Brief von H. W. Henze an G. Weil, 9. April 1948
[Manuskript]
il y n’a pas trop des nouvelles.
Westermann m’a ecrit des choses très
gâgâs, l’administration de la culture
de Berlin a décidé de ne pas encore
donner des nouvelles commissions pour un
opéra à chambre, et Papproth a refusé
de donner les 5000.-
à l’autre côté, Schott m’a prié de ne
pas risquer un tel expériment comme
„Leonce*“ ou un autre sujet entre un
tellement bref zeitraum. probablement els
avons raison ce fois.*
alors, maintenent‡ je desirs de faire une
petite chose pour la „tribune“ – peut-etre
pour 2000 – et trois amis de J. P. sont
en travail de faire un „ballet fée chanté“
pour une occasion comme ça.
Leitner, qui j’ai vu a Stuttgart, m’a dit
qu’il ne peut pas diriger a Venice en
automne.*
R. O. Hartmann n’etait pas a Munich à tout
a l’heure. Mon concert avec la
„3me“
etait un triomphe.
Les „Kammerspiele“ me sont demander
d’écrire
„die Kaiserin von Neufundland“
une très drole Pantomine de Wedekind.*
Ma connaissance de Kortner
et‡ une
seul conversation (on m’a aussi démandé
de faire la musique pour „Hérode
*“)
avec un éclat m’a fait presque un
antisemit.
J’ai vu*un terrible ballet
„chemin de
lumière“
– copie d’un ballet
„Mirages“
qui j’ai vu a l’opéra de Paris, vieux
jeu, terrible sujet, mauvaise choréographie.
Cassandre très noble mais impotente.*
Une autre soirée a mont[r]é „
Costor[sic]‡ & Pollux“
– franchement dit, un des trois ou quatres
ballets que j’ai jamais vu tellement net
et clair et doux. J’ai dit beaucoup des
compliments a Victor Gsovsky.
Ne pas vu Stucki.
Mais vu votre ami Gu‡theim pour déjeuner, et
trouvé lui pas de grandchose aux cervelles et
nerves! lui, aussi, est très vieux jeux.
Alors je sais rien de la concrète. ta lettre etait
prèsque inlisible. Je viens pour Hannover le
22me d’Avril. Mon frère est déja marrié!
Harry va bien. Otti m’a fait nerveux a Munich,
un homme qui porte son impotence avec un air
tragique, et qui veux que les autres
penseaint‡ serieusementes à sa tragique, est un vrai con pour moi.
[Manuskript]
es gibt keine großen Neuigkeiten.
Westermann hat mir sehr verrückte Sachen geschrieben, die Kulturverwaltung von Berlin hat beschlossen, noch keine neuen Aufträge für eine Kammeroper zu vergeben, und Papproth hat sich geweigert, die 5000 zu geben;
andererseits hat Schott mich gebeten, so ein Experiment wie Leonce oder ein anderes Thema nicht in so einem kurzen Zeitraum zu riskieren – wahrscheinlich haben sie diesmal Recht. Daher möchte ich jetzt etwas Kleines für die Tribüne machen – vielleicht für 2000 – und drei Freunde von J.P. sind dabei, ein „ballet fée chanté“ für solch eine Gelegenheit zu machen.
Leitner, den ich in Stuttgart gesehen habe, hat mir gesagt, dass er nicht im Herbst in Venedig dirigieren kann.
R.O. Hartmann war bis jetzt nicht in München. Mein Konzert mit der „Dritten“ war ein Triumph.
Die „Kammerspiele“ haben mich gebeten, die „Kaiserin von Neufundland“ zu schreiben, eine sehr lustige Pantomime von Wedekind.
Kortner kenne ich nur von einem einzigen Gespräch (man hat mich auch gebeten, die Musik für „Herodes“ zu machen), das mich fast zum Antisemiten gemacht hat.
Ich habe ein schreckliches Ballett „Der Weg zum Licht“ gesehen – Kopie eines Balletts „Mirages“, das ich an der Pariser Oper gesehen habe, altmodisch, schrecklicher Stoff, schlechte Choreographie. Cassandre sehr edel aber unfähig.
An einem anderen Abend wurde Castor & Pollux aufgeführt – offen gesprochen, eines der 3 oder 4 Ballette, die ich niemals so klar, hell und süß gesehen habe. Ich habe Victor Gsovsky viele Komplimente gemacht.
Stucki habe ich nicht gesehen.
Aber Euren Freund Gutheim zum Mittagessen, fand, er hatte nicht viel im Gehirn und an den Nerven. Auch er sehr altmodisch.
Ich weiß also nichts Konkretes. Dein Brief war fast unleserlich. Ich komme am 22. April nach Hannover. Mein Bruder hat schon geheiratet.
Harry geht es gut. Otti hat mich in München nervös gemacht; jemand, der seine Unfähigkeit in Jammerhaltung herumträgt und ernsthaft erwartet, dass andere Leute sich mit seiner Tragik beschäftigen, ist für mich ein wirklicher Idiot.
Olf und Harry grüßen Dich, und den lieben Butzi auch.
h.Übersetzung von Rotraud Capelle
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle
- Übersetzung
- Rotraud Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
Signatur: GW 31Quellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- dünnes, helles Papier
- Faltung: 1mal quer auf ca. DinA6
- 1 Blatt
- 2 beschriebene Seiten
- Abmessungen: 206x146 [mm] (HxB)
- auf der ersten Seite zweimal die Schrift verwischt, auf der zweiten Seite im unteren Absatz zwischen zweiter und dritter Zeile rechts die Spur eines orangen Stifts.
- Der Schlußsatz ab "pensaient" ist auf der linken Seite, das Postscriptum auf der 2. Seite oben auf dem Kopf notiert.
- Anführungszeichen unten oben.
- keine Einzüge
- Achtung: nur wenige der französichen Akzente gesetzt
Material
Umfang
Zustand
Layout
Schreibstile
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1.Handschrift, Henze, Hans Werner, Füller (dunkelblau).
Textkonstitution
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"Costor"sic
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"u""o" überschrieben mit "u"
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"… penseaint"Die zwei- bis vierletzten Buchstaben sind korrigiert und schwer leserlich.
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"Giroudoux"sic
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"a"sic
Einzelstellenerläuterung
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"… Leonce"Vgl. hier die Autobriogaphie S. 90f.
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"… els avons raison ce fois."Vgl. hierzu Henzes Anmerkungen in der Autobiographie, S. 90f.
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"maintenent"recte "maintenant".
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"… diriger a Venice en automne."Vielleicht hatte Henze hier an eine Mitwirkung Leitners beim „XI Festival internazionale di musica contemporanea“ im Blick, dass vom 5. bis 19. September 1948 in Venedig stattfand.
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"… drole Pantomine de Wedekind ."Diesen Auftrag oder Plan hat Henze nicht umgesetzt, doch 1978 hat sein Schüler Henning Brauel eine Musik zu dieser Pantomime geschrieben.
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"et"recte "est".
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"… Hérode"Hier dürfte ‚Herodes und Mariamne‘ von Friedrich Hebbel gemeint sein, ein Stück, in dem Kortner als Herodes große Erfolge gefeiert hatte.
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"… J'ai vu"Henze berichtet hier von Aufführungen an der Münchner Oper; zum dortigen Repertoire vgl. Otto Friedrich Regner, „Das Ballettbuch“, Frankfurt/Hamburg 1954, S. 139–141.
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"… Cassandre très noble mais impotente."In München war die Choreographie von Viktor Gsovsky und die Ausstattung von A. M. Cassandre; vgl. Regner, S. 140.
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[Rotation]Abschnitt, Text im Uhrzeigersinn gedreht (90°).
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[Rotation]Abschnitt, Text im Uhrzeigersinn gedreht (180°).
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"… de Giroudoux a Darmstadt ."Laut Autobiographie S. 142 wurde dieser Plan erst in Wiesbaden umgesetzt. Vgl. zur Aufführung in der Regie von Gustav Rudolf Sellner am 27. April 1952 in Darmstadt die Kritik von Georg Hensel aus dem Darmstädter Echo, erneut abgedruckt in Georg Hensel, „Kritiken. Ein Jahrzehnt Sellner-Theater in Darmstadt“, Darmstadt 1962, S. 35–38. Sellner schreibt darin zur Musik Henzes nur: „Hans Werner Henze schrieb die spärlich untermalende Bühnenmusik; die weltliche Musik des Holofernes klang allerdings eher sakral.“ (S. 38).
Automatischer Kommentar
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"l'administration de la culture de Berlin"Zuordnung nicht eindeutig.
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"J. P."Zuordnung nicht eindeutig.