Brief von H. W. Henze an G. Weil/W. Jockisch, 21. März 1959
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[Typoskript]
Via Gen. Parisi, 6 già Nunziatella
ich weiss nicht ob Ihr‡ es schon wisst,aber die dinge haben
sich genau in der weise entwickelt wie Du bu‡tzi es voraus-
gesehenhast‡,allerdings mit der kleinen nuançe,dass durch
die absage schwetzingens (die auf grund des
dicks ’schen[sic]‡
be-
nehmens und seiner schlamperei erfolgen musste) mir viele
tausende von mark verloren gehen:die rundfunkgebuehren der
die auffuehrung uebertragenden sender (ca. 30 station[en] aus allen
laendern) ein gastspiel auf dem théatre des nations und eines
auf der biennale
kommen dazu,was ausser allem anderen auch viel
renommé bede‡ut‡et haette.*‡
es gäbe einen herrlichen Prozess, aber man ist ja nicht so‡
ich hoere auch nie was aus darmstadt,
die absage erfuhr‡ ich von dr. kehm,sellner hat mir auch|‡auf
meinen damaligen brief*‡
Dich betreffend‡
nie geantwortet.ich bin nun also in der
grotesken lage,der w‡estdeutschen erstauff. dieser vom unglueck
verfolgten oper beizuwohnen an einem ort den ich zum kotzen
finde*,und bin gezwunge‡n,mich bei herrn dicks diesem arml‡euchter
auch noch zu bedanken (fuer die hervorragende regie) was soll
man tun?*
mehr als eine sauwut habe ich eigentlich diesmal richtigen
kummer-schwetzingen war meine ganze hoffnung und ich hatte mich
darauf sehr gefreut. es ist so traurig,dass ich alle lust ver-
liere,mich noch fuer das schicksal mei‡
ner oper zu interessieren
– und dazu die schlampigkeit von schott,die wurschtigkeit.es
ist schon arg.
das alles bed‡rueckt mich denn doch sehr.parallel laeuft die
arbeit am 2. akt des homburg (fast‡ beendet,aber wer weiss ob
ob es was tau‡gt,habe schlechte g‡efuehle.) gottseidank scheint
die sonne (z.b. sitz ich grad auf der terasse[sic]‡ und tippe dort
blinzelnd mit vielen fehlern) und macht alles etwas weniger
interessant.lieber butzi es war sehr schoen Dich getroffen zu
haben*,leider haben unsere etwas weltfremden traeume sich nicht
realisiert –fast wundert es einen gar nicht.die theaterver-
haeltnisse in diesem scheissl
and‡
(ic‡h meine, jenem scheissland)
sind weitaus schlimmer als die so verrufenen hier in italien,
wo ein wort fast noch ein wort ist,und wo nicht soviel ge-
schlampt und dilettiert und angegeben wird,und wo der intellis
mu‡s noch nicht eingekehrt ist und wo stattdessen mehr die
intelligenz bevorzugt wird.wann sieht man sich?
herzlichst Euer hänschen
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Herausgegeben von
- Irmlind Capelle
- Übertragung
- Irmlind Capelle
Überlieferung
-
Textzeuge: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
Signatur: GW 31Quellenbeschreibung
- Dokumenttyp: Brief
- Briefpapier Henze
- Faltung: 2mal quer auf Dinlang
- 1 Blatt
- 1 beschriebene Seite
- Abmessungen: 280x220 [mm] (HxB)
- einzeilig, keine Leerzeichen nach den Satzzeichen
- Absatz 3 Zeichen eingerückt; linker Rand 5 cm
Material
Umfang
Layout
Schreibstile
-
1.Maschinenschrift.
-
2.Handschrift, Henze, Hans Werner, Kugelschreiber (blau).
Textkonstitution
-
"… Gen. Parisi, 6 già Nunziatella"Der Briefkopf ist auf den linken Rand herausgerückt.
-
"u""i" überschrieben mit "u"
-
"… u tzi es voraus gesehenhast"Keine Leerzeichen zwischen "gesehen" und "hast".
-
"dicks ’schen"sic
-
"e""a" überschrieben mit "e"
-
"t""r" überschrieben mit "t"
-
"*"in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
-
"es gäbe einen … ja nicht so"am linken Rand hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
-
"|"in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
-
"*"in der Zeile hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
-
" Dich betreffend"am linken Rand hinzugefügt, handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
-
"w""d" überschrieben mit "w"
-
"e""r" überschrieben mit "e"
-
"l""k" überschrieben mit "l"
-
-
"d""f" überschrieben mit "d"
-
"t""r" überschrieben mit "t"
-
"u""g" überschrieben mit "u"
-
"g""f" überschrieben mit "g"
-
"terasse"sic
-
-
"c""v" überschrieben mit "c"
-
"u""i" überschrieben mit "u"
-
Folgend: handschriftlich, Kugelschreiber (blau), Henze, Hans Werner
Einzelstellenerläuterung
-
"Jhr"angepasst zu "Ihr".
-
"erfuehr"angepasst zu "erfuhr".
-
"… den ich zum kotzen finde"Henze spricht hier von der Aufführung des "König Hirsch" in Darmstadt, die am 18. Mai 1959 Premiere haben sollte; vgl. die folgenden Briefe.
-
"… regie) was soll man tun?"Vgl. hierzu die Beschreibung der Premiere bei Hermann Kaiser, S. 172f.
-
"… schoen Dich getroffen zu haben"Von diesem Treffen zwischen Henze und Walter Jockisch ist bislang nichts bekannt.