Brief (mit Beilage) von H. W. Henze an P. Sacher, 21. Januar 1982
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- 1982-01-01: an Enzensberger
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- 1982-03-15: an Sacher
- 1982-02-08: von Sacher
[Typoskript]
Korrespondenzadresse:
Helen Grob
Hegibachstrasse 58
8032 Zürich Tel. 01 55 27 24
Lieber Paul,
Vielen Dank für Deinen freundlichen Brief vom 17.
Dezember
, den ich erst im neuen Jahr bekommen habe.
Ich freue mich sehr über Deine Einladung, am
30. Januar oder 27. Februar 1983 das Collegium
Musicum in Zürich zu dirigieren.
H elen[sic]‡ Grob, wird
Dir in Kürze mitteilen, welchen der beiden Termine
ich annehmen kann.*
Du schreibst, es sei bereits ein Klavierkonzert
von Mozart vorgesehen und frägst mich dann, mit
welchem Pianisten ich am liebsten spielen würde.
Ist es irgendeines der Mozartschen Konzerte, oder
ist es ein bestimmtes, das man sich vorstellt ? Muss
es unbedingt ein Mozartsches Klavierkonzert sein ? Nach-
dem mir das nicht ganz klar ist, lege ich Dir hier
drei verchiedene Programmvorschläge bei. "Le Miracle
de la Rose" (imaginäres Theater) ist ein gross an-
gelegtes neues Stück von mir, das am 26. Mai in
London mit der Sinfonietta unter meiner Leitung ur-
aufgeführt werden wird, mit dem grossartigen
Klarinettisten Anthony Pay als Solist. Hier ist
auch das Problem: Wenn ich dieses mein neustes Opus
in
Zürich präsentieren‡ möchte, müssten wir wohl
diesen Solisten dafür engagieren. Das würde wohl
ausschliessen auch noch einen Pianisten für ein
Mozart Konzert einzuladen (auch würde es vielleicht
dem Publikum nicht gefallen, den ganzen Abend Solisten
zu hören) oder ? Du kannst Dir denken, dass es mir
darauf ankommt, dem Zürcher Publikum immer das Neueste
von mir vorzuführen, daher möchte ich schon gern
Korrespondenzadresse:
Helen Grob
Hegibachstrasse 58
8032 Zürich Tel. 01 55 27 24
"Le Miracle de la Rose" im Programm haben, und nicht
ein so weit zurückliegendes Stück wie die von Dir
vorgeschlagene "Cantata della fiaba estrema". (Die
Retrospektiven können noch ein bisschen warten).
Mein neues Stück ist mit technischen Schwierigkeiten
ausreichend versehen, man würde eine ganze Anzahl
Proben benötigen (und die Spieler müssten die Parts
privat vorbereiten). Die Besetzung, ausser der Solo-
Klarinette: Flöte, Oboe (auch Englischhorn und
Oboe d’amore), Heckelphon wechselnd mit Fagott, Horn,
Trompete, Posaune, Celesta-Klavier (1‡Spieler‡) Schlag-
werk (1‡ Spieler) Streichquintett.
Mir fällt gerade ein dass man (wie es z.B. in London
im Mai der Fall sein wird) den Abend auch anders machen
könnte, nämlich meine beiden Stücke "imaginären Theaters"
spielend. Das erste heisst "El Rey de Harlem" (auf ein
grosses Gedicht von Garcia Lorca) und ist für Mezzo-
sopran und 7 Instrumente, nämlich clar.[sic]‡, Tr., Pos.,
Klavier (+ Cel.) Schlagwerk (1 Spieler, aber viele
Geräte) Bratsche, Cello. Es wäre der erste Teil eines
Abends. Es würde (wie "Le Miracle de la Rose") nicht
das ganze Collegium beschäftigen, das macht es ja
vielleicht schwierig, oder ?
Ich hoffe, ich habe Dir ein paar brauchbare Vor-
schläge gemacht, und es würde mich freuen, bald
wieder von Dir zu hören (am besten über die Zürcher
Adresse).
Mit herzlichen Wünschen für das neue Jahr
Dein
hans
Hans Werner Henze
Korrespondenzadresse:
Helen Grob
Hegibachstrasse 58
8032 Zürich Tel. 01 55 27 24
Programmvorschäge
–––––––––––––––––
1. | a) Henze: |
I Sentimenti di C.Ph.E. Bach
(Uebertragung einer Klaviersonate (1778) auf konzertante Flöte und Harfe mit Streichern) (Quartett + Quintett, oder Quartett und Tutti-Streicher) |
13 Min |
b) Haydn: oder Mozart: |
Sinfonie (am liebsten "La Poule") Haffner oder Prager Sinfonie |
20–25 Mi[n] |
|
c) Henze: |
"Le Miracle de la Rose"
imaginäres Theater für einen Klarinettisten und 13 Instrumente |
40 Min |
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
2. | a) Mozart: | Maurische Trauermusik | 10 Min |
b) Mozart: | Ein Klavierkonzert als Solist würde ich mir Homero Francesch wünschen |
20–25 Min | |
c) Henze: |
"Le Miracle de la Rose"
|
40 Min |
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
3. | a) Henze: | "Le Miracle de la Rose" | 40 Min |
b) Beethoven: | 2. Symphonie | 40 Min |
___________________________________________________________________
4. | a) Henze: | "El Rey de Harlem" | 25 Min |
b) Henze: | Le Miracle de la Rose | 40 Min |
N.B. Vorschlag a) in Programm 1 und 2 könnte auch
heissen: Hans Abrahamsen (ein hochbegabter junger
dänischer Kollege) "Winternacht". Es ist für etwa 8–9
Instrumente, nicht lang (etwa 10–15 Min) und sehr schön.
Ringger
Delius […] Bruckner
"im Herzen" treu geblieben
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Elena Minetti; Irmlind Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Basel (Schweiz), Paul Sacher Stiftung (CH-Bps), Sammlung Paul Sacher
Signatur: Korrespondenz Hans Werner HenzeQuellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- Briefpapier Henze, Korrespondenzadresse Helen Grob. WZ: Runde Girlande mit einem in der Mitte gezeichneten Buchstaben „G“ und einem Umschlag.
- Faltung: 1mal quer
- 2 Blätter
- 2 beschriebene Seiten
- Abmessungen: 296x210 [mm] (HxB)
- gelocht. Heftspuren in der linken oberen Ecke beider Blätter.
- Rand links 6,5 cm; Absätze nicht eingerückt, einzeilig; Leerzeile nach jedem Absatz
Material
Umfang
Zustand
Layout
Schreibstile
-
1.Maschinenschrift.
-
2.Handschrift, Henze, Hans Werner, Filzstift/Fineliner (schwarz).
Textkonstitution
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"H elen"sic
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"… neustes Opus in Zürich präsentieren"Das "p" scheint nachträglich in das Leerzeichen eingefügt zu sein.
-
"… Celesta-Klavier ( l 1 Spieler"Kein Leerzeichen zwischen der Ziffer und dem Wort.
-
"clar."sic
-
Folgend: handschriftlich, Filzstift/Fineliner (schwarz), Henze, Hans Werner
Einzelstellenerläuterung
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"l"angepasst zu "1".
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"l"angepasst zu "1".
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"… beiden Termine ich annehmen kann."Henze bestätigt im Brief vom 15. März 1982 den Termin am 30. Januar 1983.
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"l"angepasst zu "1".
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"l"angepasst zu "1".