das Datum ist 1,5 cm auf den Rand herausgerückt und steht links neben den drei Zeilen der Grußformel
  • "… "Die Adresse ist wie das Datum 1,5 cm auf den Rand raus gerückt.

Einzelstellenerläuterung

  • "… den plänen mit tegernsee wird"Hierbei geht es um einen Urlaubsaufenthalt in dem Ferienhaus der Jockischs; vgl. die folgenden Briefe.
  • "… ist ab august zu ende"Vgl. hierzu die Beschreibung der Göttinger Zeit von Henze in der Autobiographie S. 100–103.
  • "… ich wieder sesshaft in heidelberg"Dieser Aufenthalt in Heidelberg war nur recht kurz, denn ab Herbst 1949 ging Henze in sein erstes Engagement zu Heinz Hilpert an das Deutsche Theater in Konstanz.
  • "… von Ihnen, dass Sie welzen"Hierbei dürfte es sich um eine Kurzform für Bertil Wetzelsberger handeln.
  • "… haben Sie eigentlich meinen brief"Dieser Brief ist bislang unbekannt. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass Henze hier den Brief vom Januar 1949 meint.
  • "… machen. und dann ist kranichstein"Die Darmstädter Ferienkurse fanden bis 1949 auf Schloss Kranichstein statt. Die 4. Ferienkurse fanden vom 9. Juni bis 10. Juli 1949 statt. Am 26. Juni erlebte dabei Henzes Apollo et Hyazinthus die Uraufführung. Am 7. Juli erklangen seine Variationen für Klavier op. 13 und am 8. Juli Wiegenlied der Mutter Gottes. Vgl. Henzes Bericht im Brief vom 20. Juni 1949.
  • "… getroffen? er hat fürtrefflich getanzt"Luipart tanzte bei der Uraufführung von Henzes Wundertheater in Heidelberg.
  • "… noch am 4. 5. 6."Hier ist nicht ganz klar, ob Henze den 4./5. Juni oder den 4.–6. Juni meint.
  • "… heinz auch schon nach st."Heinz Poll trat seine Stelle in Stuttgart nicht an; vgl. hierzu die folgenden Briefe.

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