Brief von H. W. Henze an W. Jockisch, 17. Mai 1948
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Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1948-04-09: an Weil
Folgend
- 1949-01-01: an Jockisch
- 1955-08-09: von Sacher
[Typoskript]
Harry C. Saarbachxxxxxxxxxxxxxxxxx‡
Hans-‡Werner Henze
bunsenstr. 19a
heidelberg
17.5.48
Heute morgen beim rasieren‡ kam mir end‡lich
wieder einmal eine neue idee, von der ich
glaube, dass sie uns ein stück weiter br‡ingt
auf der suche nach einem text. im vergleich
zu anderen augenblicklichen gut eingeschla-
genen handlungen scheint mir meine idee an
bühnenwirksamkeit so stark zu sein wie"die
bernauerin"
*,"cardillac"
*,"geschichte
vom soldaten"
* und "johanna balk"
*. wir sprachen schon
einmal darüber, ich habe es jetzt noch einmal
gelesen: rouge et noir
*. ein problem von allge-
meinen interre‡sse ein stück grosser aktu-
alität* und mit der möglichkeit zu sehr freier
und grossartiger dramaturgischer verarbeitung.
bitte benachritigen‡
S‡ie mich, wenn Sie nach
heidelberg kommen, damit wir uns besprechen
können, falls Sie noch interesse haben mit
mir zu arbeiten.
es ist schade, dass wir uns in stuttgart nur
so kurz gesehen haben, da ich aber schlecht in
form war, und ausserdem‡ erst jetzt diesen ein-
fall gehabt habe, ist es ja nicht so tragisch.
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
Signatur: GW 31Quellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- beiges Briefpapier von Harry C. Saarbach
- Faltung: 1mal quer auf DinA6
- 1 Blatt
- 1 beschriebene Seite
- Abmessungen: 210x148 [mm] (HxB)
- Briefpapier mit Aufdruck von Harry C. Saarbach; alle vorgedruckten Angaben (blau) sind ausgeixt.
- keine Leerzeichen zwischen Komma und Anführungszeichen.
- handschriftliche Ergänzungen von Henze mit blauer Tinte
- Rand links: 2,5 cm, Zeilenabstand 1,2
Material
Umfang
Layout
Schreibstile
-
1.Maschinenschrift.
-
2.Handschrift, Henze, Hans Werner, Füller (blau).
Textkonstitution
-
"Harry C. Saarbach"gelöscht durch Überschreibung
-
"Mannheim, den"gelöscht durch Überschreibung
-
"Nietzschestr. 6"gelöscht durch Überschreibung
-
"Tel. 43907"gelöscht durch Überschreibung
-
"-"durchgestrichen, handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
-
Folgend: handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
-
Folgend: Typoskript
-
"s""c" ersetzt durch "s"
-
"… dr. jocki s ch !"Der ausgeixte vorgedruckte Briefkopf und der von Henze ergänzte Briefkopf sind ineinadner verschränkt: Der Name von Henze steht auf der Höhe der Telefonnummer des vorgedruckten Briefkopfs. Der handschriftlich ergänzte Straßenname rechts neben dem Straßennamen des vorgedruckten Briefkopfs. Die weiteren Angaben darunter.
-
"n""m" ersetzt durch "n"
-
"d"über der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
-
"r""t" ersetzt durch "r"
-
"e""r" ersetzt durch "e"
-
"S""s" ersetzt durch "S"
-
"m""n" ersetzt durch "m"
-
-
Folgend: handschriftlich, Füller (blau), Henze, Hans Werner
Einzelstellenerläuterung
-
"… zu sein wie die bernauerin"Henze spricht hier den Stoff "die Bernauerin" an, dessen bekannteste Bearbeitung Hebbels Trauerspiel "Agnes Bernauer" ist. Der Stoff kam für ein neues Musiktheaterprojekt allerdings nicht in Frage, da am 15. Juni 1947 das "bairische Stück" "Die Bernauerin" von Carl Orff am Stuttgarter Staatstheater zur Uraufführung gelangt war.
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"… wie die bernauerin , cardillac"Dieser Stoff, basierend auf der Novelle "Das Fräulein von Scuderi" von E. T. A. Hoffmann wurde bereits von Paul Hindemith in seiner Oper verwendet.
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"… cardillac , geschichte vom soldaten"Die berühmteste Vertonung stammt von Igor Strawinsky. Der Stoff ist zwei Märchen von Alexander Afanassjew entnommen.
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"… vom soldaten und johanna balk"Diesen Stoff vertonte Rudolf Wagner-Régeny in seiner gleichnamigen Oper.
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"… einmal gelesen: rouge et noir"Hier bezieht sich Henze auf Stendhals gleichnamigen Roman. Dieser Stoff scheint Henze länger beschäftigt zu haben, denn in einem Brief an Peter Cahn vom 8. Juli 1948 schreibt er: "heute will ich arbeiten. gleich nach diesem brief. es drängt mich sehr. inzwischen ist mir übrigens die dramaturgie von 'rouge et noir' klar geworden, sodaß ich anfangen könnte, einen text zu versuchen ..."; vgl. Peter Cahn, "Aus frühen Briefen Hans Werner Henzes", hier S. 28f.
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"… ein stück grosser aktu alität" "Rouge et Noir" behandelt u.a. die Fragen des sozialen Aufstiegs und der Rolle von Adel und Kirche und betont die große Heuchelei in der Kommunikation.
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"benachritigen"recte "benachrichtigen".