Brief von H. W. Henze an P. Sacher, 23. Mai 1966

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Hans Werner Henze

Castelgandolfo (Roma)
Via dei Laghi, 18


Herrn
Paul Sacher
Schoenenberg
4133 Pratteln /Bl

Lieber Herr Sacher,

wie Sie inzwischen erfahren haben werden, ist leider
trotz Ihrer so liebenswuerdigen Intervention und der
Hilfe von Frau Dr. Kunz aus meinem Aufenthalt bei Bircher-
Benner
nichts geworden. Die erste Benachrichtigung traf
so spaet ein, dass ich nur noch knapp acht Tage dort
haette sein koennen, bevor ich nach London musste
(wo uebrigens die "Fiaba estrema" einen enormen Erfolg
bei Publikum und Presse gehabt hat), und die zweite Be-
nachrichtigung traf mich am Morgen meiner Abreise aus
London, von wo aus ich einfach nach Sylt gefahren bin,
um dort allerdings tatsaechlich gute medizinische Auf-
sicht und die langersehnte Erholung bekamxxxxx zu bekommen.
Holliger Gestern bin ich zurueckgekehrt und fuehle mich wieder
sehr gut, so dass Sie nun auch nicht mehr um das
Oboen-Harfen-Konzert zu bangen brauchen. Selbstver-
verständlich wird es bis Ende Juli fertig sein. Ich freue
mich sehr darueber und hoffe, es wird so schoen, wie ich
es seit Monaten ertraeumt habe.

8V 6 VA 4C 4BDurch meine Reisen habe ich auch jetzt erst gesehen, dass
Sie eine Frage wegen der chorischen Streicherbesetzung
der "Fiaba" hatten, die ich Ihnen nun nie beantwortet habe.
Nun ist ja die Zeit vergangen und die Auffuehrung hat
stattgefunden und war, wie Herr Schoell mir aus Mainz
schreibt, "ueberwaeltigend". Da ich selbst das Stueck
–2–


–2–
bisher nie mit chorischen Streichern gemacht habe,
waere nun ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir Ihrerseits
mitteilen wuerden, wie die Wirkung war und was die
Erfahrung Sie gelehrt hat.

Mit herzlichen Gruessen,
Jhr
hans werner henze

P.S. eben kommt Ihr Brief vom 16. Mai ueber Schott’s hier
an, der sich durch Obenstehendes weitgehend erledigt
hat, abgesehen von Ihrer Idee, dass die aegyptischen
Gedichte, die Sie beilegen, der spaetere Gegenstand eines
weiteren Auftrages werden koennten.

Sie muessten mir allerdings sehr viel Zeit lassen damit.

Dann habe ich noch eine andere Bitte an Sie: Waere es
nicht moeglich einen ganzen Abend mit meinen Werken
zu machen? (Eine Praktik, die sich immer mehr durch-
setzt).* Ich koennte Ihnen dazu das folgende Programm
vorschlagen: Die Urauffuehrung des Oboen-Harfen-Konzertes,
dann die Schweizer Erstauffuehrung meines neuen Chorwerkes
keinen Ch[or] "Musen Siziliens", das am 8. Oktober in Berlin uraufge-
fuehrt wird*, anschliessend eine Reprise der Sonata per archi.
"Musen Siziliens" ist geschrieben fuer zwei Klaviere,
Saal zu
klein
Blasorchester und Pauken.* Der Chorpart ist, weil fuer
einen Laienchor geschrieben, relativ einfach und in wenigen
Sitzungen zu erlernen. Wie denken Sie darueber?

D. O.

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle; Joachim Veit

Überlieferung in 2 Textzeugen

  • 1. Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
    Signatur: Korrespondenz Hans Werner Henze

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • helles Briefpapier; WZ: Roma Pentax Fabriano
    • Umfang

    • 2 Blätter
    • 2 beschriebene Seiten
    • Abmessungen: 282x220 [mm] (HxB)
    • Zustand

    • gelocht, am rechten Rand etwas bestoßen
    • Layout

    • anderthalbzeilig, halbe Leerzeile nach Absatz, kein Einzug; Rand links: 3,8 cm
  • 2. Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Hans Werner Henze
    Signatur: Korrespondenz Paul Sacher

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • Durchschlagpapier
    • beige-gelbliches Papier, Kettlinien längs: 2,3 cm
    • Umfang

    • 2 Blätter
    • 2 beschriebene Seiten
    • Abmessungen: 0x0 [mm] (HxB)
    • Zustand

    • gelocht; mehrere Korrekturspuren; beide Blätter am oberen linken Rand mit Spuren zweier entfernter Heftklammern
    • Layout

Schreibstile

Textkonstitution

  • "bekam"gelöscht durch Überschreibung
  • "… langersehnte Erholung bekam zu bekommen."Die folgenden 6 Zeilen bis zum Absatzende sind mit Bleistift mit kleinen Haken markiert.
  • " Holliger "am linken Rand hinzugefügt, handschriftlich, Bleistift, Sacher, Paul
  • "8V 6 VA 4C 4B"am linken Rand hinzugefügt, handschriftlich, Bleistift, Sacher, Paul
  • "t""z" überschrieben mit "t"
  • Folgend: handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner
  • Folgend: Typoskript
  • "e""i" ersetzt durch "e"
  • "keinen Chor "am linken Rand hinzugefügt, handschriftlich, Bleistift, Sacher, Paul
  • "Saal zu klein"am linken Rand hinzugefügt, handschriftlich, Bleistift, Sacher, Paul
  • Folgend: handschriftlich, Kugelschreiber (schwarz), Henze, Hans Werner

Einzelstellenerläuterung

  • "l"angepasst zu "1".
  • "l"angepasst zu "1".
  • "l"angepasst zu "1".
  • "l"angepasst zu "1".
  • "… sich immer mehr durch setzt)."So hatte z. B. das Konzert mit der Staatskapelle in Dresden am 21. Oktober 1966 ein reines Henze-Programm; vgl. den Kommentar in Henzes Brief vom 8. August 1964.
  • "… in Berlin uraufge fuehrt wird"Am 8. Oktober 1966 fand in Berlin ein Festkonzert zum Jubiläum der Sing-Akademie zu Berlin statt, für das Henze die "Musen Siziliens" komponiert hatte. In den Ankündigungen wird dieses Konzert als Wiederholung eines Konzerts am 20. September 1966 bezeichnet, weshalb für die "Musen Siziliens" als Uraufführungsdatum dieser Termin festgehalten ist.
  • "… zu klein Blasorchester und Pauken."Vgl. hierzu die Autobiographie, S. 262f.

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        Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

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