Brief (mit Umschlag) von H. W. Henze an G. Weil, 8. April 1974

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[Manuskript]

La Leprara
00047 Marino (Roma)
8 april 74
Liebe Butza

danke Dir tausendmal für Deinen lieben brief.

ich hätte München * mit den üblichen gefühlen
von bitterkeit verlassen wenn ich nicht Dich
gesehen hätte. Dich zu sehen und zu sprechen war
eine grosse freude. so vieles hat mich an 1952
und vorher und nachher erinnert und ich habe vor, eine
Boulevard„ inszenierung an einem wichtigen platz machen
zu lassen oder selbst zu machen, in der alle diese
schönen dinge von damals (die mit Cocteau aber auch
gar nichts zu tun haben)* herauskommen*. es gibt überhaupt
bisher nur ein einziges equivalent zu unserem stück, und das
ist Paul Morriseys film „Trash„ da ist die gleiche
moralität, die gleiche atmosphere, der gleiche humor, zwanzig
jahre später! J. P. P. verdummung und die dadurch von
ihm an unserem stück verübte vergröberung ist so traurig* wie
der rauschende beifall der bewohner von Ruppelshausen.* es ist
das alles sehr kläglich und traurig. aber wir kriegen bald
eine bessere aufführung woanders.

     darf ich Dich um etwas bitten? Du weisst ja dass
eine ganze menge junger Linker im Zuchthaus sitzen und
auf ihre prozesse warten.* wir wollen uns jetzt nicht über
pro und contra ihrer strategie etc. unterhalten. ich möchte


La Leprara
00047 Marino (Roma)
2
Dich nur bitten Dir vozustellen dass die boches sie
in soundproof einzelzellen halten wo sie langsam verrückt
werden. die prozesse werden immer wieder verschoben, um
zu erreichen dass die jungen anwälte die sich um sie
kümmern*, nicht weiter können. in vielen fällen haben sich
auch die eltern von diesen kindern abgewandt.*

   es geht darum, geld zu sammeln, und ich möchte Dich
bitten, das zu tun in Deinem verwandten- und bekanntenkreise
und auch selbst was Du kannst zu schicken.

die adresse ist

Gesellschaft für Recht und Politik
die Bank:
B. S. G. Hamburg
Konto Nr. 11630243

Du solltest auf die anweisung schreiben: für die Verteidigung
der politischen Gefangenen.

Bitte hilf auch Du, liebe Butza.

sei herzlich gegrüsst
und empfange einen kuss
von Deinem
hans

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[Umschlag, Manuskript]



Svizzera

Illustre Signora,
Grete Weil – Jokisch
CH 6611
Contra / Ticino


La Leprara
00047 Marino (Roma)

Apparat

Verantwortlichkeiten

Herausgegeben von
Irmlind Capelle
Übertragung
Irmlind Capelle; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Stadtbibliothek München (D-Mst), Monacensia
    Signatur: GW 31

    Quellenbeschreibung

    • Dokumenttyp: Brief
    • Material

    • Briefpapier Henze
    • Faltung: 2mal auf DinA6
    • Umfang

    • 2 Blätter
    • 2 beschriebene Seiten
    • Abmessungen: 290x210 [mm] (HxB)
    • Layout

    • Rand: 3 cm; Einzug 1 cm

Schreibstile

    Einzelstellenerläuterung

          XML

          Dank

          Mit freundlicher Genehmigung der Hans Werner Henze-Stiftung (Dr. Michael Kerstan).

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